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Rachesommer

Rachesommer

Titel: Rachesommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Socken, Bücher und den Reisewecker in die Tasche. »Daran halte ich mich.«
    »Lynnie, das ist doch nicht dein Ernst!«
    »Und ob - mir war noch nie etwas so klar wie das.«
    Bonnie und Clyde zischten zwischen Patricks Beinen hindurch und sprangen mit einem Satz aufs Bett. Schnurrend vergruben sie sich unter der Decke.
    »Ich muss rausfinden, was hinter der Sache steckt«, sagte Evelyn. »Für Holobeck und mich. Falls ich es nicht tue, machen mich die Gedanken an seinen Tod und die beiden ungelösten Unfälle verrückt.«
    »Das verstehe ich, aber gib mir noch ein paar Tage Zeit, um mehr über Hockinson und diese Schiffsfahrt herauszufinden«, sagte Patrick. »Sobald wir handfeste Beweise haben, gehen wir zur Kripo und legen den Fall dar. Dann müssen sie etwas unternehmen. Beginnen wir damit, dass wir morgen früh noch einmal …«
    »Wir haben genug spekuliert. Ob und wie dieser Edward Hockinson in der Sache drinsteckt, lässt sich nicht am Telefon klären. Wenn ich ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehe, finde ich mehr raus als bei einem Telefonat.«
    »Du handelst überstürzt. Lass mich …«
    »Du hast genug getan«, unterbrach sie ihn. »Jetzt bin ich an der Reihe - und ich habe bis Montagmorgen Zeit, dann möchte mich dein Vater wieder in der Kanzlei sehen.«
    Sie ging an Patrick vorbei, um ihre Kosmetiktasche aus dem Badezimmer zu holen. Als sie den Trolley schließlich verschloss, schüttelte Patrick verständnislos den Kopf.
    »Du weißt ja noch nicht mal, wann ein Flieger geht.«
    In diesem Moment piepte ihr Handy. Die eingehende SMS stammte vom Informationsdienst des Flughafens Schwechat.
    Sie las die Nachricht. Der nächste Direktflug von Wien nach Hamburg ging um 6.25 Uhr. Eine Maschine von airberlin. . »Ich bin morgen früh um 7.50 Uhr in Hamburg«, sagte sie.
    »Lass mich dich wenigstens begleiten.«
    Sie starrte auf sein Gipsbein. »Am Sixt-Stand miete ich einen Wagen, mit dem ich nach Cuxhaven fahre.«
    »Pass bloß auf, dass dich die Radarbox nicht mit hundertachtzig Sachen blitzt, so wie Prange.«
    Typisch Patrick - wenn er nicht weiterwusste, versuchte er, witzig zu sein. Doch im nächsten Moment wurde er wieder ernst.
    »Lynnie, wie kann ich dich von dieser Reise abbringen?«
    »Bleib Tag und Nacht auf deinem Handy erreichbar«, antwortete sie.
     
    Zwei Monate zuvor
     
    31
     
    Sie hatte den Mann im Cafe angesprochen und sich an seinen Tisch gesetzt. Es war einfacher gewesen, als sie gedacht hatte. Er war Politiker, ein cleverer Kerl, hinterhältig und gerissen - sie dagegen war nur blond. Eine unschlagbare Waffe. Sie erzählte von dem Studentenheim, dass sie kein Geld mehr besitze und dringend nach Ramsau müsse. Den letzten Bus habe sie versäumt, das Ticket wutentbrannt in den Mülleimer geworfen.
    Während des Gesprächs hafteten seine Augen die ganze Zeit auf ihren Brüsten. Ihre übereinandergeschlagenen Beine, die zarte Haut ihrer Oberschenkel und der Ansatz ihrer Hüften interessierten ihn kaum. Auch nicht, als sie ihre Reisetasche auf den Schoß hob und dabei ihr Kleid absichtlich zur Seite wischte. Aber jeder Mann hatte eine Achillesferse - auch er. Die kleinen Knospen unter ihrem blauen Trägerkleid hatten es ihm angetan.
     
    Eine halbe Stunde später saß sie auf dem knarrenden Ledersitz seines Mercedes.
    »Ist Ihnen nicht heiß?«, fragte sie, während er sich anschnallte.
    Artig wie ein Hündchen betätigte er einen Knopf auf dem Armaturenbrett. Mit einem Knacks löste sich das Dach und klappte nach hinten weg. Dann startete er den Wagen.
    Sie fuhren über die Alpenstraße nach Ramsau. Nur ein kleiner Umweg. Eigentlich musste er nach Berchtesgaden. Zumindest hatte er das behauptet. Die einsamen Serpentinen waren perfekt. Sie musste nur nach der richtigen Stelle Ausschau halten.
    Während der Fahrt öffnete sie die Reisetasche und nahm den batteriebetriebenen Kassettenrekorder heraus. Ein buntes Kinderspielzeug mit großen Minni-Maus-Ohren.
    »Der Wagen hat Radio.« Er wollte bereits auf eine Taste inmitten des Displays drücken, doch sie war schneller. Ihre Kassette spielte »Summer in the City«. »Sind Sie von hier?«, fragte er.
    Statt zu antworten, begann sie mitzusingen und ihren Körper im Rhythmus des Songs zu bewegen. Als das Leder unter ihr knirschte, sang sie lauter. Der Fahrtwind zersauste ihr Haar. Sie roch den Nadelwald, die frische Erde und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
    In einer ausladenden Kurve, die im Schatten der Bäume lag, griff sie

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