Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
wieder zu Mina. Bildete er sich das ein, oder war die Farbe aus ihrem Gesicht gewichen? Er trat einen Schritt auf sie zu.
»Möchtet Ihr mir nicht vielleicht doch etwas sagen?« Mina schluckte und ihre Augen huschten zur Tür, doch sie schüttelte den Kopf.
»Ich weiß wirklich nicht, wo sie ist«, versicherte sie ihm.
»Euch ist bewusst, was geschieht, wenn wir sie doch hier finden sollten?« Es bereitete Duncan sichtlich Freude, die junge Frau mit Worten einzuschüchtern. Sie trat unruhig von einem Bein auf das andere und es war nicht zu übersehen, dass Mina sich unwohl fühlte. Duncan wusste nur nicht, ob sie wirklich etwas zu verbergen hatte, oder ob es nur der Respekt vor ihm war, der sie so zappelig wirken ließ.
»Ja, das ist mir bekannt«, antwortet sie und reckte das Kinn stolz nach vorn.
»Gut«, knurrte er, drehte sich um und verließ ebenfalls das Zimmer. Mina folgte ihm. Im Gang stießen sie auf die beiden Wachen, die gerade aus dem Schlafzimmer traten.
»Keine Spur von ihr, Herr«, sagte einer von ihnen. Duncans Blick fiel auf die Tür am Ende des Flurs. Er drehte sich zu Mina.
»Ist dort der Stall?«, wollte er wissen.
»Ja, dort sind unsere Tiere untergebracht«, antwortete sie.
Duncan steuerte auf die Tür zu und wies einen der Krieger an, diese zu öffnen. Wie bei vielen anderen Bauern auch, waren Wohntrakt und Stall in einem einzigen Gebäude untergebracht.
Dies war erheblich billiger, als extra einen Stall bauen zu lassen und es hatte den Vorteil, dass man nicht erst hinaus musste, um die Tiere zu füttern oder auszumisten.
Allerdings gab es auch einige nicht so angenehme Nebenerscheinungen. Zum einen, war da der Gestank, der sich auch im Wohnbereich ausbreitete, zum anderen, war es der Lärm, den die Tiere machten. Duncan rümpfte angewidert die Nase, als er hineintrat.
»Durchsucht jede Ecke«, wies er die beiden Männer an, die sich eilfertig an die Arbeit machten. Einer von ihnen nahm die Mistgabel, die an der Wand lehnte, und steuerte geradewegs auf den Heuhaufen zu.
Kapitel 12
Ich wagte es kaum zu atmen, als ich hörte, wie sich die Tür öffnete. Als ich Duncans Stimme gehört hatte, war mir das Blut in den Adern gefroren. Ob Mina mich verraten hatte?
Wie zu Stein erstarrt, saß ich in meinem Versteck. Die kleinste Bewegung könnte mich verraten. Meine Hände wurden schweißnass und ich bekam vor lauter Panik kaum noch Luft.
Plötzlich hörte ich, wie jemand direkt auf mich zu kam. Mein Herz begann zu rasen und mein Mund wurde staubtrocken. Die Schritte näherten sich.
Im nächsten Moment raschelte das Stroh auf meiner rechten Seite und etwas streifte meinen Arm. Fast hätte ich erschrocken aufgeschrien, als ich begriff, dass es sich um eine Mistgabel handelte, die gleich darauf wieder herausgezogen wurde. Jetzt plötzlich realisierte ich erst, in welcher Gefahr ich mich befand.
Mir war klar, dass die Gabel jeden Moment wieder in den Strohhaufen stechen würde, doch ich durfte mich auf keinen Fall bewegen, auch wenn der Drang es zu tun sehr stark war.
Tatsächlich dauerte es nur einen kurzen Augenblick, bis die Mistgabel wieder neben mir landete, nochmals zu meiner Rechten.
Als sie wieder herausgezogen wurde, nutzte ich die Gelegenheit und versuchte meinen Oberkörper dorthin zu verlagern, wo das Stroh eben schon durchsucht worden war. Beim Herausziehen der Mistgabel wurde das Stroh aufgerüttelt und so würde man vielleicht nicht bemerken, wenn auch ich mich ein Stück zur Seite bewegte.
Einen Wimpernschlag später hörte ich erneut ein Rascheln und hätte um ein Haar laut aufgekeucht. Wäre ich nicht eben ein paar Zentimeter zur Seite gerutscht und hätte mich nicht nach rechts gedreht, hätten sich die rostigen Gabeln direkt in meine Brust gebohrt.
»Hier ist auch nichts«, hörte ich einen Mann sagen, der mit der Durchsuchung des Strohhaufens anscheinend fertig war. Ich schloss die Augen, atmete erleichtert durch und dankte meinem Schutzengel, dass er mich auch diesmal vor Schlimmerem bewahrt hatte.
Aber noch waren Duncan und seine Männer im Haus und somit war ich noch lange nicht außer Gefahr. Er schien völlig besessen von dem Wunsch, mich zu finden und an Adelise auszuliefern. Ich ließ meine Augen geschlossen, um mich besser auf das zu konzentrieren, was ich hörte.
Die Stimmen entfernten sich, doch ich erkannte, dass Duncan lautstark auf Mina einredete. Was er sagte, verstand ich jedoch nicht. Lange saß ich regungslos unter dem Stroh
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