Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
hatte gerade einmal die Hälfte des Weges hinter mir und noch einmal fast genauso viel Strecke zu bewältigen.
Ich kam zu dem Entschluss, dass ich keine Zeit hatte, um mich selbst zu bemitleiden, und stand auf. Wenn ich das Moor erst einmal hinter mir gelassen hatte, war es nicht mehr weit, bis ich unser Land erreichen würde und die Aussicht darauf, gab mir Kraft. Ich studierte die Karte erneut. Im Augenblick befand ich mich fast genau im Zentrum des Moors, doch schon bald würde mich der eingezeichnete Weg recht nah an den Rand bringen, dort, wo fester Untergrund war. Diese Tatsache beruhigte mich ein wenig, denn ich fühlte mich mit jeder Minute unwohler, so mitten in diesem geheimnisvollen und gefährlichen Sumpfgebiet.
Vorsichtig setzte ich mich wieder in Bewegung und warf immer wieder einen Blick auf den eingezeichneten Weg, bevor ich einen weiteren Schritt machte. Es war anstrengend sich so fortzubewegen und ich konnte es kaum erwarten, wieder ungefährlichen Boden unter den Füßen zu haben.
Eine ganze Weile marschierte ich tapfer den Weg, den Eamen auf der Karte eingezeichnet hatte. Ich machte große Bögen um pechschwarz aussehende Pfützen, die hin und wieder ein lautes "Plop" von sich gaben, wenn sich eine Luftblase ihren Weg an die Oberfläche bahnte.
Irgendwann führte mich mein Weg nach links, was mir zeigte, dass ich mich dem Ende des Moors näherte und bald wieder festen Boden unter den Füßen haben würde. Ich konnte es kaum erwarten und richtete meinen Blick in die Ferne, in der Hoffnung das Ende des Torfmoors erblicken zu können.
Ich war nur für einen kurzen Moment abgelenkt und achtete nicht darauf, wo ich hintrat. Ein Augenblick der Unachtsamkeit, den ich schon den Bruchteil einer Sekunde später bitter bereute.
Ich hatte einen Schritt gemacht und wartete darauf, dass mein Fuß festen Halt fand, doch dem war nicht so. Stattdessen fühlte ich den eiskalten Schlamm, der mir das Bein nach oben kroch, während ich immer tiefer in der schlickartigen Masse versank. Vergeblich versuchte ich meinen Fuß wieder herauszuziehen, aber es gelang mir nicht. Ich verlor das Gleichgewicht und somit auch den festen Untergrund unter meinem anderen Bein. Mit wedelnden und kreisenden Bewegungen meiner Arme versuchte ich meine Richtung zu beeinflussen, doch es war zu spät. Als ich auch an meinem zweiten Bein den kalten Schlamm spürte, wusste ich, dass es kein Entrinnen mehr gab.
Ich schrie, obwohl ich wusste, dass es hier niemanden gab, der mir zu Hilfe eilen konnte, und griff in meiner Panik nach allem, was mir zwischen die Finger kam. Ich versuchte mich an einer verdorrten Pflanze festzukrallen, um mich herauszuziehen, doch die porösen Stiele rissen. Je mehr ich mich anstrengte, um mich zu befreien und dem Sog des Moors zu entkommen, desto schneller zog es mich in seine eiskalten Tiefen.
Mittlerweile reichte mir er Schlamm fast bis zu den Hüften. Ich begriff, dass mir nur noch ein paar Minuten blieben, bis die schwarze Masse mich vollends verschlucken würde und Panik überwältigte mich. Ich schrie, fluchte und heulte abwechselnd, während ich noch immer nach etwas suchte, woran ich mich festhalten konnte.
Noch niemals zuvor hatte ich so große Angst verspürt, wie in diesem Moment. Ich musste an Caleb denken und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als mir klar wurde, dass ich ihn niemals wiedersehen würde. Ich dachte an das ungeborene Kind und wie stolz er gewesen war, als er von meiner Schwangerschaft erfahren hatte.
Der Schlamm zog mich ein weiteres Stück nach unten und ich keuchte entsetzt auf. Ich befand mich schon bis zur Brust im Moor und von allen Seiten drückte die schwere, schwarze Masse auf meinen Körper. Ich hatte das Gefühl, kaum mehr atmen zu können und rang verzweifelt nach Luft. Meine Arme lagen ruhig auf der Oberfläche des Moors. Ich wehrte mich nicht mehr gegen den Sog, denn mir fehlte die Kraft.
Heiße Tränen liefen meine eiskalten Wangen hinunter. Dies waren die letzten Augenblicke meines Lebens und niemand war hier, der mir beistehen konnte.
Als der Schlamm meine Schultern nach oben kroch, schloss ich die Augen. Mein ganzer Körper wurde von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt und ich hatte furchtbare Angst.
Bestrafte mich das Universum, weil ich durch die Zeit gereist war und Caleb gerettet hatte? War dies nun der Preis, den ich zahlen musste, weil ich die Vergangenheit durch mein Eingreifen verändert hatte?
Ich spürte die eiskalte, zähe Masse an meinem
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