Rachewahn: Thriller
worüber ich mir ernsthafte Gedanken machen würde. Jetzt steht das Ganze natürlich in einem völlig anderen Licht dar. Deswegen berichte ich Ihnen nun davon und hoffe, dass es noch nicht zu spät ist.“
„Was haben Sie gemacht, nachdem Mark und Stefanie ins Haus gegangen waren?“
„Ich habe mich unter die Leute gemischt. Was hätte ich sonst machen sollen? Zwar hätte ich gerne noch länger mit Steffi gequatscht, aber ich konnte sie kaum für mich alleine beanspruchen.“
„Haben Sie mit bestimmten Personen gesprochen, die auch gesehen haben, dass dieser Frost so nervös wirkte?“
„Nein. Ich habe nur hier und dort mit Leuten geplaudert. Viele von denen kannte ich nicht einmal. Ich liebe es, neue Bekanntschaften zu schließen. Für mich gibt es nichts Spannenderes als die menschliche Natur zu erkunden. In diesem Bereich gibt es eine unendliche Fülle an Variationen. Leider gibt es immer wieder Menschen, die zu grausamen Handlungen fähig sind. Das brauche ich Ihnen aber nicht zu erzählen.“
„Wann genau haben Sie diesen Frost wieder entdeckt? Konnten Sie sehen, wie er das Haus verließ?“
„Nein. Ich habe ihn eben erst wieder gesehen.“
„Aber Sie haben gewiss noch eine Menge anderer Leute bemerkt, die kurz vor dem Mord ins Haus gegangen sind, nicht wahr?“
„Eine ‚Menge’ war es nicht gerade. Jedoch muss ich zugeben, dass es schon zwei oder drei Dutzend gewesen sind. Weil ich weiß, dass Sie diese Menschen jetzt alle einzeln überprüfen müssen, gebe ich Ihnen den Hinweis mit Frost. Sie müssen sich auf ihn konzentrieren.“
„Wir werden Ihrem Hinweis nachgehen. Vielen Dank dafür.“
Anna nickte und stand auf.
„Ach, eine Frage noch“, sagte Nora. „In welchem Verhältnis standen Sie zu Mark? Mochten Sie ihn genauso sehr wie Ihre Freundin Stefanie?“
„Nicht unbedingt. Ich kam ganz gut mit ihm zurecht. Beste Freunde waren wir aber nicht. Wieso fragen Sie?“
„Nur für das Gesamtbild. Nochmals vielen Dank.“
„Kein Problem. Wenn ich Ihnen noch irgendwie weiterhelfen kann, dann melden Sie sich einfach. Ich werde im Garten warten und Frost im Auge behalten. Wer weiß, was der Kerl noch alles vorhat.“
„Sie könnten auch direkt einen unserer Kollegen aufsuchen und ihm Frost zeigen.“
„Das mache ich sofort. Ich hoffe, dass der Dreckskerl noch hier ist. Und ich hoffe noch mehr, dass ihn eine entsprechende Bestrafung erwartet. Auge um Auge. Sie wissen, was ich meine.“
Aus heiterem Himmel dröhnte eine männliche Stimme aus dem Flur herüber: „Anna? Bist du hier, Schatz? Melde dich!“ Im nächsten Moment stürmte ein junger Mann in die Küche. Er trug einen dunklen Anzug, dazu eine rote Fliege. Seine Haare waren blond und kurzgeschoren. Er war höchstens einsachtzig groß und hatte vereinzelte Bartstoppeln im Gesicht.
„Jonas, was ist denn los?“, fragte Anna ihn verwundert.
„Was los ist? Du bist gut! Ich habe mir Sorgen um dich gemacht! Auf einmal warst du verschwunden!“
„Ich musste den Kommissaren dringend etwas erzählen.“ Sie wandte sich an Nora und Tommy, die gerade nachfragen wollten, wer der junge Mann war. „Das ist Jonas, mein Freund. Er war auch gut mit Stefanie befreundet.“
Jonas sah die Ermittler mit einem Nicken an. „Entschuldigen Sie, dass ich hier so hereinplatze. Aber ich hatte Angst, dass Anna auch etwas zugestoßen sein könnte.“
„Schon in Ordnung“, erwiderte Tommy gelassen. „Vielleicht können Sie uns auch noch etwas Wichtiges erzählen?“
„Das glaube ich nicht. Ich habe nichts gesehen oder gehört. Momentan bin ich vollkommen überfordert.“
„Das geht nicht nur Ihnen so.“
Jonas sah wieder seine Freundin an. „Aber was konntest du den Kommissaren denn erzählen? Du weißt doch genauso wenig wie ich.“
„Ich habe ihnen von Frost berichtet. Hast du nicht gesehen, wie nervös er hinter Steffi und Mark ins Haus gegangen ist?“
„Nein, ich war doch solange auf Toilette. Aber du denkst doch wohl nicht, dass er etwas damit zu tun hat? Nie im Leben! Der wirkt doch nicht wie ein Mörder.“
„Die meisten Mörder wirken nicht wie Mörder.“
„Trotzdem. Der hat damit nichts zu schaffen. Dann war es schon eher dieser Matthias Weiden.“
„Haben Sie einen bestimmten Grund für diese Äußerung?“, hakte Nora nach.
Jonas schüttelte den Kopf. „Nein, das war einfach nur so dahin gesagt. Wahrscheinlich sollte ich lieber meinen Mund halten, bevor ich noch jemanden in Schwierigkeiten bringe.“
„Ja, das
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