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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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das Armaturenbrett legte.
    Sexton bedeutete ihm, von der Bushaltestelle wegzufahren, und Murray hob begütigend die Hände. »Ich wollte sowieso gerade los.«
    Sexton überzeugte sich davon, dass die Mutter ihren Buggy wieder sicher auf den Gehweg geschoben hatte, bevor er seinen Bekannten näher in Augenschein nahm. Murray sah eher wie ein Investmentbanker aus als wie ein ehemaliger Cop, der den Job hingeschmissen hatte, um Türsteher zu werden. Er war höchstens dreiunddreißig, hatte zurückgegeltes Haar wie Frankie Dettori und auch den grässlichen Geschmack des Jockeys bei Hemden. Bei der Polizei war er vor ein paar Jahren ausgestiegen, weil ein Nebenjob bei einem Sicherheitsdienst sich als lukrativer erwiesen hatte. Inzwischen hatte er seine eigene Firma, und das Geheimnis seines Erfolgs schien seine Einstellungspolitik zu sein. Seine Angestellten waren ausnahmslos Expolizisten, die er abgeworben hatte, weil sie sich mit dem Gesetz auskannten und – wie Sexton argwöhnte – wussten, wie man es am besten umging. Murray hatte sich auch bei ihm, Sexton, als Headhunter versucht, um die Zeit von Mauras Tod herum, aber er war damals nicht in einem Zustand gewesen, in dem er noch mehr seelischen Aufruhr verkraftet hätte, also hatte er abgelehnt. Nach der Größe von Murrays goldenen Manschettenknöpfen zu urteilen, war das ein Fehler gewesen – der Kerl schwamm offensichtlich im Geld.
    »Was machst du überhaupt hier?«, fragte er ihn.
    Murray zuckte nicht mit der Wimper. »Ich musste kurz halten, um einen Anruf auf dem Handy anzunehmen.«
    Sexton beäugte die teure Freisprechanlage und Murrays Brieftasche auf dem Armaturenbrett. »Tatsächlich?«, sagte er. »Du bist nicht zufällig mit Imogen und Jeff Cox bekannt, oder?«
    Murray rutschte unbehaglich auf seinem Sitz herum. »Nee. Wieso?«
    »Imogen Cox ist heute Vormittag erschlagen worden.«
    Murray machte ein überraschtes Gesicht. »Ermordet?«
    »Du kennst sie demnach?«
    Murray rieb sich die Stirn. »Ja, um ein paar Ecken, über einige ihrer Models. Die gehen in einem der Clubs, für den ich arbeite, ein und aus.«
    »Wo ist das?«, fragte Sexton.
    »Jesus, solltest du mir jetzt nicht meine Rechte vorlesen?«, entgegnete Murray halb im Scherz. »Der Blizzard, der Nachtclub im Triton. Imogens Mädchen haben alle VIP -Pässe. Wenn sie kommen, kommen auch die Kerle.« Er guckte auf seine klobige Armbanduhr. »Gott, so spät ist es schon? Ich muss jetzt wirklich weiter.«
    »Ich dachte, du arbeitest nachts«, sagte Sexton.
    Murray grinste und wechselte das Thema. »Ich wette, an regnerischen Tagen wie diesen bereust du es, dass du mein Jobangebot abgelehnt hast. Siehst aus wie ein begossener Pudel.«
    Sexton nahm sich ein Papiertaschentuch für seine triefende Nase aus der Box, die Murray zwischen den Sitzen stehen hatte – duftend weich und griffbereit. Er schnäuzte fest hinein.
    Murray grinste noch immer. »Weißt du, ich kann jederzeit gute Leute gebrauchen. Ich mach dir einen Vorschlag: Triff dich doch heute Abend auf ein Glas mit mir, dann können wir darüber reden.«
    Sexton war in Gedanken immer noch bei der Brieftasche auf dem Armaturenbrett und was sie bedeutete. »Warum sollte ich das tun?«
    Murray rieb sich die Hände. »Weil ich ein paar Mädchen mitbringen werde. Wollen doch mal sehen, ob wir dich nicht mit vereinten Kräften zu einem Entschluss bringen können, den du nie bereuen wirst.«
    Sexton seufzte. »Okay«, sagte er gedehnt. »Wo und wann?«
    »Sagen wir um acht in der Bar vom Triton-Hotel? Ich bin danach an der Tür zum Club.«
    »Dem Blizzard?«, fragte Sexton.
    »Genau.«
    Sexton nickte und zog am Türgriff. »Wie fährt der sich eigentlich?«, fragte er beim Aussteigen.
    »Kumpel, das erspar ich dir lieber«, sagte Murray und fuhr auf die Straße. »Bis heute Abend.«

18
    Der Anwalt hieß George Hannah und war körperlich das genaue Gegenteil vom King: eins fünfundsechzig groß und maximal dreiundsechzig Kilo schwer. Der King maß auch nur eins fünfundsiebzig, wog aber das Doppelte. Hannah trug einen dunkelblauen Anzug mit weißem Hemd und weißer Satinkrawatte, der King Jeans, Turnschuhe und ein schwarzes T-Shirt, das aussah, als hätte jemand darauf herumgekleckst.
    Das Gefängnis bereitete Hannah offensichtlich Unbehagen. Er hielt sich eine Aktenmappe vor die Brust, auf diese defensive Art, wie es sonst nur Rechtsanwälte vor Gericht tun, und versuchte, jeglichen Augenkontakt zu vermeiden. Der King trug eine Plastiktüte von

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