Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
heraushören konnte, hat Lady Malloy die Burg kurz zuvor verlassen, ohne dass jemand etwas bemerkt hat«, erklärte er, während sein Blick immer wieder zu Seamus Schwert huschte.
»Wie soll es ihr gelungen sein, die Burg zu verlassen, ohne dass sie jemand erkannt hat?«, wollte Caleb wissen und taxierte dem Mann.
»Ich habe gehört, dass sie sich wie eine Magd verkleidet haben soll, um unbemerkt zu entkommen.« Seamus zog sein Schwert und hielt es dem Krieger an die Kehle.
»Aus welchen Grund hatte Lady Malloy versucht zu fliehen? Hat man ihr hier etwas angetan?« Hastig schüttelte der Bedrohte den Kopf, achtete aber darauf, sich nicht zu hastig zu bewegen, da das Schwert immer noch seinen Hals berührte.
»Ich weiß es nicht, mein Herr, das müsst Ihr mir glauben. Lady Malloy konnte sich auf der Burg frei bewegen, ohne Einschränkung. Die Wachen wurden nur angewiesen, dafür zu sorgen, dass sie das Gemäuer nicht verlässt.«
»Wo ist Duncan?«, erkundigte sich Caleb knapp. Er konnte sich immer noch keinen Reim darauf machen, was das alles sollte. Es gab keinen einleuchtenden Grund für das, was Duncan getan hatte.
»Er hat sich sofort auf die Suche nach ihr gemacht und ist bisher nicht zurückgekehrt«, antwortete der Mann pflichtbewusst. Caleb warf Seamus einen kurzen, aber vielsagenden Blick zu.
Dass Duncan noch nicht wieder nach Dunrobin-Castle zurückgekehrt war, ließ Caleb hoffen. Anscheinend hatte sein ehemaliger Freund seine Frau noch nicht aufgespürt. Wie es schien, war es ihr bisher erfolgreich gelungen, sich vor ihm zu verstecken. Doch wie lange würde es ihr noch gelingen und was würde geschehen, wenn Duncan sie schließlich doch fand?
Sie mussten sich schnellstmöglich wieder auf den Weg machen und Janet finden, bevor es Duncan tat. Sobald die Pferde versorgt und seine Männer eine Mahlzeit zu sich genommen hatten, würden sie wieder losreiten. Caleb ging davon aus, dass Janet versuchen würde, so schnell wie möglich auf Malloy Land zu gelangen. Also würden sie wieder zurück reiten und an den Grenzen nach ihr suchen.
Er war sich auch sicher, dass Duncan dasselbe plante. Caleb konnte kaum erwarten, auf seinen ehemaligen Freund zu treffen und ihn zur Rede zu stellen.
Doch der Gedanke an Rache und Vergeltung musste warten, denn im Moment gab es nichts Wichtigeres für ihn, als seine Frau zu finden. Die Sorge um sie und das ungeborene Kind raubte ihm fast den Verstand. Janet war das raue Leben der Highlands noch nicht gewohnt. Außerdem wusste sie nicht, wie man sich in der Wildnis selbst versorgte, oder wo man einen warmen Platz für die Nacht fand. Bei dem Gedanken an die bereits eiskalten Nächte wurde Caleb regelrecht übel.
Wie musste sich seine Frau fühlen, wenn sie in der Dunkelheit umherirrte und vermutlich fürchterlich fror. Ganz zu schweigen von der Verpflegung. Er hoffte inständig, dass sie daran gedacht hatte, etwas mitzunehmen. Wasser gab es reichlich, aber Nahrung war um diese Jahreszeit so gut wie nicht zu finden, es sei denn, man konnte jagen.
Tausend Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher und machten ihn schier verrückt. War sie warm genug angezogen? Wusste sie, in welche Richtung sie gehen musste oder hatte sie sich womöglich völlig verlaufen?
Ein schmerzhafter Stich fuhr ihm durch die Brust, als er sich vorstellte, wie Janet weinend umherirrte und verzweifelt seinen Namen rief. Wieso hatte er sie allein gelassen?
Janet hatte Caleb gebeten, bei ihr zu bleiben, doch er war trotzdem losgezogen. Er machte sich furchtbare Vorwürfe. Ein Mann musste seine Frau beschützen und alle Gefahren von ihr fernhalten. Und was hatte er getan? Er hatte Janet allein zurückgelassen und jetzt war sie verschwunden.
Caleb spürte, wie Seamus eine Hand auf seinen Arm legte, und sah auf.
»Wir werden sie finden«, erklärte sein Bruder leise, aber bestimmt. Caleb seufzte und nickte.
Kapitel 11
Eine wohlige Wärme umgab mich, als ich wieder zu Bewusstsein kam. Ich öffnete vorsichtig blinzelnd die Augen und sah mich um. Mein erster Blick fiel auf den kleinen, gemauerten Kamin vor mir, in dem ein flackerndes Feuer brannte. Ich sah an mir herunter und erkannte, dass ich unter einer dicken Wolldecke lag.
Unter mir spürte ich Strohhalme, die hin und wieder unangenehm piksten. Zum ersten Mal seit meiner Flucht fror ich nicht. Ich hatte schon ganz vergessen, wie es sich anfühlte, nicht vor Kälte zu zittern.
Aus dem Augenwinkel nahm ich einen Schatten wahr und fuhr auf
Weitere Kostenlose Bücher