Rachespiel
darauf vorbereiten.«
Dorothy schloss die Augen und nickte resigniert. Sie griff in ihre Tasche und zog ein winziges Plastikband hervor, das sie ihm gab. Es war Sals Erkennungsarmband aus dem Krankenhaus, kaum drei Zentimeter im Durchmesser.
»Dann nimm das hier auch an dich. Vielleicht kannst du es ihr zeigen, wenn du ihr von mir erzählst?«
Er nahm es, las Sals Namen darauf.
»Ich habe es aufgehoben, um mich daran zu erinnern, wie winzig sie war. So denke ich gern an sie – wie sie am Anfang war, als alle sie noch behandelt haben, als wäre sie normal, weil man es ihr nicht ansah. Mein Arzt meinte, ich hätte an einer postnatalen Depression gelitten – wusstest du das? Er sagte, deswegen wäre es für mich so schwer gewesen, damit zurechtzukommen.«
Foxy hatte einen Anfall von schlechtem Gewissen. »Pass auf, du musst morgen ganz früh hier weg. Sei mir nicht böse, aber ich muss überlegen, was das Beste für Sal ist.«
33
Sexton stand in der Hotelsuite, in die sie sich zurückgezogen hatten, unter der Dusche, hielt das Gesicht in den dampfenden Wasserstrahl und seifte sich unter den Armen ein, während er mit einem Auge ständig zur Tür hinschielte, die er nur angelehnt hatte. Es war kurz vor elf Uhr abends, und er hatte Taras Beharren darauf, dass er duschte, nur nachgegeben, weil sie völlig panisch und davon überzeugt war, dass man sie beobachtete. Sie sagte, Presleys Leben sei in Gefahr, wenn sie nicht den Schein aufrechterhielten, dass sie gleich Sex miteinander haben würden. Sie hatte sich bereit erklärt, ihm alles zu sagen, wenn er zuerst die üblichen Verrichtungen eines Freiers hinter sich brachte.
Also spielte er mit, um sie zu beruhigen. Es hatte keinen Sinn, mit jemandem zu debattieren, der auf Drogen war, und sie war eindeutig auf irgendwas, total paranoid, und schnatterte pausenlos. Doch einiges von dem, was sie ihm unterwegs im Aufzug über die Fußballer in der Bar gesagt hatte, hatte ihn davon überzeugt, dass sie reinen Tisch machen wollte. Wenn er es richtig anstellte, glaubte er, konnte er diesen Fall bis zum Morgen aufgeklärt haben. Tara hatte sogar ihr Kleid und die Schuhe abgestreift und ihm gegeben, als Versicherung, dass sie nicht das Weite suchen würde, sobald er ihr den Rücken zukehrte.
Er drehte die Kappe von einem dieser Mini-Shampoo-Fläschchen auf und wusch sich die Haare, spülte das Shampoo schnell aus und stieg aus der Dusche. Jetzt roch er nach Erdbeeren. Er schüttelte das Wasser aus seinen Haaren, während er sich abtrocknete. An der Tür hing ein Bademantel, den er überzog. Er war ihm zu klein, sodass er sich wie ein Trottel fühlte, aber wenn das Ganze Tara zum Reden brachte, war es die Sache wert.
Sexton wischte über den beschlagenen Spiegel und kämmte seine Haare mit den Fingern zu einer Igelfrisur, um jünger zu wirken oder wenigstens hipper. Er sah nicht schlecht aus, fand er, jedenfalls hatte er nie Probleme gehabt, Frauen kennenzulernen, bevor er geheiratet hatte. Seit Mauras Tod hatte er sich einfach nicht mehr die Mühe gemacht, es zu versuchen. Trotzdem, eine Frau wie Tara hätte unter anderen Umständen keinen zweiten Blick an ihn verschwendet.
Er ging zurück in das dunkle Schlafzimmer. Sie lag quer über dem Himmelbett, trug nur noch Strapse und die Strümpfe. Ihre Brüste waren ein bisschen zu groß für seinen Geschmack, aber alles in allem war sie makellos.
»Okay, ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten«, sagte er und rubbelte sich mit dem umgehängten Handtuch den Hinterkopf.
Tara antwortete nicht, reagierte auch sonst nicht.
Sexton ging näher heran und versuchte, in dem Schum merlicht zu erkennen, was los war. Dann sah er es. Ein Rinn sal Erbrochenes lief ihr aus dem Mundwinkel. Er legte zwei Finger an ihren Hals und wartete mit angehaltenem Atem. Ihr Puls war noch vorhanden, aber sehr schwach. Tara Parker Trench war nicht nur bewusstlos, sondern in einem wirklich schlimmen Zustand.
34
Es ging auf Mitternacht zu, als Jo ihren Wagen über die East-Link-Mautbrücke in Richtung Zentrum steuerte. Segelzeug schlug klimpernd an die Masten der Jachten im Bootshafen, während die andere Brückenseite die bevorzugte Stelle der Stadt für Selbstmordsprünge in den Tod war.
Sie fuhr an den heruntergekommenen Hafenspeichern vorbei, die vereinzelt am North Wall Quay standen, und grübelte über das nach, was sie gerade aus Jeff herausbekommen hatte. Wenn Tara tatsächlich von einer Gruppe von Männern vergewaltigt und die Tat
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