Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
Hals hinaufkriechen und schnappte verzweifelt nach Luft, bekam aber kaum Sauerstoff in meine Lungen. Mein Brustkorb fühlte sich an, als wäre er in eine Schraubzwinge geklemmt, die immer fester zudrückte.
Ein letztes Mal bäumte ich mich auf und ruderte wie wild mit den Händen, auf der verzweifelten Suche nach Halt. Ich sackte tiefer in das Moor, und als mein Kinn darin versank, holte ich ein letztes Mal tief Atem und hielt die Luft an.
Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Kopf. Hände packten mich grob an den Haaren und andere griffen nach meinen Armen. Ich spürte noch, wie der Druck auf meinen Körper nachließ, als mich jemand aus dem Sumpf zog. Danach wurde alles um mich herum dunkel.
Als ich wieder zu Bewusstsein kam, sah ich mich irritiert um. Wo war ich und was war passiert? Verzweifelt durchforstete ich meine jüngsten Erinnerungen, bis ich plötzlich begriff, dass mich jemand aus dem Moor gezogen hatte. Jetzt nahm ich auch die Wärme des Lagerfeuers wahr, das nur ein Stück neben mir brannte.
Man hatte mich mit einer grob gewebten Wolldecke zugedeckt und mir war angenehm warm. Ein Schreck durchzuckte mich und meine Hand fuhr unter den Stoff, in Erwartung, dass ich darunter nackt war. Doch dem war nicht so. Ich konnte deutlich den Stoff des Hemdes und der Hose ertasten, die ich trug. Seltsam jedoch war, dass beides völlig trocken war.
Ich begann an meinem eigenen Verstand zu zweifeln. Hatte ich vielleicht nur geträumt, dass ich im Moor fast zu Tode gekommen war?
Ich setzte mich ruckartig auf und sah silberne Punkte vor meinen Augen tanzen. Ich schloss sie für einen kurzen Moment und atmete einige Male tief durch. Als ich sie wieder öffnete und die drei Männer sah, die mich interessiert musterten, kreischte ich entsetzt auf.
Sofort war einer von ihnen bei mir. Er war groß, sehr stämmig und trug eine Glatze. Doch sein Gesicht wollte so gar nicht zu seiner sonstigen, ruppigen Erscheinung passen. Seine Augen waren dunkel und so groß, wie die eines Rehs und auch sonst waren seine Züge eher weich.
Er legte beschwörend einen Finger auf seine Lippen und machte mit der anderen Hand eine beschwichtigende Bewegung.
»Leise, sonst wirst du heute doch noch ums Leben kommen«, flüsterte er. Ich wusste nicht, ob er dies als Drohung, oder es als Warnung meinte, doch ich schloss den Mund und gab keinen Laut von mir. Stattdessen unterzog ich die anderen beiden Männer einer gründlichen Begutachtung. Sie waren beide in mittlerem Alter und schmächtig gebaut. Im Gegensatz zu ihrem kahlköpfigen Kollegen besaßen sie volles, schulterlanges Haar, das jedoch sehr ungepflegt wirkte. Einer war blond, der andere rothaarig. Der Blonde musterte mich interessiert, während sein Kumpel mich schelmisch angrinste und dabei eine riesige Zahnlücke offenbarte. Alle drei Männer trugen schlichte Kleidung, die an vielen Stellen schon mehrmals geflickt worden war, so wie ich es von den ärmeren Bauern kannte. Waffen trugen sie nicht bei sich, so viel ich erkennen konnte, bis auf ein Messer, das an ihrem Gürtel befestigt war.
Mein Blick wanderte wieder zu dem Glatzkopf, der dicht vor mir in die Hocke gegangen war. Er drehte den Kopf zu beiden Seiten und lauschte angestrengt. Auch ich konzentrierte mich nun auf die Geräusche in unserer unmittelbaren Umgebung, doch ich konnte nichts ausmachen, was ungewöhnlich klang. Direkt vor mir brannte ein kleines Lagerfeuer in einem Erdloch, so dass es von weitem nicht zu sehen war. Zudem standen um uns herum wilde Büsche, die einen weiteren Sichtschutz boten. Ich beugte mich stöhnend ein Stück nach vorne und hielt meine kalten Hände an die Flammen, ließ die Männer jedoch nicht aus den Augen.
Kurz darauf entspannten sie sich und der Kahlköpfige richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Er legte den Kopf schief und musterte mich eine ganze Weile, ehe er sagte:
»Was hast du hier im Moor zu suchen und weshalb bist du gekleidet, wie ein Mann?« Ich antwortete nicht sofort, sondern warf einen Blick unter die Decke, denn es war mir noch immer schleierhaft, weshalb meine Kleidung nicht nass und schlammverkrustet war. Als ich das braune Hemd und die gleichfarbige Hose erkannte, die ich trug, setzte mein Herz einen Schlag aus. Es handelte sich nicht um die Kleidungstücke, die Mina mir gegeben hatte. Der Glatzkopf räusperte sich und ich hob den Blick.
»Ich bin Patrick und das sind Lewis und Adam«, stellte er sich und seine Freunde vor. Er deutete auf mein Hemd.
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