Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt
auf dem Tisch lagen. Die Explosion war Titelgeschichte bei
Stiftens,
in der
Jyllands-Posten
hingegen war sie schon auf die hinteren Seiten verdrängt worden, die sich für die internationale Finanzkrise als Leitartikel entschieden hatte. Er kam ins Schwitzen beim bloßen Gedanken daran, was in Anbetracht des kollabierenden Aktienmarktes von seinem Geld noch übrig war, das er nach Ninas Tod angelegt hatte. Vielleicht würde es doch darauf hinauslaufen, dass er bis siebzig arbeiten musste.
»Wir brauchen mehr Informationen«, sagte Christian Hvidt schließlich. »Technische Beweise und Anhaltspunkte dafür, dass es sich um identische Bomben gehandelt hat. Die beiden Rucksacktypen werden doch bestimmt auch noch identifiziert?«
Wagner nickte, während er einen Entschluss fasste.
»Die Bilder gehen heute an die Presse raus.«
Dann nickte er Lena Lund anerkennend zu.
»Wir müssen uns hier durcharbeiten. Lena, wir beide fahren zu Matti Jørgensen und sprechen mit ihm. Ivar und Christian,ihr befragt die Nachbarn von Francesca Olsen in Skåde. Eriksen, du befragst die Händler in der Østergade und zeigst ihnen mal die Fotos von unseren Rucksacktypen. Und du, sag mal, hast du noch Kontakt zum Einwanderermilieu?«
Er hatte sich Jan Hansen zugewandt, der früher in Gjellerup Streife gefahren war und dessen Herz für Multikulti, Integration und Fußball schlug.
Hansen nickte.
»Ein bisschen. Zu den Clubs.«
»Okay. Kannst du dich mal umhören, was die Buschtrommeln gerade so erzählen?«
»Ich kann es versuchen. Aber es wird nicht einfach sein.«
Wagner seufzte, und das lag nicht am bodenlosen Fall der Aktienkurse. Er bemerkte, dass Lena Lund ihn beobachtete. Er sah einen Hunger in ihren Augen, den er als Ehrgeiz deutete. Sie war jung und wollte nach oben. Daran war nichts auszusetzen.
Er schob den Stuhl zurück.
»An die Arbeit.«
Lena Lund und er hatten sich gerade in seinen Wagen gesetzt, als das Handy klingelte. Ein Kollege von der Streife namens Ivan Henriksen war dran.
»Ja?«
»Ich stehe hier im Supermarkt, im Føtex im Viby Center, zusammen mit Ihrem Sohn Alexander.«
Wagner wurde ganz flau im Magen.
»Ja?«
»Er ist leider mit einem der Kaufhausdetektive in Kontakt gekommen.«
Wagner war nicht in der Lage, etwas zu erwidern, deshalb wartete er, bis der Kollege am anderen Ende der Leitung weitersprach.
»Es sieht so aus, als hätte er versucht, etwas an sich zu nehmen, das ihm nicht gehört … es handelt sich um ein paar Dosen Cola sowie ein paar Tüten Süßigkeiten und Chips.«
Cola, Süßigkeiten, Chips. Unschuldige Wörter, die Wagner jedoch Löcher in den Magen bohrten.
Endlich gelang es ihm, die einzigen Worte hervorzupressen, die es zu sagen gab.
»Ich bin sofort da.«
Da erst wurde ihm bewusst, dass Lena Lund mit im Auto saß.
»Ist was passiert?«
Am liebsten hätte er sie irgendwo abgesetzt.
»Wir sind leider gezwungen, einen Abstecher ins Viby Center zu machen.«
Er erklärte ihr, warum. Glücklicherweise kommentierte sie den Vorfall nicht, sondern blieb schweigend neben ihm sitzen, während er seinen Passat durch die Stadt manövrierte. Als sie nach einer Weile zu reden anfing, musste er sich wahnsinnig auf ihre Worte konzentrieren. Der Gedanke an Alexander zerfraß ihn innerlich.
»Ihre Frau und diese Journalistin Svendsen … soweit ich informiert bin, hatten sie vorgehabt, zu besagter Uhrzeit im Solarium zu sein …«
»Hmm, ja. Das stimmt.«
»Könnte es da einen Zusammenhang geben?«
»Mit den Explosionen? Das glaube ich nicht.«
Er folgte der Hauptstraße, war aber in Gedanken in dem Supermarkt, wo sein Sohn durch die Gänge strich und Sachen aus den Regalen klaute, während ihn der Detektiv über die Überwachungskamera dabei beobachtete.
»Ich dachte nur, vielleicht wollte jemand Sie treffen, indem er Ihre Frau angreift. Oder, vielleicht sogar noch wahrscheinlicher, diese Journalistin … Sie ist ja nicht in allen Lagern gleich beliebt, soweit ich das verstanden habe.«
»Nein?«
Er wusste genau, wie abwesend er klang, und musste sich anstrengen, für die Unterhaltung mehr Engagement aufzubringen.
»Jemand könnte versucht haben, diese Svendsen aus dem Wegzu räumen«, sagte seine Beifahrerin. »Würde gerne wissen, ob sie Drohungen oder so etwas erhalten hat, wissen Sie was davon?«
»Wir wohnen doch nicht in Chicago!«
Er war schon ein ganzes Stück gefahren, ehe Lena Lund wieder den Mund aufmachte.
»Vielleicht könnte man sie mal fragen?«
»Das
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