Rachespiel
»Also, wen wolltest du hier besuchen?«
Sie nahm sich einen Keks. »Dich natürlich.«
»Hattest du vor, vorher anzurufen?«, fragte er bestürzt und überlegte, was er wohl Sal gesagt hätte, wenn sie ihrer Mutter die Tür aufgemacht hätte.
»Ja. Ich hab ganz schön Bammel, warum soll ich dich anlügen. Nach alledem, was war.«
Foxy runzelte die Stirn. Es kam ihm wie ein Verrat an seiner Tochter vor, sich jetzt daran zu erinnern, was für ein Schlag es gewesen war, als sie von ihrer Behinderung erfahren hatten. Sie hatten mit nichts Bösem gerechnet, und dann der Schock, die Ärzte und Schwestern um den Beobachtungstisch herum tuscheln zu sehen, nachdem Sal zur Welt gekommen war. Foxy wusste noch, wie man ihnen sagte, dass die Ohren ihrer Tochter ein bisschen tief saßen und dies auf den Chromosomendefekt Trisomie 21 hindeuten könne: Downsyndrom.
Dorothy war verzweifelt gewesen. »Es wird alles gut«, hatte er ihr versprochen. »Sie ist wunderhübsch. Sie ist unsere entzückende Tochter.« Aber so schwer, wie Dorothy die Nachricht aufnahm, hatte er schon gewusst, dass für sie nichts gut werden würde.
»Erzähl mir, wie es dir ergangen ist.« Sie legte ihm eine Hand aufs Knie.
Er starrte darauf. »Gut. Viel zu tun.«
»Irgendwelche Frauen, von denen ich wissen sollte?«
Foxy stand auf. »Weißt du, dass du mich noch nicht ein einziges Mal nach Sal gefragt hast, seit du hier bist?«
»Na ja, du hättest es mir doch gesagt, wenn was mit ihr nicht stimmen würde – noch was anderes, meine ich.«
»Es stimmt alles mit ihr. Sal ist Sal. Sie ist immer noch wunderhübsch. Immer noch einzigartig. Du hast mich nicht gefragt, was sie an Samstagen am liebsten unternimmt, oder was sie gern isst oder nicht mag, was für Fernsehsendungen sie gern sieht … Solche Sachen.«
»Ich dachte nicht, dass sie …«
»Was? Dass sie fühlen und denken kann?«
Dorothy schüttelte energisch den Kopf. »Das meine ich nicht, das weißt du. Ich liebe Sal, habe sie immer geliebt. Und ich bereue jeden Tag, den Gott werden lässt, was ich getan habe. Ich möchte sie wiedersehen, das ist alles. Und ich wollte dich wiedersehen. Wir waren einmal glücklich miteinander.«
Foxy überkam die Wut. »Lass uns eins mal klarstellen: Ich will dich nicht zurückhaben, nicht so.«
Dorothy warf empört die Arme in die Luft. »Zu deiner Information, das war kein Angebot. Ich habe einen Partner, vielen Dank.«
»Und warum ist Frank dann nicht mitgekommen – um dir Händchen zu halten, wenn du die Tochter wiedersiehst, die du todkrank im Stich gelassen hast?«
Dorothys Augen wurden feucht. Sie schniefte.
»Tut mir leid«, sagte Foxy seufzend. »Ich will nicht über dich urteilen. Wirklich nicht. Ich kenne dich nur, Dot, und ich glaube, du hast dich kein bisschen verändert.« Er musterte sie. »Er hat dich verlassen, oder? Deshalb bist du zurückgekommen. Du konntest es noch nie ertragen, allein zu sein.«
Dorothy zog ein Papiertaschentuch hervor, als die Tränen zu fließen begannen. »Frank hat mich nicht verlassen – er ist gestorben, der arme Kerl.«
Foxy ging zu ihr hin und nahm sie in den Arm. »Das tut mir sehr leid.« Er drückte sie. »Ich kannte ihn nur vom Telefon, aber er schien sehr … zuverlässig zu sein.«
Sie putzte sich die Nase. »Ich möchte nach Hause kommen, John. Es wird nicht wieder so sein wie früher. Damals habe ich versagt, das weiß ich. Aber ich könnte so etwas wie eine Freundin für euch sein, für dich und Sal kochen und putzen, uns allen das Leben ein bisschen leichter machen, verstehst du? Du musst mir nicht gleich antworten. Gib mir nur einfach ein paar Tage Zeit, um dir und Sal zu beweisen, dass das Leben zu Hause schöner ist, wenn ich da bin.«
»Hör mal, ich kann nicht zulassen, dass du plötzlich als ihre Mutter hier hereinsegelst und dann wieder verschwindest, wenn es nicht funktioniert. Das würde Sal das Herz brechen.«
Dorothy umklammerte seine Hand. »Aber sie ist der einzige Grund, weshalb du Nein sagst, oder? Ich sehe es dir an. Wenn es nur nach dir ginge, würdest du mich wieder aufnehmen, stimmt’s?« Sie versuchte, ihm übers Gesicht zu streicheln.
Er wich ihr aus. »Du kannst heute hier übernachten, aber morgen früh musst du wieder gehen. Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken.«
Dorothy seufzte. »Kann ich sie morgen sehen?«
»Nein. Du solltest nach Brighton zurückfahren. Dort wohnst du doch, oder? Falls wir wirklich ein Treffen vereinbaren, muss ich Sal schonend
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