Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
diesem Grund machten wir uns auf den Weg zu ihm. Hier angekommen sorgte er dafür, dass wir bei Duncan Sutherland vorstellig werden durften. Er hörte sich an, was geschehen war und stimmte zu, als wir ihn baten, uns ein Stück Land zur Verfügung zu stellen, das wir bewirtschaften wollten«, erklärte Mina mit einem Lächeln auf den Lippen.
Sie sprach voller Bewunderung von Duncan und hatte ihm vieles zu verdanken. Tatsächlich beeindruckte mich die spontane Hilfsbereitschaft, die er ihr und Eamen gegenüber an den Tag gelegt hatte. Doch dann erinnerte ich mich wieder an das Hier und Jetzt. Ich entsann mich an das Gespräch, das ich belauscht hatte und an Duncans Vorhaben, mich an Lady Adelise zu übergeben. Mit einem Mal war jeder Funke Sympathie verschwunden und ich sah wieder das skrupellose Ungeheuer, das er wirklich war.
Der Ausdruck auf meinem Gesicht verfinsterte sich, als ich an Duncan denken musste und das entging Mina nicht.
»Was hast du? Man könnte meinen der Leibhaftige sei dir über den Weg gelaufen.« Ich vertrieb die düsteren Gedanken und zwang mich zu einem Lächeln.
»Es ist nichts«, versicherte ich ihr. Sie sah mich noch einen Augenblick an, sagte aber nichts mehr. Anscheinend war sie der Meinung, dass ich mich ihr anvertrauen würde, wenn ich so weit war. Darüber war ich sehr glücklich, denn ich hatte keine Ahnung, was ich ihr erzählen konnte und was ich lieber nicht in ihrer Gegenwart erwähnen sollte. Sie war Duncan dankbar und stand in seiner Schuld, was es nicht leichter für mich machte. Ich musste genau abwägen, wie viel ich Mina gegenüber preisgeben konnte. Ich wechselte rasch das Thema und sah mich interessiert im Zimmer um.
»Ihr habt es hier sehr schön«, stellte ich fest und ich meinte es tatsächlich so. Es war alles sehr einfach eingerichtet, aber gemütlich. »Wo ist dein Mann?«, fragte ich nach.
Sofort wurden ihre Gesichtszüge ganz weich und es war nicht zu übersehen, wie sehr sie ihn liebte.
»Er ist gestern aufgebrochen, um zwei unserer Rinder auf dem Markt zu veräußern. Es ist ein langer Weg und er wird erst in ein paar Tagen wieder zurückkommen. So wie es scheint, wird es ein harter Winter werden und wir haben nicht genügend Futter für alle Tiere«, informierte sie mich.
»Ich habe mich noch gar nicht bei dir bedankt«, fiel mir ein. »Danke für deine Hilfe«, flüsterte ich. Mina schenkte mir ein breites Grinsen und offenbarte dabei zwei Reihen, weißer und sehr gerader Zähne.
»Das war doch selbstverständlich«, erklärte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. Danach schwiegen wir beide eine ganze Zeit. Mina widmete sich ihrer Stickerei und ich hing meinen eigenen Gedanken nach.
Hin und wieder musterte ich sie verstohlen und musste lächeln, als ich sah, wie sie sich konzentriert auf die Lippe biss, als sie etwas sehr Filigranes in das Tuch einstickte. Mina war eine sehr attraktive Frau und hatte strahlend blaue Augen, die durch ihr dunkles Haar erst so richtig zur Geltung kamen. Ich fand sie vom ersten Moment an sympathisch und rechnete es ihr hoch an, dass sie mich nicht mit Fragen bombardierte, sondern mir die Zeit ließ, die ich benötigte.
Immer wieder tauchte das Bild von den Reitern, mit den blau karierten Plaids, vor meinem geistigen Auge auf. Hatten sie tatsächlich die Farben des Malloy-Clans getragen, oder hatte ich mir das nur eingebildet? Wenn dem so war, hatte ich mich vor meinen eigenen Leuten versteckt. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf. Nein, sicher war nur der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen und meine Augen hatten mir das vorgegaukelt, was ich mir am sehnlichsten wünschte.
Ich blickte zum Fenster. Draußen war es dunkel, doch ich hatte keine Ahnung, wie weit die Nacht bereits fortgeschritten war. Irgendwann legte Mina ihren Stickrahmen auf den kleinen Tisch neben sich, stand auf und verließ den Raum. Kurz darauf kam sie mit einer großen Schüssel zurück, die sie neben mein Lager auf den Boden stellte.
Sie zog ein Leinentuch aus einer Schublade und legte es daneben. Anschließend nahm sie einen großen Krug und goss Wasser in die Schüssel.
»Hier hast du etwas um dich frisch zu machen. Ich habe dir eines meiner Gewänder bereitgelegt«, erklärte sie und deutete auf den Stuhl, über dem ein dunkelgraues Wollkleid lag. »Ich bin müde und werde mich jetzt hinlegen. Wenn du durstig, oder hungrig wirst, weißt du ja, wo du alles findest«, sagte sie.
»Vielen Dank«, erwiderte ich. Bevor sie den Raum
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