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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Rucksack ab und stellte ihn auf die andere Seite der Feuerstelle. Schweigend wühlte sie darin, bis sie ihren alten Emaille-Becher gefunden hatte. Sie tauchte ihn in die blubbernde Suppe und unterdrückte einen Fluch, als sie sich dabei verbrannte.
    »Na dann, zum Wohl.«
    Sie legte den Rucksack auf die Seite und setzte sich darauf. »Gemütlich hast du es hier.«
    »Spar dir deine Floskeln, okay? Trink die Suppe und dann geh wieder nach Hause. Du hast hier nichts zu suchen.«
    Sie hatte zwar keinen warmherzigen Empfang erwartet, aber seine Worte taten trotzdem weh und zeigten nur wieder, wie ausweglos die Situation war. Sie betrachtete ihn. Unter seiner Mütze schaute kein einziges Haar hervor, sie vermutete, dass er sich den Schädel kahlgeschoren hatte, um den Fahndungsfotos so wenig wie möglich zu ähneln. Sie erinnerte sich daran, wann sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus, flankiert von zwei Gefängniswärtern. Sie erinnerte sich auch, dass er kein einziges freundliches Wort an sie gerichtet hatte. Ein Gespräch mit ihm war wie ein Griff ins Gefrierfach.
    »Du schaffst das hier nicht allein. Die werden dich bald finden, und dann stehst du da wie ein sehr schuldiger Verdächtiger.«
    »Ja, und?«
    »Die haben deine DNA in Adda Boels Leiche gefunden. Sie haben Zeugen, die gesehen haben, wie du das Haus verlassen hast« – sie unterließ allerdings hinzuzufügen, dass sie wahrscheinlich bisher die Einzige gewesen war, die sich mit den Bauarbeitern unterhalten hatte – »und sie wissen, dass du schon einmalgetötet hast und die Möglichkeit bestand, dass du zum Tatzeitpunkt physisch am Tatort gewesen bist.«
    »Weil ich nicht hinter Gittern saß. Sag es ruhig, wie es ist.«
    Sie nickte.
    »Du hast zum fraglichen Zeitpunkt nicht im Gefängnis gesessen, weil du entlassen bist. Weißt du, wie viele Verbrecher entlassen werden und sofort eine neue Straftat begehen?«
    »Und was für ein Motiv sollte ich gehabt haben?«
    »Sex. Ein sehr überzeugendes Motiv in Anbetracht der Tatsache, dass du vier Jahre gesessen hast.«
    Sein Lächeln kam so unerwartet, wie die Wolken verschwunden waren und der Sonne den Weg geebnet hatten. Sie sah sich selbst in diesem Lächeln.
    »Glaubst du etwa, man hat im Knast keinen Sex?«
    Sie war auf sein Ablenkungsmanöver vorbereitet.
    »Erzähl mir, was passiert ist.«
    »Einen Teufel werde ich tun.«
    »Aber du kannst nicht hier bleiben. Du kannst deine Spuren nicht verwischen. Du musst doch leben, benötigst Vorräte, und außerdem wird es jeden Tag kälter.«
    Sie nahm einen Schluck von der Suppe. »Ich kann dir helfen. Ich habe Kontakte zur Polizei. Aber zuerst müssen wir darüber sprechen, was wirklich passiert ist.«
    Noch im Moment, als sie »wir« gesagt hatte, wusste sie, dass es ein Fehler war. Aber es hatte sich an ihre Zungenspitze gedrängelt und war einfach über die Kante gefallen.
    Er nahm sich einen Becher Suppe. Er war ihr Sohn, und sie sah es an seinen Bewegungen. Diese effektive, etwas ungeduldige Art, in eine Sache einzutauchen.
    Er führte den Becher zum Mund, und auch diese Bewegung war ihr vertraut. Von Rose. Vorsichtig, aber trotzdem mit einem Anflug von Ungeduld und dem unvermeidlichen Resultat, dass er sich die Zunge verbrannte und die Hand mit dem Becher wegzuckte.
    »Pfui!«
    Er spuckte die Suppe aus.
    »›Wir‹ machen überhaupt gar nichts, hörst du? Du bist kein Teil von einem ›wir‹. Das bist du nie gewesen. Dafür hast du dich entschieden, und dann kannst du nicht einfach kommen und die Spielregeln ändern.«
    Der Inhalt seines Bechers hatte sich offensichtlich dank seiner vielen Worte abkühlen können, denn er nahm erneut einen Schluck und behielt ihn dieses Mal im Mund.
    Er hatte sich verändert, dachte sie plötzlich. Er war nicht mehr so wie bei ihrer ersten Begegnung. Sie hätte nicht sagen können, was es war, aber etwas hatte sich verändert.
    »Hat Miriam geredet?«, fragte er, weniger aufgebracht.
    Sie nickte.
    »Sie macht sich große Sorgen um dich.«
    »Miriam, die glückliche Hure. Ich habe sie vor langer Zeit mal mit hierhergenommen und wirklich gedacht, ich könnte sie bekehren.« Seine Stimme triefte vor Sarkasmus: »Romantisches Wochenende zu zweit.«
    Dicte versuchte, sich das vorzustellen, aber sie sah nur Miriam mit ihrer verschmierten Mascara vor sich.
    »Ich konnte gestern Abend nicht so viel Glücklichsein an ihr entdecken. Genau genommen wirkte sie sehr unglücklich.«
    Vielleicht hatte

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