Rachewahn: Thriller
beiden gesucht, weil die Leute sich gefragt haben, wo sie stecken mochten. Als Marks Trauzeuge hielt ich es für meine Pflicht, die Suche zu starten.“
„Wie haben die beiden zu diesem Zeitpunkt auf Sie gewirkt?“
„Fröhlich. Glücklich. Das ist doch logisch, oder?“
„Sie haben keine Andeutungen gemacht? Es gab keine Anzeichen dafür, dass die beiden nervös waren?“
Frost schüttelte den Kopf.
„Kam Ihnen einer der anderen Gäste seltsam vor?“
„Um ganz ehrlich zu sein, es kommen mir einige Kerle suspekt vor. Aber nicht in dem Sinne, dass ich einen von denen als Mörder ansehen würde.“
„In welchem Sinne dann?“
„Ach, allgemein. Sie werden selbst einige Leute kennen, bei denen Sie auf den ersten Blick gedacht haben, dass die komisch sind.“
„Sie haben also keinen Verdacht gegen eine bestimmte Person?“
„Nein. Sonst hätte ich Ihnen schon längst davon berichtet.“
„Uns wurde mitgeteilt, dass Sie selbst ziemlich nervös gewirkt haben sollen, als Sie hier ins Haus kamen. Was sagen Sie dazu?“
„Ich musste dringend auf die Toilette. Daher ist das doch verständlich, oder? Es ist nämlich so, dass ich es mir schon lange verkniffen hatte. Falls Sie also denken, dass ich etwas mit den Morden zu tun habe, dann sind Sie gewaltig auf dem Holzweg. Ich war Marks bester Freund. Ich kenne ihn seit Kindertagen. Warum hätte ich ihn und seine Frau umbringen sollen?“
Nora antwortete nicht auf diese Frage. Stattdessen sagte sie: „Wenn Sie Mark schon so lange gekannt haben, dann kennen Sie sich hier bestimmt gut aus, nicht wahr?“
„Hier im Haus? Klar. Ich war oft hier. Das trifft aber genauso gut auf diverse andere Leute zu. Nicht nur Mark, sondern auch seine Eltern waren sehr aufgeschlossene Menschen. Daher sind die Gäste hier nur so ein- und ausgegangen.“
„Und wenn ich Ihnen jetzt erzähle, dass Mark Sie während der Feier unsicher angestarrt hat? Wie würden Sie dann reagieren? Wie könnten Sie das erklären?“
„Das könnte ich nicht erklären. Aber ich würde gerne wissen, wer das behauptet hat. Wieder diese Anna? Was hat die denn für ein Problem mit mir?“
„Sie können sich also keinen Grund vorstellen, warum Ihr bester Freund Sie sehr nervös gemustert hat?“
„Nein. Mark und ich haben uns super verstanden.“
Nora fixierte Frost einige Augenblicke lang. Doch der junge Mann hielt ihrem Blick stand. Er schien nichts zu verbergen.
„Gut, das wäre dann alles“, verkündete die Kommissarin schließlich. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. „Sie können wieder gehen.“
„Ich habe wirklich keine Ahnung, was Anna meinen könnte“, beteuerte Frost noch einmal, während er sich erhob. „Vielleicht will sie mich aus irgendwelchen Gründen in Schwierigkeiten bringen. Womöglich sucht sie auch verzweifelt nach einem Verantwortlichen für die Taten, damit sie einen schnellen Seelenfrieden erhält. So etwas gibt es doch, oder?“
„Ja, das wäre nichts Ungewöhnliches. Wir werden schon herausfinden, was es letztlich ist.“
Frost nickte und schritt dann zur Tür. „Muss ich noch in der Nähe bleiben oder kann ich nachhause fahren?“
„Wenn Sie uns Ihre Adresse geben, können Sie fahren.“
„Meine Adresse?“
„Ja, falls wir noch weitere Fragen an Sie haben sollten.“
„Oh, dann … dann bleibe ich lieber hier und warte noch. Kein Problem. Bis dann.“ Mit schnellen Schritten verließ er die Küche und ging zurück zum Wohnzimmer.
„Der ist doch nicht normal“, sagte Tommy. „Wenn du mich fragst, dann könnte er tatsächlich hinter den Morden stecken. Immerhin wirkt er recht nervös und unbeholfen.“
„Findest du? Auf mich macht er eher einen hilflosen Eindruck. Einen Mörder habe ich nicht in ihm erkannt.“
„Wenn man es diesen Kerlen ansehen könnte, bräuchte man unseren Job nicht, oder?“
„Touché.“
35
Samstag, 8. Juni 2013
„Er ist auf dem Weg“, sagte Nora in ihr Handy. „Es wird noch einige Minuten dauern, aber er wird rechtzeitig hier sein.“
„Wunderbar. Wie ich sehe, hat meine Demonstration mit dem Sprengstoff bei Ihrer Entscheidung nachgeholfen“, freute Anna sich. „Sobald er hier ist, bringen Sie ihn direkt hinter die erste Absperrung. Dann treten Sie einige Schritte zurück.“
„Ihr Plan wird nicht funktionieren. Wir wissen, dass sie ihn erschießen wollen, um sich für die Morde an Mark und Stefanie zu rächen. Aber Ihnen muss klar sein, dass wir das nicht zulassen
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