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Rachesommer

Rachesommer

Titel: Rachesommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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plötzlich nach seiner Hand. »Halfan, ich muss pinkeln.«
    Er steuerte den Wagen über eine Bodenwelle an den Straßenrand. Mit einem Satz war sie draußen, lief über den Nadelboden in die Nähe eines Baumes, zog sich das Kleid bis zu den Hüften hoch und hockte sich hin. Dabei rutschte ihr ein Spaghettiträger über die Schulter.
    »Da drüben ist ein Gebüsch!«, rief er.
    »Zu spät.« Sie blickte zur Seite. Aus dem Wagen klang »Summer in the City«. Sie wusste, dass er sie sehen konnte und zu ihr herüberstarrte.
    Als sie fertig war, griff sie sich in den Schritt und roch an ihrer Hand. Gleichzeitig schielte’ sie zu ihm und bemerkte, dass er den Kopf rasch zur Seite riss.
    Sie wusste, dass sie ihn hatte.
    Als sie wieder in den Wagen stieg, war sein Gesicht gerötet. »Hast du etwa einen Steifen?«, fragte sie unverblümt. »Ich …« Die Luft blieb ihm weg.
    »Ich wette, du hast einen.« Mit einem Satz kletterte sie zu ihm hinüber und setzte sich rittlings auf ihn.
    »Oh, Jesus, ist das eine Latte!«, entfuhr es ihr, als sie seinen Ständer spürte.
    »Aber was fällt Ihnen ein …« Nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel versuchte er, sie von sich zu schieben. »Gehen Sie runter… verflucht, was soll das?«
    Sie presste ihm die flache Hand auf die Nase und rieb ihm den Uringeruch auf Lippen und Wangen. Manchmal wirkte es wie ein Aphrodisiakum.
    Plötzlich umfassten seine Hände ihre Pobacken. Sie wiegte ihre Hüften.
    »Um Himmels willen«, stöhnte er auf.
    Seine Hände wanderten hinauf. Plötzlich weiteten sich seine Augen. »Du hast kein Höschen an!«
    »Ich brauche keines«, hauchte sie.
    Eilig fummelte er an seiner Hose herum und begann, den Reißverschluss aufzuziehen. Jetzt schien es ihm völlig egal zu sein, ob ein anderes Auto vorbeifahren oder jemand sehen könnte, wie sie im Cabrio auf dem Schoß des Herrn Politikers hockte.
    Verzweifelt versuchte er, sein erigiertes Glied aus der Hose zu zerren.
    Es hatte schon viel zu lange gedauert. Sein Keuchen verursachte ihr Übelkeit. Mit einem kurzen Blick vergewisserte sie sich, dass kein Auto die Bergstraße emporkam, dann tastete sie nach dem Kassettenrekorder, der hinter ihr auf der Armaturenablage stand. Er spielte längst den nächsten Song.
    »Oh Mist, rutsch ein bisschen rüber«, keuchte er.
    Sie nahm das Radio und schlug ihm die Kante mit voller Wucht an die Stirn.
    Die Bewegung der Spulen erstarb, »Knockin on Heaven’s Door« verstummte. Seine Augen brachen. Langsam sank sein Kopf auf die Nackenstütze.
    Es war leichter gewesen als erwartet.
     
    Sie lockerte die Handbremse, legte ihm das Minni-Maus-Radio in den Schoß, nahm ihre Reisetasche vom Beifahrersitz und stieg aus dem Wagen.
    Der Mercedes rollte bereits, als sie die Tür zuschlug. Sie musste nicht einmal anschieben. Vorsichtshalber ging sie von der Straße. Immer noch war weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen.
    Der Mercedes kam vom Asphalt ab und rollte über den Nadelboden auf den Abhang zu.
    Sie sah noch, wie der Kotflügel an einem Felsen entlangschrammte und sich der Airbag öffnete. Dann kippte der Wagen über die Kante in die Schlucht.
    Sie wusste nicht, wie tief das Auto fiel, doch es konnte nicht weit sein. Der Aufprall folgte unmittelbar nach dem Sturz.
    Ihre Kassette!, schoss es ihr durch den Kopf.
    Sie steckte noch im Rekorder.
    Sollte sie das Band holen? Unschlüssig sah sie sich um. Es war zu riskant. Jemand könnte sie sehen, doch andererseits …
    Da drang fernes Motorengeräusch über den Hügel zu ihr. Einige schwere Maschinen kamen im Konvoi die Straße hinauf. Vergiss die Kassette, dachte sie.
    Rasch schlüpfte sie aus den Stöckelschuhen und lief auf dem Forstweg in den Wald. Wenige hundert Meter weiter unten parkte ihr Wagen auf einer Lichtung…
     
    Donnerstag, 18. September
     
    32
     
    Die Maschine von airberlin landete zehn Minuten früher als geplant in Hamburg.
    Vom Flughafen bekam Evelyn nicht viel zu sehen. Kurz nach der Ankunft hastete sie bereits durch das Parkhaus zu ihrem Sixt-Leihwagen, einem Audi mit Klimaanlage, CD-Player und Navigationssystem. Der Mann vom Sixt-Stand hatte befremdet den Mund verzogen, als sie ihm erklärte, dass sie noch nicht wisse, wie lange sie das Auto benötige und wo sie es schließlich zurückgeben werde. Nachdem alle Papiere unterzeichnet waren, erhielt sie endlich den Schlüssel.
    Während Evelyn aus dem Parkhaus fuhr, berechnete das Navigationssystem zwei Routen nach Cuxhaven. Die kürzere, südliche

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