Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
klang besorgt. »Kann ich dir irgendwie helfen?« Ich sah auf und drehte mich zu ihm. Nachdenklich musterte ich den jungen Zigeuner und traf eine Entscheidung. Warum ich es tat, wusste ich nicht, doch mein Gefühl sagte mir, dass ich es tun musste. Ich zog den Druidenring vom Finger und reichte ihn Sarin. Der Junge sah erst auf den Ring, dann blickte er mich verwirrt an.
»Was soll das?«, wollte er wissen. Ich legte meine Hand um seine und schloss diese zu einer Faust, so dass der Ring nicht mehr sichtbar war.
»Ich möchte, dass du ihn an dich nimmst, bis wir wieder zu Hause sind. Würdest du das tun?«
»Aber weshalb behältst du ihn nicht selbst?«, entgegnete er.
»Tu es einfach«, bat ich ihn. Sarin nickte und steckte den Ring in die Tasche an seiner Hose.
»Ich werde ihn hüten, wie meinen Augapfel«, versprach er. Ich schenkte ihm ein Lächeln, wurde aber sofort wieder ernst, als ich sagte:
»Kannst du dich noch an die Worte erinnern, die man aussprechen muss, um den Ring zu benutzen?« Er nickte, ohne zu antworten. Ich wusste, dass er es nicht vergessen hatte, doch ich musste fragen, um sicherzugehen. »Und du weißt auch noch, wie man den Ring einsetzt, um die Zeitspanne zu berechnen, die man zurücklegen will?« Wieder nickte er zustimmend. Ich erinnerte mich nur zu gut an meine letzte Zeitreise, als ich mit Seamus und Sarin zu Jarla geritten war und dort bei North Fearns den Steinkreis benutzt hatte. Die alte Frau hatte mich damals in die Geheimnisse des Ringes eingeweiht und mir erklärt, wie man ihn benutzen musste. Um die Zeit zu bestimmen, in der man ankommen wollte, musste man den Ring in einer ganz bestimmten Position am Finger tragen. Die Berechnung war überaus schwierig gewesen und hätte ich Sarin und Seamus nicht bei mir gehabt, wäre ich wohl irgendwo in der Steinzeit gelandet.
»Warum fragst du mich das alles?«, wollte er wissen. Ich seufzte.
»Bei meiner letzten Zeitreise hätte ich es um ein Haar nicht geschafft, mein anderes Ich zu besiegen. Jetzt bin ich schwanger und deshalb wird es noch gefährlicher und komplizierter sein, durch die Zeit zu reisen. Ich will erst gar nicht in die Versuchung kommen und das Leben meines Kindes womöglich riskieren«, erklärte ich. Sarin sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.
»Aber welchen Grund solltest du haben, noch einmal durch die Zeit zu reisen?« Ich zuckte die Schultern.
»Ich weiß es nicht. Es ist nur so ein Gefühl. Eine Ahnung, dass etwas Schlimmes geschieht«, sagte ich traurig. Sarin legte seine Hand auf meinen Oberarm.
»Es wird nichts Schlimmes geschehen, Janet. Ich werde auf dich aufpassen«, versicherte er mir. Noch bevor ich etwas erwidern konnte, trat Seamus an unsere Seite, in der Hand einen Wasserschlauch, den er mir reichte.
»Nimm einen Schluck, dann wird es dir besser gehen«, sagte er ruhig, aber bestimmt. Ich trank das eiskalte Wasser in großen Schlucken und fühlte mich sofort besser.
»Es geht mir schon besser«, erklärte ich und seufzte.
»Ist dir wegen der Schwangerschaft übel?«, wollte Seamus wissen.
»Und weil ich mir Sorgen um Caleb mache«, gab ich bedrückt zu. Seamus zog mich in eine feste Umarmung. Er streichelte mir sanft über den Kopf und murmelte beruhigende Worte. Plötzlich begriff ich, dass ich mit meinen Sorgen nicht mehr alleine war, und begann hemmungslos zu weinen. Meine Freunde waren bei mir und standen mir zur Seite. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich wieder so etwas wie Geborgenheit.
Sarin und mein Schwager führten mich zum Lagerfeuer zurück. Patrick reichte mir einen Becher heißen Kräutertee und nickte mir aufmunternd zu. Ich trank den heißen Tee und sah zu, wie meine Begleiter langsam zusammenpackten. Nachdem Patrick das Feuer gelöscht hatte, reichte mir Seamus die Hand, um mir aufzuhelfen.
»Wir müssen jetzt aufbrechen, damit wir unseren Treffpunkt rechtzeitig erreichen. Da wir nur drei Pferde haben und uns nicht trennen möchten, werden wir nur langsam vorankommen«, erklärte er. Ich nickte, während ich mit seiner Hilfe aufstand.
Seamus hob mich auf sein Pferd. Er selbst stieg nicht auf, sondern führte das Tier an dessen Zügel hinter sich her. Auch Sarin und Vargan gingen zu Fuß. Ich lächelte, als ich begriff, dass sie dies aus Solidarität zu den anderen Männern machten, die kein Pferd besaßen.
Auf dem Weg aus der Schlucht unterhielten sich die sechs Männer angeregt. Patrick, Lewis und Adam konnten es kaum erwarten, ihren Familien und Freunden zu
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