Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
verborgen und lauschte. Da die Tür zum Wohntrakt des Hauses jedoch wieder geschlossen war, drang so gut wie kein Laut an meine Ohren. Ob Duncan Mina so lange unter Druck setzte, bis sie ihm verriet, dass ich hier war? Nein, wenn sie mich bisher noch nicht verraten hatte, würde sie es jetzt auch nicht mehr tun, da war ich mir sicher. Ich überlegte kurz, ob ich es wagen konnte, mein Versteck zu verlassen, um an der Tür zu lauschen, doch ich verwarf den Gedanken sofort wieder. Ich würde mich erst von der Stelle rühren, wenn Duncan verschwunden war.
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis Mina endlich allein zurück in den Stall kam.
»Bist du verletzt?«, fragte sie besorgt und schob das Stroh mit den Händen beiseite. Ich quälte mich aus meinem Versteck und befreite mein Kleid von unzähligen, kleinen Halmen.
»Nein, mir geht es gut, aber es war knapp«, entgegnete ich. Sie nickte, betrachtete mich jedoch von oben bis unten.
»Lass uns wieder in die Stube gehen, hier ist es viel zu kalt«, schlug sie vor. Während ich ihr folgte, fragte ich:
»Sind sie weg?« Mina blieb kurz stehen und sah mich über die Schulter hinweg an.
»Ja, aber es ist gut möglich, dass sie das Haus bewachen, weil sie mir nicht geglaubt haben«, erklärte sie und öffnete die Tür zur Küche. Mein Blick fiel auf den Kamin, in dem nun wieder ein wohliges Feuer brannte. Mina machte eine hektische Handbewegung und deutete auf einen Stuhl, der in einer Ecke stand.
»Setzt dich da hin. Diesen Platz kann man durchs Fenster nicht sehen. Nur für den Fall, dass sie uns beobachten.« Rasch tat ich was sie verlangte und setzte mich. Während sie einen Kessel mit Wasser über dem Feuer anbrachte, warf sie mir immer wieder verstohlene Blicke zu. Ich wusste, dass sie auf eine Erklärung wartete, doch ich hatte keine Ahnung, wie ich anfangen sollte. Auf der anderen Seite hatte sie Duncan nicht verraten, dass ich hier war, was hatte ich also zu verlieren.
Eine ganze Zeit sprachen wir kein Wort. Ich beobachtete, wie sie Kräuter in das Wasser gab und uns anschließend zwei Becher voll einschenkte. Als sie mir meinen Tee reichte, sah sie mir tief in die Augen, so, als könne sie darin die Antwort finden, nach der sie suchte.
»Warum suchen sie dich und weshalb hast du so furchtbare Angst vor Duncan Sutherland?«, fragte sie. Ich atmete einige Male tief durch, dann erzählte ich ihr die ganze Geschichte und ließ nichts aus.
Mina unterbrach mich nicht, während ich erzählte. Sie schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund, als ich zu dem Teil kam, an dem ich von Adelise erzählte und aus welchem Grund Duncan so versessen darauf war, mich zu finden.
»Meine Güte, du armes Ding. Was du alles hast durchmachen müssen«, stellte sie kopfschüttelnd fest. Ihr Blick wanderte zu meinem Bauch. »Und das in deinem Zustand«, fügte sie ergänzend hinzu, stand auf und nahm eine Decke, die sie mir über die Schultern legte.
»Danke«, sagte ich lächelnd und zog den dicht gewebten Stoff enger um mich. Durch den heißen Kräutertee und die Wärme der Decke fühlte ich mich so behaglich, dass ich laut zu gähnen begann.
»Du solltest dich noch etwas hinlegen und ausruhen. Es ist noch mitten in der Nacht und ich kann auch noch ein paar Stunden Schlaf vertragen«, entschied Mina, als sie sich ein Gähnen verkniff. »Morgen früh können wir überlegen, wie es weitergehen soll.« Ich war ihr sehr dankbar für diesen Vorschlag, denn ich war wirklich sehr erschöpft und unendlich müde. Ich genoss es, wieder in einem warmen Unterschlupf zu übernachten, anstatt in einer eisigen Höhle, wo ich vor Kälte kaum ein Auge zu machen konnte.
Mina überprüfte, ob die Tür verriegelt war, und begab sich anschließend in ihr eigenes Zimmer. Ich legte mich zurück auf mein Strohlager und zog die Decke bis ans Kinn. Es dauerte keine Minute, bis ich wieder eingeschlafen war.
Als ich erwachte, war es bereits hell. Das Geräusch einer zufallenden Tür riss mich aus meinem traumlosen Schlaf. Sofort war ich hellwach und die Erinnerungen an die Geschehnisse der letzten Nacht waren sofort wieder in meinem Kopf.
Mina trat in die Küche, in der Hand einen Eimer, der bis zum Rand mit Wasser gefüllt war. Als sie sah, dass ich wach war, schenkte sie mir ein freundliches Lächeln.
»Habe ich dich etwa geweckt?«, wollte sie wissen und goss Wasser in den Kupferkessel, der über dem Feuer hing.
»Ja, aber ich glaube, ich habe reichlich geschlafen«, antwortete ich und streckte
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