Rachespiel
zu Murray. »Jeff schuldet mir noch was. Ich brauche das Geld.« Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr.
»Nicht jetzt«, erwiderte Murray knapp und mit einem strengen Nicken zu Sexton hin.
Tara zog einen Schmollmund und sprach dann Sexton an. »Sind wir uns schon einmal begegnet? Sie kommen mir bekannt vor.« Sie bedachte ihn mit zwei Bussis und streifte seinen Nacken mit ihren Fingern.
»Ich wollte Sie gerade das Gleiche fragen«, gab er zurück.
»Ein Spaßvogel«, sagte sie und schnitt eine gelangweilte Grimasse.
»Nein, Gavin ist Polizist«, sagte Murray, das letzte Wort betonend.
Tara fiel das Lächeln aus dem Gesicht, und nach der ersten Schrecksekunde drehte sie sich zum Tresen um und griff nach ihrem Glas.
Murray trat in die entstandene Lücke zwischen ihnen. »Ein guter Rat«, sagte er gedämpft zu Sexton. »Halt dich von der fern. Das bringt nur Ärger.«
»Ihr zwei habt eben über Jeff Cox geredet, nicht wahr? Mit dem wolltest du dich heute Nachmittag nämlich treffen, stimmt’s? Was ist eigentlich die genaue Aufgabenbeschreibung bei deinem neuen Job, Murray? Und wofür schuldet Jeff Tara Geld?«
Murray sah sich nervös um. »Halt’s Maul, Mann, ich warne dich.«
Sexton hatte seine aggressive Art langsam gründlich satt. »Sonst was? Was weißt du über den Mord an Imogen Cox?«
Murray breitete die Arme aus und setzte ein breites, falsches Lächeln auf. »Hör zu, ich sage nur, dass Tara Ärger bedeutet.«
Sexton sah sich nach dem nächsten öffentlichen Telefon um. Er glaubte, eines in der Hotellobby gesehen zu haben.
Doch bevor er darauf zugehen konnte, kam eine Gruppe Männer in die Bar geströmt, scherzend und sich gegenseitig anrempelnd. Sie hatten Trainingsanzüge an und Sporttaschen dabei und brachten den ganzen Laden zum Stillstand. Sexton hatte sich in dem Schnöselpack hier offenbar getäuscht – praktisch jeder hielt sein Getränk auf Halbmast und hatte sein Gespräch unterbrochen, um die Neuankömmlinge anzuglotzen. Sogar er selbst machte einen Schritt rückwärts vor Verblüffung. Kein Wunder, dass die Typen ihr Publikum in den Bann schlugen. Es waren international berühmte Fußballstars.
Einer von ihnen zeigte auf Tara. »Hey, guckt mal, wer da ist!«
Er hieß Kevin Mooney und war nach Sextons Dafürhalten wohl der beste lebende Fußballer der Welt. Seit gut fünf Jahren sah er sich jedes Spiel von ihm an.
Sexton holte tief Luft, aber ehe er etwas herausbringen konnte, hatte Tara ihm schon die Arme um den Hals geworfen und fing an, ihn leidenschaftlich zu küssen.
»Mann, nehmt euch ein Zimmer«, rief einer der Fußballer inmitten eines Pfeifkonzerts.
»Wir müssen weg«, flüsterte Tara Sexton ins Ohr. »Wir müssen sofort hier weg.«
32
Foxy setzte den Kessel auf, während Dorothy zwischen Küche und Gästezimmer herumwirtschaftete, ihre Sachen auspackte und sich neu zurechtfand. Er war jetzt heilfroh, dass Sal bei Jo übernachtete und nicht da war. Devlin hatte er für morgen früh aufs Revier bestellt, damit er die Vernehmung abschließen konnte.
Dorothy tauchte wieder auf und zeigte an sich hinunter. »Na, was meinst du?«
Sie hatte sich umgezogen und trug nun ein pinkfarbenes Sommerkleid, das zu jugendlich für sie war und sehr viel Haut sehen ließ. Ihre hennaroten Haare hingen ihr offen um die Schultern, und sie hatte keine Schuhe an. Ihre Fußnägel waren knallrot lackiert, am zweiten Zeh des rechten Fußes schimmerte ein Silberring.
»Habe ich mich gut gehalten?«
Er hustete und drehte sich wieder zum Teekessel um. »Ich stell dann mal lieber die Heizung hoch … Für wie lange, sagtest du, bist du rübergekommen?«
»Hm? Ach so, nur ein paar Tage.« Sie setzte sich seufzend an den Tisch. »Gott, meine Tanten bringen mich um.«
»Wie bitte?«
Sie zeigte auf ihre Füße. »Tanten, verstehst du? Quanten. Tut mir leid, ich war zu lange weg.« Sie blickte zum Fenster hinaus. »Du solltest eine Kletterpflanze vor die Mauer da pflanzen, um sie zu verbergen.«
»Nein. Sal wirft gern einen Ball dagegen.«
Ein paar Minuten später trug er zwei seiner besten Porzellanteetassen ins Wohnzimmer hinüber und stellte sie auf den Glastisch. Die Untertassen hatten ein Muster aus Geleeringen – Sals Lieblingsgeschirr.
»Ich trinke keinen Tee mit Milch mehr«, sagte Dorothy. »Neuerdings muss ich auf meine Figur achten.«
»Oh.« Er machte kehrt und brachte eine der Tassen zurück in die Küche, wo er den Kessel an der Spüle nachfüllte, bevor er wieder hinüberging.
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