Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
Vom Netzwerk:
Sie?«
    »Spielen Sie gerade eine Rolle?«
    »Natürlich nicht.« Tara hob die Arme, um ihre Haare zurückzuwerfen, wobei ihr T-Shirt hochrutschte und ihr blanker Bauch mit einer ganzen Reihe von blauen Flecken zum Vorschein kam.
    Jo starrte darauf, doch Tara zog das Shirt schnell wieder herunter. »Mein Sohn wurde entführt. Er ist krank. Was muss ich denn noch tun?«
    Jo lehnte sich vor. »Hat jemand Sie vor Kurzem misshandelt?«
    »Nein! Ich bin irgendwo eine Treppe hinuntergefallen, das ist alles.«
    Jo nahm achselzuckend Jacke und Handtasche. »Falls ich herausfinde, dass Sie mich angelogen haben, bin ich weg. So – essen Sie das jetzt auf oder nicht?«
    Tara schüttelte den Kopf.
    »Okay, fangen wir an.«
    Jo hätte zum Revier zurückgehen und sich einen Dienstwagen nehmen können, aber die Tankstelle, von der Presley verschwunden war, lag nur ein paar Straßen weiter, und bei dem herrschenden Verkehr hätte es eine Viertelstunde gedauert, um dorthin zu fahren.
    Fünf Minuten später waren sie da. Die Tankstelle der Kette Ever Oil grenzte auf der einen Seite an eine Metha donklinik, auf der anderen an ein Obdachlosenheim und einen schmuddeligen Pub und hinten an einen ausladenden Block mit Sozialwohnungen. Was Orte betraf, an denen man einen Dreijährigen verlieren konnte, war der hier der reinste Albtraum.
    Es bestürzte Jo zu sehen, dass der Betrieb einfach normal weiterging nach einem so ernsten Delikt, ohne jedes Anzeichen dafür, dass ein Bereich polizeilich abgeriegelt gewesen war. Noch nicht einmal eine Straßensperre war errichtet worden, um vorbeikommende Autofahrer zu befragen.
    Sie zählte sechs Zapfsäulen auf dem Platz – alle benutz bar bis auf eine –, vor denen sich bereits Schlangen bildeten.
    Tara stöhnte plötzlich auf, rannte zu einer Ecke am Rand des Geländes und entleerte ihren Mageninhalt hinter ei nem dürren Busch. Jo folgte ihr und legte ihr eine Hand auf den Rücken. »Geht’s wieder?«
    »Tut mir leid«, sagte das Mädchen, »die Benzindämpfe haben mich gerade an alles erinnert … Oh Gott, mein armer kleiner Junge.«
    Jo stützte sie am Arm. »Zeigen Sie mir, wo es passiert ist.«
    Tara atmete ein paarmal tief durch und deutete dann mit zittriger Hand auf die Stelle, wo sie geparkt hatte, nicht weit von den Überwachungskameras und dem Eingang zum Shop.
    Jo ging hinüber zu der Kundentoilette und drückte den Türgriff herunter. Sie war abgeschlossen. Danach führte sie Tara um die Ecke zum Eingang, durch die doppelverglaste Tür, die auf Tritthöhe mit einer geriffelten Metallplatte verstärkt war.
    Für einen Minimarkt war der Laden ziemlich deprimierend. An der Decke fehlten stellenweise die Kacheln, so dass Kabel und Drähte frei lagen, das Angebot war spärlich, und er hatte dringend einen frischen Anstrich und gründliches Saubermachen nötig.
    »Der war gestern Abend auch da«, sagte Tara und deutete mit dem Kopf auf die mit Plexiglas geschützte Theke.
    Jo betrachtete den Muslim an der Kasse. Er hatte einen langen, krausen Bart und eine Häkelkappe auf dem Kopf. Im Moment stand niemand an, und der Mann machte offenbar Kassensturz, soweit sie es erkennen konnte.
    Er bemerkte sie, streifte Tara mit einem Blick und wandte sich wieder seiner Tätigkeit zu. Jo gefiel sein Benehmen nicht. Wenn ein kleiner Junge vom eigenen Betriebsgelände geraubt wurde, fragte man doch wohl die Mutter bei der nächsten Begegnung, wie es ihr ging.
    Sie marschierte auf ihn zu, vorbei an den Regalen mit Männermagazinen. Der Mann zählte weiter.
    Jo hielt ihren Polizeiausweis an die Scheibe. »Alkohollizenz, bitte.«
    Er schnaubte.
    »Und den Schlüssel zur Außentoilette, wenn Sie schon dabei sind.«
    »Ist nur für Kunden.« Sein Akzent war pures Zentral-Dublin.
    »Habe ich gesagt, dass ich sie benutzen will?«
    Er rollte mit den Augen und ging nach hinten. Ein paar Kunden begannen sich inzwischen anzustellen, während Jo durch die Kontakteliste in ihrem Handy scrollte. Sie wählte Fred Oakleys Nummer.
    »Oakley«, meldete er sich.
    Jo musste sich beherrschen. Sie hörte es, wenn jemand sich im Liegen meldete – so viel zu Dans Behauptung, er sei unterwegs, um die Straßen zu durchkämmen.
    »Fred, hier ist Jo Birmingham.«
    Er grunzte auf eine Art, die sie zu der Vermutung veranlasste, dass Dan ihn bereits vorgewarnt hatte.
    »Der Fall des vermissten Jungen von gestern Abend. Wie weit sind wir damit?«
    Er zögerte. »Ich verfolge ein paar Hinweise. Was geht Sie das an?«
    »Ich stehe

Weitere Kostenlose Bücher