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Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dass Davidsen sich zuerst einen Sitzplatz freischaufeln musste. Zwei große Männer, der eine ohne Körperspannung und blass in Hochwasserhosen und mit dem Koordinationsvermögen einer angeschossenen Krähe; der andere mit geschmeidigen, schnellen Bewegungen ohne überflüssiges Gezappel, als gäbe es keine Garantie für den morgigenTag. Bo. Sie hatte in den vergangenen Monaten so vieles, was sie verband, verkümmern lassen. Nähe und Lust waren eingekapselt und auf Stand-by gesetzt worden. Jetzt war in so kurzer Zeit so viel passiert: die Explosion im Solarium mit einer Toten; ihre und Ida Maries Beinahebegegnung mit dem Tod, die Drohmails und die Gedanken an den freigelassenen Sohn, der irgendwo dort draußen war. Und nicht zuletzt auch die Entdeckung, die Bo und sie gemacht hatten, dass sich ihre Glut noch entfachen ließ. Vielleicht sollte sie sich schämen, vielleicht müsste sie Angst haben. Sie empfand beides, Scham und Angst, aber das stärkste Gefühl war, dass sie sich lebendig fühlte.
    Sie begann diesen Arbeitstag mit einem Anruf bei der Polizei, um sich zu erkundigen, ob es Neuigkeiten über die Bomben gab, ihre Beschaffenheit und wie das alles zusammenhing. Aber Wagner war unterwegs und ging nicht an sein Handy, und außer ihm war niemand autorisiert, mit der Presse zu sprechen. Da versuchte sie, sich durch eine andere Tür Zugang zu Informationen zu verschaffen. Die Polizei hatte zwei Aufnahmen von Männern mit Rucksäcken veröffentlicht. Sie hatte den einen Mann als jenen Fußgänger wiedererkannt, der durch die Fußgängerzone geeilt war, während sie mit Ida Marie im Café bei Sallings gesessen hatte. Sie rief erneut bei der Polizei an und hatte dieses Mal Jan Hansen aus Wagners Abteilung am Apparat. Ihm gab sie ihren Zeugenbericht zu Protokoll und vereinbarte, dass sie vorbeikommen sollte, um es zu unterschreiben. Allerdings hörte sie aus Hansens Antworten heraus, dass viele Bürger den Mann in der Fußgängerzone gesehen hatten und ihre Aussage von nicht besonders großer Bedeutung war.
    »Und die Bombe? Hatte er die im Rucksack?«
    Wenn sie schon einen Polizisten am Apparat hatte, konnte sie auch gleich versuchen, etwas aus ihm herauszulocken.
    »Das wissen wir nicht genau«, erwiderte der immer zuvorkommende Hansen, wusste aber ganz eindeutig auch nicht mehr als sie.
    »Bandenkrieg?«
    »Auch darüber kann man im Augenblick nur spekulieren.«
    Sie beendete das Gespräch. Dieser Rucksackmann war wahrscheinlich sowieso nur eine Art Soldat gewesen, und der General saß an einem anderen Ort. Aber er war der wesentlich Interessantere. Die Frage war, wer das Ganze inszeniert und gesteuert hatte. Wenn Jan Hansen einen Verdacht gehabt haben sollte, würde er diesen garantiert nicht der Presse mitteilen.
    Dann nahm sie ihre Jacke vom Stuhl, richtete eine Rufumleitung auf ihr Handy ein und verließ die Redaktion. Sie musste nicht weit gehen, am Store Torv lag Ida Maries Reisebüro
Ostjütländische Reisen
. Es waren ein paar Kunden da, die von den Angestellten mit ihren Headsets eifrig bedient wurden. Es schien, als hätte die Finanzkrise Jütland noch nicht erreicht.
    »Ist sie da?«
    Jane, Ida Maries Firmenpartnerin, sah hoch, lächelte und wies mit dem Finger die Treppe hinunter. Ida Marie saß im Büro und war mit der Post beschäftigt.
    »Lob? Beschwerden?«
    »Das hier ist echt unglaublich. Da beschwert sich eine Familie darüber, dass sie von ihrem Hotelzimmer aus die Wellen am Strand gehört haben. Sie behaupten, dass sie deswegen nicht schlafen konnten.«
    Dicte nahm unaufgefordert Platz.
    »Das ist ja auch unerhört! Wie geht es dir?«
    Ida Maries Lächeln hätte als Antwort eigentlich genügt, aber es wurde begleitet von einer längeren Ausführung über Scanningtermine, Wartezeiten und den Einkauf von Babysachen.
    »Bitte erschrick jetzt nicht«, sagte Dicte schließlich und konnte sofort die Angst in Ida Maries Blick wachsen sehen. Deshalb fuhr sie schnell fort. »An diesem Tag, am Donnerstag, wer wusste noch, dass wir uns verabredet hatten, um 15 Uhr ins Solarium zu gehen?«
    Es war deutlich zu sehen, dass Ida Marie dieser Gedanke bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht in den Sinn gekommen war. Eine kleine steile Falte bildete sich auf ihrer Stirn.
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass es etwas mit uns zu tun hat?«
    »Nicht mit dir.«
    »Aber mit dir?«
    »Mir ist der Gedanke gekommen, ja. Wer, meinst du, wusste noch von unserem Treffen?«
    Ida Marie schüttelte den Kopf.
    »Ich habe es

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