Rachewahn: Thriller
Frost hatte nur Mark mit Drogen zu tun. Stefanie nicht. Und wir wissen noch immer nicht, wie die Morde abgelaufen sind. Ist Frost etwa einfach ins Haus gegangen, zum Büro geschritten und hat dort Stefanie überrumpelt?“
„Wieso nicht? Genau so simpel hätte es ablaufen können.“
„Was wollte Stefanie denn im Büro?“
„Vielleicht wollte sie die Gästeliste holen. Oder Frost hat sie getroffen, als sie aus der Küche kam, wo sie ein bestimmtes Getränk gesucht hat. Dann hat er sie unter einem bestimmten Vorwand ins Büro gelockt und erstochen. Mark war unterdessen im Bad. Dorthin ging Frost nach Stefanies Ermordung. Er benutzte dasselbe Messer, das er dann in der Schublade im Elternschlafzimmer deponierte. Anschließend ging er zurück in den Garten.“
Nora ließ sich diese Theorie durch den Kopf gehen. Nach einiger Zeit gab sie zu: „Es ist möglich, dass die Taten so abgelaufen sind. Jedoch ist es nicht auszuschließen, dass eine andere Person genau so vorgegangen ist und die Haare lediglich an den Tatorten platziert hat. An fremde Haare zu kommen ist nicht allzu schwierig.“
„Aber auch nicht allzu leicht“, warf Tommy ein. Dann wollte er von Waldemar wissen: „Wie steht es denn mit den anderen Spuren? Konnten Sie noch weitere hilfreiche Hinweise entdecken?“
„Die Fingerabdrücke von den Tatorten werden noch miteinander verglichen. Wir können später überprüfen, ob einer der Gäste im Büro oder im Bad war. Vorausgesetzt, dass Sie und Ihre Kollegen es schaffen, von allen Gästen die Abdrücke zu bekommen.“
„Das wird dauern, aber die Kollegen sind schon bei der Arbeit.“
„Gut.“
„Wie sieht es mit Frosts Abdrücken aus?“, hakte Nora nach.
„Ich sagte doch gerade, dass die Abdrücke noch miteinander verglichen werden“, gab Ruttig barsch zurück. „Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass dieser Frost der Mörder ist. Nehmen Sie ihn ein wenig in die Zange, dann wird er auspacken. Schließlich haben Sie mir eben erzählt, dass er Ihnen die Drogengeschichte umgehend gestanden hat. Hört sich an, als wäre er nicht gerade sehr standfest.“
„Ein weiterer Grund, warum ich nicht zu einhundert Prozent an seine Schuld glaube“, murmelte Nora vor sich hin. „Er ist nicht der Typ für zwei so brutale Morde.“
„Er hat seinen besten Kumpel an Drogen gebracht“, erinnerte Tommy sie. „In meinen Augen ist er zu allem fähig. Er scheint es gewohnt zu sein, dass man ihn in die Ecke drängt. Und er hat gelernt, sich seiner Haut zu wehren. Sonst wäre er schon längst im Drogensumpf erstickt.“
„Ich weiß nicht. Auf mich wirkt er eher wie jemand, der verzweifelt versucht, sein Leben noch irgendwie auf die Reihe zu bekommen. Allerdings kann es wirklich nicht schaden, ihn ausführlich zu verhören. Bis wir mit ihm fertig sind, werden Dorm und Vielbusch vielleicht schon weitere Informationen für uns aus dem Hortmann-Haus haben. Oder Professor Horn hat bis dahin etwas bei den Obduktionen der Leichen herausgefunden.“
„Oh, der ist noch gar nicht in der Gerichtsmedizin eingetroffen“, wusste Waldemar. „Angeblich hat er noch einen wichtigen Arzttermin, den er nicht verschieben konnte.“
Thomas hob die Achseln. „Wenn das so ist, dann müssen wir uns noch ein wenig gedulden. Es sei denn, Horn hat eine Vertretung organisiert?“
„Nein, davon ist mir nichts bekannt. Er wird bestimmt innerhalb der nächsten Stunde hier auftauchen, um an die Arbeit zu gehen. Ich kenne kaum jemanden, der pflichtbewusster ist als er.“
„Das wollen wir hoffen. Schließlich können wir nicht ausschließen, dass die Opfer vor den Messerattacken zum Beispiel vergiftet wurden. In dem Fall müssten wir unsere Aufmerksamkeit wenden.“
„Nicht unbedingt. Falls die beiden wirklich vergiftet wurden, dann könnte das trotzdem Frost gewesen sein. Die Messerstiche fügte er anschließend hinzu, um sie zu irritieren und Ihren Blick auf die falsche Mordwaffe zu lenken. Und somit auf einen falschen Täter.“
Nora lächelte. „Langsam fangen Sie an, wie ein Ermittler zu denken.“
„Das ist nicht besonders schwierig“, sagte Ruttig kühl.
Thomas sah von Nora zu Waldemar und wieder zurück. Die beiden vermieden es nach besten Kräften, einander in die Augen zu schauen. Es war unverkennbar, dass sie es hassten, im selben Raum zu sein. Normalerweise hätte Tommy nun einen bissigen Kommentar dazu geäußert. Doch unter den gegebenen Umständen verkniff er sich alle Bemerkungen, die ihm auf der
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