Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt

Titel: Rachlust - Dicte Svendsen ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Stadt?«
    »Draußen vor dem Gebäude gibt es Schlamm, wegen irgendwelcher Straßenarbeiten, die vergangenen Dienstag abgeschlossen wurden.«
    Lena Lund verstummte. Wagner dachte kurz darüber nach, warum sie an die wenigen potentiellen Spuren nicht glauben mochte. Natürlich könnte sie mit allen Einwänden recht haben, und die Spuren waren allesamt unbrauchbar, aber ihnen blieb nun mal nichts anderes übrig, als mit dem wenigen zu arbeiten, was sie hatten. Und wenn ENFSI ihnen tatsächlich weiterhelfen konnte, könnte das den Durchbruch bedeuten. Das Netzwerk war ein etwas sonderbarer Verbund von internationalen Polizeitechnikern, in dem diese Informationen und Erkenntnisse austauschten. Er hatte es bei der Aufklärung eines Banküberfalls in Anspruch genommen, bei dem einer der Räuber dem Kassierer einen Zettel gegeben hatte, der eindeutig von einem Nichtdänen geschrieben worden war. Dieser Brief wurde einer Unterabteilung des Netzwerks vorgelegt, die sich unter anderem mit der Identifizierung von Handschriften beschäftigte. Der Durchbruch erfolgte, als die Untersuchungen ergaben, dass nach dem Täter sowohl in Holland als auch in Spanien bereits gefahndet wurde.
    Er betrachtete Lena Lund aus dem Augenwinkel. Ihre verkrampften Schultern hatte sie bis fast unter die Ohren gehoben; ihr Körper strahlte Gegenwehr aus, die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine fest zusammengepresst mit ausgestellten Füßen, die Hüfte vorgeschoben. Sie war hübsch, schön sogar, und er musste zugeben, dass er sich sehnlichst eine Frau im Team gewünscht hatte. Aber sein Gefühl sagte ihm, dass wie beim Märchen »Vom Fischer und seiner Frau« zwar sein Wunsch in Erfüllung gegangen war, aber gleichzeitig sein Schicksal damit besiegelt wurde.
    »Was war mit der Wohnungstür? War die geschlossen?«, fragte sie.
    »Ins Schloss gefallen, ja. Nichts deutet auf einen Einbruch hin.«
    Lena Lund hatte schnell eine Schlussfolgerung zur Hand:
    »Das Schwein«, zischte sie. »Das sind alles Hinweise auf einen Machtmissbrauch allerschlimmster Sorte. Sie muss den Täter gekannt und ihm vertraut haben. Womöglich ist er auch noch einer ihrer Pfleger.«
    Wagner erwiderte nichts darauf, aber auf dem Weg zurück ins Präsidium, zum Treffen mit der Ermittlungsgruppe im Konferenzraum, überlegte er ununterbrochen, ob es wirklich so einfach war. Adda Boel war vollständig bekleidet gewesen, als man ihren Körper fand. Sie lag nicht nackt im Bett, umgeben von Anzeichen sexueller Aktivität. Die Explosion hatte ein Loch in das Stockwerk gerissen, und Adda Boels Körper war eine Etage tiefer gestürzt. Wenn sie tatsächlich in ihrem Wohnzimmer erwürgt worden war, warum hätte der Täter nach der Vergewaltigung so lange warten sollen, bis er sie umbrachte? Hatte er sich erst an ihr vergangen und sich danach gemütlich aufs Sofa gesetzt und gewartet – um sie dann irgendwann zu erwürgen? Das ergab keinen Sinn, allerdings wäre dieser Mörder nicht der Erste, dessen Handlungen unlogisch waren.
     
    »Okay, lasst uns alles zusammentragen.«
    Die Thermoskanne ging von einem zum nächsten, wie ein neugeborenes Baby, das herumgezeigt wurde.
    »Was wissen wir alles über sie?«, fragte Wagner in die Runde. »Adda Boel …«, hob Lena Lund an. Gut vorbereitet wie immer.
    »… Ivar?«
    Lund klappte der Mund zu. Wagner konnte das dumpfe Aufeinanderprallen der Kiefer fast hören. Er spürte auch ihren verärgerten Blick, aber das nützte nichts. Er musste auch andere zu Wort kommen lassen.
    Ivar K lehnte sich zurück und warf Lena Lund ein Lächeln zu, wie eine Katze vor dem Mäuseloch.
    »Adda Boel, neunundzwanzig Jahre alt, Frührentnerin. Sie ist mit fünf Vollwaise geworden und wuchs die meiste Zeit im Kinderheim oder in Pflegefamilien auf. Die Eltern starben jung an derselben erblichen Krankheit, an der auch Adda litt.«
    »Keine weiteren Familienmitglieder?«, fragte Wagner.
    Ivar K musste nicht einmal einen Blick in seine Aufzeichnungen werfen.
    »Entfernte Verwandte, ja. Aber keine direkte Verwandtschaft, Geschwister oder Großeltern. Es gibt Tante und Onkel auf der Seite ihres Vaters, mit denen sie aber nie etwas zu tun gehabt hatte. Und eine Schwester ihrer Mutter, die in Deutschland lebt.«
    »Ist sie auch krank?«, fragte Jan Hansen.
    Ivar schüttelte den Kopf.
    »Nein. Sie ist mit einem Deutschen verheiratet und arbeitet in der IT-Branche. Die Familie lebt in einem Vorort von Hamburg. Sie hat angegeben, dass sie Adda seit über zehn Jahren

Weitere Kostenlose Bücher