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Rachesommer

Rachesommer

Titel: Rachesommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Anspielung auf die Fernsehreportage.
    Dieses Biest! Er dachte an Sonja Willhalm. Was würde sie jetzt wohl von ihm denken? Dass er einen kleinen Drachen als Tochter und bei der Erziehung total versagt hatte? Aber immerhin schienen sich die beiden gut unterhalten zu haben. Zumindest hatten sie über ihn gescherzt. Frauen! Dabei hatte er ganz vergessen, Sonja zu erzählen, dass Lesja Prokopowytsch den Mordversuch in Göttingen trotz des starken Blutverlusts überlebt hatte. Sie befand sich wieder in der psychiatrischen Anstalt Herberhausen in Doktor Pinsgers Obhut. Der Arzt mit dem Blick eines aufgeschreckten Huhns hatte ihn gestern angerufen, um ihm von ihrer Genesung zu erzählen.
    Egal, es würde noch weitere Gelegenheiten geben, um mit Sonja darüber zu reden - allein!
    »Das nächste Gespräch ist beruflich, also schwirr ab!«
    »Ja, Paps.«
    Er sah ihr nach, wie sie grinsend ihre Runden auf dem Skateboard zog.
    Mittlerweile hatte Pulaski die Bushaltestelle erreicht. Es wurde Zeit, nach Wien zu telefonieren. Er setzte sich auf die Holzbank und wählte eine Nummer, die er vor zwei Tagen per SMS erhalten hatte.
     
    Kurz nach zehn Uhr vormittags war Evelyn mit allem fertig. Sie hatte sich am Montag auch noch Urlaub genommen und war erst an diesem Morgen in der Kanzlei erschienen. Seit Stunden arbeitete sie in ihrem Büro, und nun war die letzte Schachtel voll. Sie riss das Klebeband ab und warf die Rolle in die leere Schublade.
    Ihr neues Handy klingelte. Eine deutsche Vorwahl erschien auf dem Display.
    »Evelyn Meyers«, meldete sie sich.
    »Können Sie mir eine gute Anwältin empfehlen?«
    Sie lachte. »Herr Pulaski! Wie geht’s Ihnen?« Sie warf sich in den Stuhl und legte die Beine auf den Tisch.
    »Wie sagt ihr Wiener doch immer? Ich kann nicht klagen!« Er erzählte ihr von dem Trubel der letzten Tage, bis er schließlich zum wichtigsten Punkt kam. »Seit gestern graben die Beamten mit rund einhundert freiwilligen Helfern die Dünen an der Küstengegend vor Wremen um.«
    »Werden sie Manuels Leiche je finden?«
    »Bestimmt«, antwortete Pulaski. »Die Kollegen gehen nicht gerade zimperlich mit Greta um. Sie ist ziemlich kooperativ und hat die Stelle genau beschrieben, an der sie und Bolten die Leiche des Jungen verscharrt haben. Zehn Jahre sind zwar eine lange Zeit, aber es wurden schon Tote gefunden, die länger unter der Erde lagen.« Er machte eine Pause. »Wie ist es bei Ihnen gelaufen?«
    »Die letzten Tage waren hart, aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu erzählen. Ich sprach mit Ihren Kollegen aus Flensburg wegen Smolles Selbstmord auf Sylt und mit Frau Doktor Melanie Gessler aus der Klinik in Ochsenzoll.«
    »Oh, unsere gemeinsame Freundin.«
    »Diesmal war sie sogar freundlich zu mir.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Ich habe auch meine Kaffeehausrechnung bezahlt.« Er lachte, dann wurde er ernst. »Wie geht es Sybil?«
    »Sie ist zurzeit bei Gessler in Behandlung.«
    »Und wie geht es Ihnen?«
    Evelyn seufzte. »Wenn man bedenkt, dass alles mit den Nachforschungen in zwei harmlosen Rechtsfällen begann … Aber mittlerweile ist die Wahrheit ja ans Licht gekommen. Das Bundeskriminalamt muss nun die anderen >Unfälle< aufrollen, die Sybil initiiert hat.«
    »Und auch die Morde an den drei Jugendlichen. Die Beamten haben alle Hände voll zu tun. Bei der Durchsuchung von Boltens Haus sind übrigens ein paar schreckliche Dinge ans Tageslicht gekommen.«
    Evelyn dachte an das Zimmer mit der roten Lampe, den Stofftieren und den Videokassetten.
    »Ich erspare Ihnen die Details - aber eines ist sicher: Es ist kein Schaden, dass dieser Mistkerl nicht mehr unter uns weilt.«
    Sie schwiegen eine Weile. Für einen Moment dachte sie an den Mann mit dem Kastenwagen, der sie vor zwanzig Jahren in die Jagdhütte verschleppt hatte. Wo immer er jetzt lebte - sie hatte sich vorgenommen, keinen Gedanken mehr an ihn zu verschwenden. Alfons Bolten war an seiner Stelle verbrannt und mit ihm ihr Hass und alle Schuldgefühle.
    »Erinnern Sie sich noch an das, was ich Ihnen im Krankenwagen gesagt habe?«, fragte Pulaski.
    »Als Sie im Delirium waren?«
    »Ich war vollkommen klar!«, widersprach er.
    Evelyn lachte. »Ja, ich erinnere mich.«
    »Und?«
    »Ich werde Ihren Ratschlag befolgen - aber nicht nur das. Einige Dinge in meinem Leben ändern sich gerade zum Positiven.« Sie blickte auf die zugeklebten Schachteln, die auf dem Boden ihres leeren Büros standen.
    »Das freut mich zu hören.«
    »Ich erzähle Ihnen mehr,

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