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Rachesommer

Rachesommer

Titel: Rachesommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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er schließlich.
    »Dürfen wir hereinkommen? Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    »Natürlich.« Der Mann öffnete die Tür vollends und trat zur Seite.
    Evelyn fiel auf, dass er humpelte. Pulaski bemerkte es ebenfalls. Für ihren Geschmack starrte er etwas zu lange auf das lädierte Bein.
    Als Evelyn ihrem »Kollegen« ins Haus folgen wollte, läutete ihr Telefon. Sie blieb unter dem Vordach stehen und warf einen Blick auf das Display. Patrick! Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätte er wohl kaum wählen können.
    »Entschuldigen Sie bitte.« Sie nahm das Gespräch entgegen. »Hallo, Patrick. Ich …«
    »Hallo, Spitzmausigel. Was ist der Unterschied zwischen einem Anwalt und dem lieben Gott?«
    »Ich kann jetzt nicht, rufst du mich bitte in …«
    »Der liebe Gott glaubt nicht, dass er Anwalt ist!«
    Sie hörte ihn lachen. »Sehr witzig. Rufst du mich bitte in einer halben Stunde nochmal an?«
    »Geht nicht. Dann habe ich einen Termin auf dem Polizeirevier. Bernecker und sein Team haben etwas Unglaubliches herausgefunden.«
    Sie starrte zu Pulaski, der neben Bolten im Türrahmen stand. Beide betrachteten sie neugierig.
    »Lynnie? Hallo? Bist du noch dran?«
    Sie nahm das Handy herunter. »Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich bin in ein paar Minuten bei Ihnen.«
    Dann widmete sie sich wieder Patrick, der wie ein Wasserfall lossprudelte.
    »Keine Ursache«, brummte Bolten.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Bolten einen Schritt in die dunkle Vorhalle machte und Pulaski ihm folgte. Kurz darauf fiel die schwere Eingangstür ins Schloss, und sie stand allein auf dem Vorplatz.
    Evelyn steckte die Hand in die Tasche ihrer Jeans und schlenderte den Kiesweg entlang, während sie telefonierte.
    »Ich nehme an, du hast deine Aussage auf dem Revier in Flensburg bereits gemacht und bist auf dem Weg nach Wien?«
    »Nein, bin ich nicht.«
    »Haben sie dich dort behalten?«
    Evelyn seufzte. »Nein, ich war noch gar nicht dort. Stattdessen bin ich nach Hamburg gefahren, und jetzt bin ich in Cuxhaven.«
    »Schon wieder?«
    Es war alles so kompliziert, und Patrick würde sie ohnehin nicht in Ruhe lassen, ehe sie ihm alles erklärt hatte. »Ich habe einen Kripobeamten aus Leipzig kennengelernt…«
    »Du warst in Leipzig?«
    »Nein, so hör mir doch zu! Ich habe ihn in einer Psychiatrischen Anstalt getroffen, und jetzt bin ich mit ihm gemeinsam an dem Fall dran.«
    »Psychiatrische Anstalt«, murmelte Patrick. »Vielleicht ist er gar kein Kripobeamter, sondern glaubt nur, einer zu sein?«
    »Lass den Blödsinn! Er ist nett.«
    Patrick war für einige Sekunden sprachlos. »Wie sieht der Kerl denn aus?«
    »Was hat das bitte damit zu tun?«
    »Sieht er besser aus als ich?«
    Sie lachte. »Oh, Gott, bist du etwa eifersüchtig? Ich fasse es nicht. Dann mach dir mal keine Sorgen, Walter Pulaski ist über fünfzig und nicht mein Typ, in Ordnung?« Obwohl er ziemlich nett ist, fügte sie in Gedanken hinzu.
    »Gipsbein hin oder her - ich hätte mitfliegen sollen«, brummte Patrick. »Kaum lässt man dich einen Tag allein, klebt dir schon ein Kerl mit Uniform an der Backe.«
    »Er trägt keine Uniform, und er klebt mir nicht an der Backe!«
    »Was treibt ihr eigentlich in Cuxhaven? Sitzt ihr in Tante Gretas Wintergarten bei einem Kaffeepläuschchen?«
    »Wir haben Doktor Alfons Bolten einen Besuch abgestattet und sind knapp davor, die Hintergründe zu …«
    »Bolten!«, entfuhr es Patrick. Schlagartig war jeder Humor aus seiner Stimme gewichen. »Ihr seid bei Bolten?«
    »Ja.«
    »Verdammt, ich habe dir verheimlicht, dass er der letzte Überlebende auf der Liste ist, damit du nicht hinfährst!«
    »Es war nicht schwer herauszufinden. Sybil ermordet die Männer der Reihe nach.«
    »Wer zum Teufel ist Sybil?«
    »Das ist jetzt zu kompliziert.«
    »Ist auch egal! Hör mir gut zu, Lynnie. Verlass das Haus, der Kerl ist gefährlich. Das ist es, was ich dir vorhin erzählen wollte.«
    Evelyn sah sich um. Sie stand mitten im Garten zwischen zwei Rosenhecken und hatte von hier einen guten Ausblick auf die Rückseite des Hauses mit der Terrasse. Sie bemerkte, dass auch hier sämtliche Metalljalousien heruntergelassen waren. »Inwiefern gefährlich?«
    »Bist du in Sicherheit? Kannst du reden?«
    »Ja, ich stehe im Garten.« Sie blickte zur Terrasse und dachte an Pulaski. Sie musste sich keine Sorgen um ihn machen. Ein bewaffneter Kripobeamter wusste, was er tat, redete sie sich ein. Trotzdem schlug ihr Herz bis zum Hals. »Inwieweit

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