Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
nickend.
»Das sollte man meinen, ist aber nicht der Fall. Er ist nur zur Stelle, wenn es ein gutes Jahr war und wir unsere Steuern an ihn bezahlen müssen«, erklärte sie grimmig.
Ich biss mir nachdenklich auf die Unterlippe, denn mir war ein spontaner Gedanke gekommen. Mina hatte mich nicht verraten. Im Gegenteil, sie half mir sogar und ich wollte mich gerne erkenntlich zeigen. Sie bemerkte meinen grüblerischen Gesichtsausdruck und sah mich fragend, mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Vielleicht solltet ihr einfach von hier weg gehen und euch woanders niederlassen«, schlug ich zögernd vor.
»Wie meinst du das?«, fragte sie nach.
»Nun ja, ihr seid ja schließlich keine Leibeigenen und habt das Recht, dort zu leben, wo ihr es gerne möchtet. Weshalb sucht ihr euch nicht einen Clan, bei dem es euch besser geht?« Mina schnaubte und lächelte gequält.
»Wenn das so leicht wäre«, seufzte sie. »Wir haben hier schon zu kämpfen, um über die Runden zu kommen. Wir leben von unseren Tieren und ein wenig Ackerbau. Hin und wieder verdiene ich ein paar Münzen als Näherin, aber das bringt uns auch nicht den großen Reichtum. Eamen ist ein guter Bauer, aber davon haben die Clans selbst genügend. Es wäre etwas anderes, wenn er Schmied wäre, oder sich als Gerber verdingen könnte. Solche Männer werden immer gesucht, ganz im Gegenteil zu normalen Bauern. Wir hätten nicht einmal genügend Geld, um das Material für ein neues Haus zu bezahlen. Nenn mir einen Clan, der uns aufnehmen würde und uns zugleich eine Unterkunft zur Verfügung stellen würde.« Ich sah ihr ernst in die Augen.
»Unser Clan wäre dazu bereit«, erklärte ich in bestimmten Tonfall. Normalerweise hätte ich eine solche wichtige Entscheidung erst mit Caleb abgesprochen, aber ich war mir sicher, dass ich mich in dieser Angelegenheit auf seine volle Unterstützung verlassen konnte. Mina sah mich mit großen Augen an.
»Ist das dein Ernst?«, fragte sie und ich konnte die Hoffnung erkennen, die in ihrer Frage mitschwang.
»Natürlich ist es mein Ernst. Ihr könntet für den Anfang auf der Burg leben. Wir brauchen immer fleißige Männer für das Vieh oder die umliegenden Felder und du könntest als Näherin arbeiten«, schlug ich vor.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das wäre einfach wunderbar«, stammelte sie und legte sich beide Hände aufs Herz, um zum Ausdruck zu bringen, wie glücklich sie darüber wäre.
Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile und erörterten, wie wir ihren Umzug nach Trom-Castle bewerkstelligen konnten, ohne dass es zu viel Aufsehen erregte. Denn wenn ich erst wieder zurück auf unserem eigenen Land war und die beiden plötzlich auf Malloy-Land übersiedelten, wäre jedem schnell klar, dass Mina mir doch geholfen hatte. Duncan würde erfahren, dass sie ihn angelogen hatte und so wie ich ihn kannte, würde er das nicht einfach so hinnehmen.
Sobald ich in Sicherheit wäre, würde ich Caleb bitten, einige Männer zu schicken, die Mina und Eamen dabei halfen, ihr Hab und Gut sicher nach Trom-Castle zu bringen. Minas Augen funkelten vor Freude, als wir alles ganz genau planten. Sie konnte es kaum erwarten, dass ihr Mann nach Hause zurückkehrte und sie ihm die freudige Nachricht mitteilen konnte.
Am späten Nachmittag widmeten wir uns dann meinem baldigen Aufbruch. Mehrere Male hatte ich brütend über der Karte gesessen und versucht, mir so viel wie möglich einzuprägen, so dass ich sie nicht ununterbrochen herausnehmen musste.
Außerdem hatte ich Mina überzeugen können, mir einige Kleidungsstücke ihres Mannes zu überlassen, denn der Weg war beschwerlich und einfacher zu bewältigen, wenn ich Hosen tragen würde. Ein zweiter Vorteil dieser Kleidung war, dass ich auf weite Entfernung nicht als Frau zu erkennen wäre.
Mina überreichte mir eine speckige Lederhose, die mich sehr an Knickerbocker erinnerte. Dazu gab sie mir dicke, kniehohe Strümpfe und ein festgewebtes, weißes Leinenhemd. Da Eamens Schuhe viel zu groß waren, musste ich meine eigenen anziehen.
Meine Haare band ich zu einem Knoten, damit sie mir nicht im Weg waren. Mina packte etwas Proviant in einen Beutel und knotete diesen sorgfältig zu. Dann zögerte sie einen Moment und musterte mich.
Schließlich ging sie zu dem Regal, nahm die kleine Flasche mit der Schierlingstinktur und die Kräutersalbe und reichte sie mir.
»Trage die Salbe mindestens einmal täglich auf, dann wird die Wunde rasch verheilen.« Etwas zögernd gab sie mir
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