Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
meine Glieder. Sie nickte und schüttete einen Schwall Wasser in die Waschschüssel neben meinem Lager.
»Hier kannst du dich frisch machen. Ich gehe unterdessen in den Stall. Mal sehen, wie viele Eier uns die Hühner zum Frühstück gelegt haben«, sagte sie mit einem Augenzwinkern in meine Richtung. »Danach werde ich mir deine Wunde am Bein ansehen und neu verbinden.« Bevor ich noch etwas entgegnen konnte, hatte sie bereits die Küche verlassen.
Nachdem ich mich gewaschen und wieder angekleidet hatte, schlich ich hinüber zum Fenster. Ich näherte mich von der Seite, um zu vermeiden, dass man mich von draußen sehen konnte. Nur für den Fall, dass Duncan und seine Männer noch immer hier waren. Vorsichtig reckte ich den Hals und sah hinaus.
Es war ein trüber, wolkenverhangener Tag, aber es regnete nicht. Die kniehohen, goldenen Gräser, die das ganze Jahr überdauerten, wurden von einem starken Wind zu Boden gepeitscht. Bei dem Gedanken, bald wieder hinaus zu müssen und dem rauen Wetter hilflos ausgeliefert zu sein, schüttelte es mich förmlich, doch ich hatte keine andere Wahl.
»Die Hühner waren sehr großzügig«, hörte ich Mina hinter mir sagen und drehte mich um. Sie hielt einen kleinen Korb in Händen, der bis oben mit braunen Eiern gefüllt war. Sofort meldete sich mein Magen und gab ein lautes Knurren von sich.
Mina band ihr Haar im Nacken zusammen und zog eine verbeulte, alte Pfanne aus einem Regal. Mich wies sie an, am Tisch Platz zu nehmen.
»Ich bin vor einer Weile hinaus gegangen, um frisches Wasser zu holen. Dabei habe ich einen kleinen Umweg gemacht und mich etwas umgesehen«, erklärte sie.
Im ersten Moment begriff ich nicht, was sie meinte, doch dann verstand ich. Sie hatte etwas in der Gegend spioniert, um in Erfahrung zu bringen, ob Duncan und seine Männer noch in der Nähe waren und uns beobachteten.
»Und?«, fragte ich neugierig.
»Ich habe nichts Ungewöhnliches festgestellt. Zwar deuten einige Spuren darauf hin, dass sie noch eine Weile hier waren, aber anscheinend haben sie aufgegeben und sind weitergeritten.«
»Sie werden nicht aufgeben und weiterhin nach mir suchen«, sagte ich leise und warf einen Blick in die Ferne.
»Deshalb müssen wir uns etwas ausdenken. Ich bin mir sicher, dass Duncan überall auf dem Weg zu den Grenzen eures Clans Männer postiert hat, um dich früh genug abzufangen. Er wird nicht zulassen, dass du Malloy Land erreichst«, teilte sie mir mit und schlug dabei einige Eier in die Pfanne.
»Sie werden mich abfangen, noch bevor ich einen Fuß auf unser Land gesetzt habe«, murmelte ich deprimiert.
»Nicht, wenn du einen Weg nimmst, mit dem sie nicht rechnen«, erklärte Mina und lächelte verschmitzt.
»Wie meinst du das?«, fragte ich stirnrunzelnd. Sie wischte sich die Hände an einem Tuch ab und setzte sich mir gegenüber an den Tisch.
»Du durchquerst das Torfmoor und gehst ihnen somit aus dem Weg.« Bei dem Wort Moor musste ich unweigerlich an einen Sumpf denken, der jeden falsch gesetzten Schritt mit dem Tod bestrafte.
»Ich soll durch ein Moor gehen?«, erkundigte ich mich ungläubig und versuchte mich zu erinnern, ob mir ein solches Gebiet aufgefallen war, als ich mit Duncan nach Dunrobin-Castle geritten war.
»Nicht weit von hier beginnt ein riesiges Moor, das sich bis zu den Grenzen eures Landes erstreckt. Dort werden sie mit Sicherheit nicht nach dir suchen, da sie annehmen, dass du einen solch gefährlichen Weg niemals nehmen würdest.«
»Womit sie auch recht haben«, sagte ich und lachte hysterisch. Mit Sicherheit würde mich niemand freiwillig dazu bringen, ein Moorgebiet zu betreten.
»Wenn du unbemerkt zurück auf euer Land willst, bleibt dir kaum eine andere Möglichkeit«, erklärte Mina.
»Oder ich ende als Moorleiche«, brummte ich und schüttelte den Kopf. Wie kam sie nur auf diese irrwitzige Idee? Mina lachte, erhob sich und nahm die Pfanne vom Feuer.
Kurz darauf stand ein Teller mit köstlichen Spiegeleiern vor mir. Dazu hatte sie noch Brot und Käse aufgetischt. Hungrig schlang ich die heißen Eier hinunter.
»Dir wird im Moor nichts zustoßen«, versicherte sie mir und nahm einen Schluck aus ihrem Becher. »Nicht, wenn du einen sicheren Weg weißt.« Ich vergaß zu kauen und starrte sie an.
»Was denn für einen sicheren Weg?« Mina stand auf und ging zu einer kleinen Kommode an der Wand. Sie zog die oberste Schublade heraus und nahm ein Stück gefaltetes Pergament, das sie neben meinen Teller auf den Tisch
Weitere Kostenlose Bücher