Rachewahn: Thriller
geben!“
„Natürlich kann es das. Haben Sie noch nie von Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg gehört? Vor zwei Jahren wurde hier ganz in der Nähe eine Bombe kontrolliert gesprengt.“
„Wenn ich mich nicht irre, gab es dabei Verletzte!“
„Wer weiß, was dabei schiefgelaufen ist. Hier ist jedenfalls alles nach Plan gegangen. Das bisschen Glas interessiert wohl kaum jemanden.“
„Was war das denn genau?“, wollte Volker wissen. „Was haben Sie hochgejagt?“
„Einen Mülleimer. Das haben Sie doch dem Gespräch entnehmen können, das ich eben mit den Bullen geführt habe.“
„Sie hatten den Sprengstoff also schon vorher dort deponiert? Dann steckt tatsächlich ein Plan hinter diesem ganzen Wahnsinn?!“
„Was haben Sie denn gedacht? Dass ich mir Sprengstoff umschnalle, eine Waffe nehme und dann blindlings in den nächsten Bus laufe, um Sie und die Passagiere als Geiseln zu nehmen? Dann würde ich mein Ziel nie erreichen. Es geht nichts über Planung.“
„Wer ist dieser Gerhardt Frost?“
„Wie bitte?“
„Ich habe den Namen eben aufgeschnappt, als Sie telefoniert haben. Sie wollen, dass die Polizei ihn herbringt.“
„Stimmt. Das haben Sie also mitbekommen, ja?“
„Wer ist der Kerl?“, fragte Volker aggressiv.
Anna blickte zur vorderen Absperrung und schien nachzudenken. Dann antwortete sie: „Er ist ein Mörder. Ich werde ihn bestrafen.“
„Es geht hier um eine einzelne Person?!“, brüllte der verwundete Fahrgast nach vorne. „Dafür veranstalten Sie das alles?!“
Anna ignorierte den Mann. Sie wandte sich an Volker und erklärte: „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass Sie nur Mittel zum Zweck sind. Ich brauche Sie, um an mein eigentliches Ziel zu kommen. Mittlerweile dürften Sie davon überzeugt sein.“
„Wen hat der Kerl ermordet?“
„Ein junges Brautpaar. Sie haben vielleicht schon davon gelesen?“
Volker dachte nach. „Ja, heute Morgen stand in der Zeitung, dass die Hortmanns ermordet wurden. Während ihrer gestrigen Hochzeitsfeier.“
„Dann können Sie sich jetzt wohl zusammenreimen, worum es hier geht.“
„Aber wurde der Kerl nicht bereits verhaftet?“
„Ja.“
„Was wollen Sie dann noch?“
„Benutzen Sie Ihr Hirn! Der Typ hat meine beste Freundin und deren Mann ermordet! Was werde ich also wollen?“
„Sie wollen ihn tot sehen?“, stieß Volker zögerlich aus.
„Sie haben es erfasst. Wissen Sie, wie lange der Mistkerl hinter Gittern säße, wenn er verurteilt würde?“
„Lebenslang.“
„Ja, aber ist Ihnen auch bewusst, wie viele Jahre das wirklich sind? Vielleicht zwanzig. Vielleicht dreißig. Und dann? Wird er dann wieder in die Gesellschaft eingegliedert, wenn er ein wenig Reue zeigt?“
Volker verstand, was Anna meinte. Er änderte seine Sitzposition, trocknete den Schweiß auf seiner Stirn und fragte: „Wie genau haben Sie dessen Ermordung geplant? Was geschieht, falls die Polizei den Mann wirklich herbringt?“
Anna fixierte wieder die Fahrgäste. Sie ließ Volkers Frage unerwidert im Bus stehen.
„Ich muss jetzt pinkeln!“, sagte derselbe Mann, der schon vor einiger Zeit diesen Hinweis gegeben hatte. „Jetzt oder nie. Entweder lassen Sie mich aussteigen und an eine Gebäudewand strullern oder ich garantiere für nichts. Ich kann es nicht mehr zurückhalten.“
Anna hob die Schultern. „Tun Sie sich keinen Zwang an. Sie sind hier unter Freunden. Hier stinkt es sowieso schon nach Schweiß.“
Der Mann schüttelte angewidert den Kopf. „Sie haben eine Schraube locker. Ich hoffe, dass die Polizei Sie für mindestens fünfzig Jahre einbuchtet! Sie sollen in einer Zelle verrotten!“
„Ich bezweifle, dass es soweit kommen wird. Mein Plan wird dafür sorgen, dass ich ein wunderbares Leben führen werde.“
„Sie hätten aber wenigstens daran denken können, dass die Alarmanlagen aufgrund der Explosion rundherum anspringen würden!“, keifte die Frau mit den haselnussbraunen Augen. Sie hielt sich demonstrativ die Ohren zu, obwohl dies gar nicht notwendig war. Die Sirenen waren zwar nervenzerrend, aber nicht so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr hätte verstehen können.
„Jeder Plan hat Schwächen“, musste Anna zugeben. „Aber die Sirenen sollten Ihr geringstes Übel sein. Beten Sie lieber, dass die Bullen meine Forderungen erfüllen.“
Volker sagte: „Was ist, wenn die Polizisten davon ausgehen, dass Sie gar keinen echten Sprengstoff tragen? Wenn sie den Bus gleich stürmen?“
„Volker, Sie
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