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Rachespiel

Rachespiel

Titel: Rachespiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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heran. »Jeanie und ich haben Schluss gemacht«, sagte er eindringlich. »Ich habe meinen Frust an dir ausgelassen. Ich wollte nicht, dass es so klingt, so bitter. Du warst eine tolle Mutter, bist es, meine ich. Ich tue mir einfach selbst leid und schlage um mich. Ich habe einen Menschen verloren, den ich liebte. Trinkst du jetzt was mit mir? Um der alten Zeiten willen … Bitte, Jo. Bitte.«
    Sie setzte sich langsam, wider besseres Wissen. Sie wollte nicht darüber nachdenken, in welches Loch sie fallen würde, wenn sich herausstellte, dass er Jeanie meinte mit dem verlorenen Menschen. Am liebsten hätte sie sich dafür geohrfeigt, dass sie ihm schon wieder einen Vertrauensbonus gab, indem sie davon ausging, dass er die Beziehung zu ihr meinte. Ihr Verstand drängte sie, nach Hause zu fahren, bevor er diese Seifenblase platzen ließ, aber ihre Gefühle gewannen jedes Mal die Oberhand, wenn es um Dan ging.
    »Ich muss in zehn Minuten weg, um die Jungen abzuholen«, sagte sie und schluckte. »Bestimmt kriegt ihr es wieder hin, du und Jeanie.«
    Er hob gerade seinen neuen Whiskey an den Mund, setzte das Glas jedoch mit einem Knall wieder ab. »Unter keinen Umständen. Sie hat mich zum Narren gehalten. Ich gehe nicht zu ihr zurück.«
    Jo drehte das Glas Wasser vor sich in Händen, unfähig, davon zu trinken. Ihr Magen war in Aufruhr.
    »Ich will nicht wie eine dieser traurigen Gestalten in irgendeiner Pension enden«, sagte Dan. »Kann ich nach Hause kommen, nur bis ich wieder Fuß gefasst habe?«
    Der Besserwisser hinter Dan tippte ihm auf die Schulter, ehe Jo antworten konnte. Seine Fingerkuppen waren gelb von Nikotin.
    »Irgendeine Spur von Barry Roberts?«, fragte er. »Er ist gleich um die Ecke von hier aufgewachsen, wissen Sie.«
    Dan ignorierte ihn. Er stützte sich mit der Hand auf Jos Hocker und senkte die Stimme. »Was ich vergessen habe, dir zu sagen: Ich werde Ende der Woche kündigen.«
    Jetzt war Jo so weit, dass sie sich auch nach einem Doppelten sehnte. »Was?« Sie deutete mit Zeigefinger und Daumen einen kleinen Abstand an. »Wir sind so kurz davor, beweisen zu können, dass es wirklich Blaise Stanley war in Marrakesch.«
    »Der Fall ist abgeschlossen«, sagte Dan. »Kapierst du das nicht? Die Vergewaltigung ist innerhalb einer anderen Gerichtsbarkeit geschehen.« Er schielte zu dem Gast hinter sich hin. »Das Einzige, was die Leute von jetzt an interessiert, ist die Suche nach Barry Roberts. Falls es dir ein Trost ist – ich werde dich noch mit dem Fall betrauen, bevor ich gehe.«
    Jo war drauf und dran, ihm das Neueste zu berichten, doch der Wichtigtuer unterbrach sie schon wieder. »Mal ganz unter uns, es dreht sich alles nur um einen geplatzten Drogendeal«, sagte er. »So ein dicker Geschäftsmann auf der Südseite schuldet dem King Geld. Die Drogen sind neulich abends an der Tankstelle nicht weit von hier verschwunden.« Er legte einen zittrigen Finger an seine geschürzten Lippen und zwinkerte.
    Jo starrte ihn an. »Wer hat Ihnen das gesagt?«, fragte sie.
    »Meine Lippen sind versiegelt«, nuschelte er, fügte aber hinzu: »Seine halbe Gang wohnt in den Blocks hier um die Ecke.«
    Dan nahm Jos Hand und betrachtete sie, als wollte er daraus lesen. »Ich erzähle dir jetzt die wahre Geschichte von uns beiden«, sagte er. »Ich wollte dich nicht mit noch einem Kind teilen müssen. Ich fand unsere Familie perfekt, so wie sie war, nur du, ich und Rory. Ich wollte dich ganz für mich haben.«
    Der Klang seiner Stimme so dicht an ihrem Ohr hatte denselben Effekt wie immer. Jo schloss die Augen und rief sich in Erinnerung, wie fuchsteufelswild sie noch vor ein paar Minuten gewesen war. Endlich nahm sie ihr Glas und trank einen Schluck Wasser.
    »Wie viele von denen hattest du?«, fragte sie ihn.
    »Das ist mein vierter«, sagte er, dem unangerührten Drink auf dem Tresen zunickend.
    »Gehen wir nach Hause, Dan.«
    Sein Ausdruck wurde weicher.
    »Ich will nur unterwegs noch kurz wo haltmachen«, sagte Jo und holte ein Aufnahmegerät aus ihrer Jackentasche. »Sieh mich nicht so an. Wenn ich nicht mit Kevin Mooney spreche, bevor ich endgültig einen Strich unter diesen Fall ziehe, kriege ich Einschlafprobleme. Danach bin ich ganz für dich da.«

52
    Der King lief aus dem Pub und über die Straße auf ein Motorrad zu, das von einem Mann im schwarzen Lederanzug hochgejagt wurde. Er bewegte sich mit schnellen, gleichmäßigen Schritten und hielt den rechten Arm steif an die Seite gepresst, um die halb

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