Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
grinsend und schob sich das Stück Käse in den Mund, dass er mir eben noch angeboten hatte. Ich verdrehte die Augen.
Als eine ganze Weile vergangen war und immer noch nichts von Caleb und Kalech zu sehen war, machte ich mir langsam Sorgen. Doch Seamus winkte nur ab und versicherte mir, dass sie sicher bald auftauchen würden.
Mit einem sehr mulmigen Gefühl nahm ich schließlich doch etwas zu mir, auch wenn ich keinen rechten Appetit hatte.
Ich verlor jedes Gefühl für Zeit und es kam mir so vor, als seien schon Stunden vergangen, seit wir an unserem Treffpunkt angekommen waren. Mittlerweile konnte auch Seamus nicht mehr verbergen, dass er beunruhigt war, genauso wie Sarin, der sich Sorgen um seinen Bruder Kalech machte.
»Sie müssten längst hier sein«, sagte der junge Zigeuner und eine tiefe Falte bildete sich auf seiner Stirn.
»Vielleicht sollten wir ihnen entgegenreiten«, schlug Vargan vor, der bereits das dritte kleine Boot aus einem Stück Rinde geschnitzt hatte.
»Das ist eine gute Idee«, erwiderte ich und sah Seamus erwartungsvoll an. Alles war besser, als hier zu warten. Er erwiderte meinen Blick und seufzte.
»Ich möchte nur ungern noch weiter in Duncans Land vordringen. Hast du vergessen, dass sie auf der Suche nach dir sind? Wenn wir Caleb und Kalech entgegenreiten, wird die Chance größer, dass man uns entdeckt. Von hier aus können wir mühelos zurück auf unser eigenes Land. Außerdem könnte es gut passieren, dass mein Bruder einen Umweg nehmen musste und wir die beiden verpassen, wenn wir unseren Treffpunkt verlassen«, gab er zu bedenken.
»Ist es denn sinnvoller hier tatenlos herumzusitzen? Vielleicht brauchen sie unsere Hilfe? Was, wenn ihnen etwas zustößt, nur weil wir uns nicht aufraffen konnten, nach ihnen zu suchen? Könntest du mit dieser Schuld leben?«, entgegnete ich. Seamus Gesicht verzerrte sich zu einer schmerzhaften Grimasse. Schließlich gab er auf und nickte.
»Dann lasst uns losreiten und nachsehen, wo sie bleiben.« Ich war so flink auf den Rücken des Pferdes gestiegen, dass Seamus mich erstaunt ansah.
»Du scheinst es ja kaum erwarten zu können«, stellte er fest und schwang sich hinter mich in den Sattel. Nachdem Sarin und Vargan auch auf ihren Tieren saßen, ritten wir los.
Kapitel 16
Je mehr Zeit verstrich, ohne dass wir Caleb und Kalech fanden, umso beunruhigter wurden wir alle. Mittlerweile war es später Nachmittag.
Kurze Zeit, nachdem wir aufgebrochen waren, um die beiden Männer zu suchen, hatten wir ihre Spuren gefunden und folgten ihnen nun.
Unruhig rutschte ich im Sattel vor Seamus umher und verrenkte mir fast den Hals, damit ich die ganze Umgebung nach Caleb absuchen konnte. Insgeheim wartete ich darauf, dass mein Schwager ein paar beruhigende Worte sprach und mir sagen würde, dass Caleb nichts zugestoßen sei und die Männer sich lediglich verspäten würden, doch das tat er nicht und genau diese Tatsache ließ mich schier verzweifeln. Ich kannte Seamus gut genug, um zu wissen, was gerade in ihm vorging. Ihm war mittlerweile auch klar, dass etwas geschehen sein musste, aber er sprach es nicht laut aus. Noch nicht.
Als die Abenddämmerung hereinbrach, hatten wir eine Stelle erreicht, an der Caleb und Kalech etwas verweilt haben mussten. Sie waren jedoch nicht von ihren Pferden abgestiegen. Lediglich unruhige Abdrücke von Pferden, die auf der Stelle gingen, waren zu sehen. Warum hatten sie hier angehalten?
Ich sah mich aufmerksam um. In weiter Entfernung war eine Anhöhe zu erkennen. Nachdenklich versuchte ich meinen Blick auf eine bestimmte Stelle dort zu fokussieren und zog scharf die Luft ein. Das, was ich zuerst für die Silhouette eines Baumes gehalten hatte, bewegte sich. Seamus, Sarin und Vargan sahen mich stirnrunzelnd an und folgten meinem Blick. Als auch sie begriffen, dass dort ein Reiter stand, der uns augenscheinlich beobachtete, fluchte Seamus.
»Ich kann nur hoffen, dass dies keiner von Duncans Männern ist«, zischte er. Ich biss mir nachdenklich auf die Lippe und sah dann an Seamus Pferd hinab. Es tänzelte auf der Stelle und hinterließ fast identische Spuren, wie wir sie vorgefunden hatten.
»Ist es möglich, dass Caleb und Kalech auch diesen Reiter gesehen haben?«, fragte ich kaum hörbar. Seamus wandte den Blick zu mir.
»Wie meinst du das?«, wollte er wissen. Ich deutete auf die etwas älteren Spuren direkt vor uns und dann auf die unserer Pferde.
»Es sieht ganz so aus, als haben sie auch hier
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