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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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glatzköpfigen Kerl. Der Nächste in der Warteschlange war ein nervös aussehender Mann im Anzug. Der dritte ein alter Mann, den Jo zuvor auf dem Band mit den Tankenden nicht bemerkt hatte. Sie fragte sich, wie lange er sich schon dort aufhielt und welches der Fahrzeuge ihm gehörte. Tara stellte sich hinten an. Kurze Zeit später kam ein Jugendlicher hinzu, dessen Gesicht unter seiner Kapuze verborgen war.
    Wenige Sekunden danach erschien der Camper-Fahrer.
    Jo beobachtete, wie der Tumult losging, ganz nach Taras Beschreibung, und der Glatzkopf mehrere Getränkedosen zur Kasse hin schleuderte. Sie sah Tara ihren Autoschlüssel auf das Schaufenster richten, offensichtlich um den Autoalarm auszulösen. Dann sprang der Hund des Glatzkopfs den Mann in dem Anzug an und zerfleischte sein Bein – es war der Pädophile Tom Burke. Tara machte plötzlich kehrt und rannte hinaus, wobei sie beinahe mit einer Frau mittleren Alters mit langen braunen Haaren und einer Sonnenbrille im Stil der Sechzigerjahre zusammenstieß.
    »Wo kommt die denn auf einmal her?«, überlegte Jo laut und sah prüfend auf ihre Skizze. »Etwa aus dem Jaguar?«
    Wie aufs Stichwort griff die Brünette in eines der oberen Ladenregale. Perfekt gepflegte Fingernägel mit weißer French Manicure angelten etwas herunter.
    »Bingo!«, sagte Jo und hielt das Bild an.
    Die Frau hatte eine würfelförmige Packung mit der gut lesbaren seitlichen Aufschrift »DryNite« in der Hand.
    Für Jo sah alles danach aus, dass Tara Parker Trench die Wahrheit sagte.

17
    Sexton lehnte an einer Bushaltestelle gegenüber dem Bank automaten in Sandymount – einem grünen Vorort auf Dublins Südseite – und hielt die Augen offen. Er war der Einzige, der dort wartete, und trat einen Schritt zurück, als ein Doppeldeckerbus heranfuhr, direkt in eine tiefe Pfütze hinein, sodass es ordentlich spritzte und seine Hose und die Socken durchnässt wurden. Toll, jetzt kann ich mich obendrein auch noch auf Frostbeulen freuen , dachte er.
    Es war halb vier, und er beschloss, seine Observierung maximal noch eine Minute fortzusetzen. Er hatte Jo immer noch nicht erreicht, und irgendwie war er heute einfach nicht richtig bei der Sache. Die Einzigen, die bisher ein flüchtiges Interesse an dem Geldautomaten gezeigt hatten, waren ein paar auf dem Nachhauseweg herumalbernde Schulkinder gewesen. Jetzt schob gerade eine gehetzt wirkende Mutter ihren Buggy darauf zu. Sie machte den Eindruck, als hätte sie einen ähnlich guten Tag wie er. Der Regenschutz über ihrem Baby wurde von einem Windstoß aufgebläht, und als sie sich danach reckte, kippte der Kinderwagen durch das Gewicht der an den Griffen hängenden Einkaufstaschen beinahe um.
    Sexton holte sein Handy aus der Jackentasche, um es noch einmal bei Jo zu probieren, musste jedoch feststellen, dass das verdammte Ding ebenfalls eine Dusche abbekommen hatte. Er schüttelte es, aber es gab keinen Mucks von sich. Ein anderes war ihm einmal aus der Tasche gerutscht und ins Moor gefallen; es hatte sich nach ein paar Tagen Trocknen wieder erholt, also hoffte er, dass auch dieses wieder funktionieren würde, aber für heute konnte er es vergessen. Leck mich am Arsch, ich geb’s auf , dachte er. Er hatte die Schnauze voll.
    Als er gerade auf seinen Wagen zugehen wollte, hielt ein großer, glänzender, nagelneuer Audi-Jeep direkt neben dem Geldautomaten und versperrte den Gehweg, sodass die Mutter mit dem Kinderwagen gezwungen war, auf die Busspur auszuweichen, damit sie um ihn herumkam. Jetzt wurde Sexton richtig stinkig. Sie sah aus wie eine gute Mum und hatte dem Kind gerade die Nase geputzt, als der Jeep auf den Bürgersteig ausgeschert war. Es war das Letzte, dass sie sich und ihr Kind in Gefahr bringen musste, weil so ein selbstsüchtiger, bequemer Lümmel keine Lust hatte, einen Parkplatz zu suchen.
    Sexton beschloss, ihm einen Strafzettel zu verpassen. Wenn er unter vierzig war, würde er ihn obendrein wegen gefährlichen Fahrverhaltens drankriegen. War er unter fünfunddreißig, nahm er ihm die Karre weg.
    Er klopfte an das Fahrerfenster. Dazu musste er sich selbst auf die Straße stellen, doch so konnte der Typ wenigstens nicht flüchten, ohne ihn über den Haufen zu fah ren. Als das Fenster heruntergelassen wurde und der Mann ihn angrinste, verdrehte Sexton die Augen, ging zur Beifahrertür herum und stieg ein.
    »Hallo, Gav, wie läuft das Geschäft?«, sagte Murray Lawlor, der ein Portemonnaie vom Beifahrersitz genommen hatte und es auf

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