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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Steinfliesen. Sie blieb stehen und murmelte etwas. Jesse antwortete.
    Nur nicht hinsehen.
    Ich fühlte mich wie in den schlimmsten Zeiten meiner Pubertät. Oder eher wie eine Zweijährige. Ich flüchtete in die Küche, füllte ein Glas mit Eis und goss Glenfiddich darüber. Da es für Cocktailgläser keine Babysauger gibt, trank ich ganz normal.
    Es klopfte an der Tür, zweimal. Das war Jesses Code.
    »Ev?« Er verharrte in der Türöffnung und musterte mich verunsichert. »Harley sagt, du würdest mir am liebsten den Hals umdrehen.«
    Ich schlurfte ins Wohnzimmer, setzte mich auf die Couch und zog die Knie ans Kinn. »Komm rein.«

    Er wagte sich bis ans andere Ende der Couch, aber nicht weiter. »Was ist los?«
    Während ich an meinem Glas nippte, versuchte ich, mich wieder in eine Erwachsene zu verwandeln und etwas meinem Alter Entsprechendes zu sagen. »Ich wünschte nur, du wärst von Anfang an ehrlich gewesen.«
    »Das geht mir genauso. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mir das wünsche.« Er versuchte, meine Körpersprache, meinen Gesichtsausdruck zu deuten. Vermutlich entdeckte er nichts Angenehmes.
    »Die Affäre«, sagte ich. »Die kann ich dir nicht verübeln.«
    Eine dicke fette Lüge.
    »Aber du hast mir immer noch nicht alles über dich und Harley und … die Zeit nach Brands Attacke erzählt.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Wenn da noch mehr war, will ich es von dir hören, nicht von ihr oder von I-Heist.«
    »In Ordnung.« Jetzt traute er sich doch auf die Couch. »Was hat Harley dir gesagt?«
    »Wie eure Beziehung auseinanderging, als du in der Rehaklinik warst.«
    »Das hat sie dir erzählt?«
    »Keine schöne Geschichte.«
    »Nein.« Er wirkte merkwürdig unruhig. »Das hat sie dir wirklich erzählt?«
    »Ist schon in Ordnung. Es tut mir nur für dich leid.«
    »Leid …« Seine Stimme war eine einzige Frage.
    »Ihre Einstellung. Sie hat offen darüber gesprochen, aber ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Jetzt versteh ich gar nichts mehr.«
    »Sie hat gesagt …« Ich wandte den Blick ab. Das Thema
war mir furchtbar unangenehm. »Ich weiß, dass sie Schluss gemacht hat, weil du gelähmt warst.«
    Er sah mich mit einem merkwürdigen Ausdruck an. »Moment mal. Sie hat Schluss gemacht?«
    »Es tut mir wirklich leid …«
    »Wie oft willst du das eigentlich noch sagen?«
    Ich klappte den Mund zu. Keiner von uns sprach. Er hat gesagt, sie hat gesagt … Die schmutzigen Einzelheiten des Endes einer Beziehung wiederzukäuen finde ich in etwa so appetitlich wie Rülpsen. Darauf wollte ich mich auf keinen Fall einlassen.
    »Jesse, es ist mir egal, wer die Beziehung beendet hat. Aber als ich dich gefragt habe, wie lange die Sache lief, warst du nicht offen zu mir.«
    »Als ich in der Reha war, hat Harley gesagt?«
    »Ja.«
    »Du klingst, als würde dich das verletzen.«
    »Das tut es auch.«
    Seine blauen Augen wurden eisig. »Was ist mit dir überhaupt los? Es tut dir leid. Du fühlst dich verletzt. Wieso findest du den Gedanken, dass Harley mich in der Rehaklinik besucht haben könnte, eigentlich so unerträglich?«
    »Ist das ein Kreuzverhör?«
    »Du willst Ehrlichkeit. Ich auch. Erklär mir bitte, warum dich das so stört.«
    Statt sich vor mir im Staub zu winden, versuchte er, mein Unterbewusstsein in den Zeugenstand zu rufen. Sein kühler Blick versetzte meine Gehirnzellen in äußerste Alarmbereitschaft.
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Es klingt, als wäre meine Rehazeit für dich reserviert.

    Warum? Weil du dadurch etwas Besonderes bist? Die einzige Frau, die weiter bereit war, sich mit mir abzugeben. Sehr edel!«
    »So war das nicht.«
    »Die selbstlose Evan war gewillt, sich mit meiner Verletzung abzufinden und mit dem Stigma zu leben, Geliebte eines Krüppels zu sein. Du dachtest, du wärst die Einzige. Und nun kommt Harley daher und behauptet, sie hätte mich in der Rehaklinik besucht.«
    Ich erstarrte. »Soll das heißen, du hast mit ihr …«
    »Wusste ich’s doch. Endlich sind wir beim Thema. Du denkst, sie war meine erste Frau nach dem Unfall. Wo du immer geglaubt hattest, das wärst du gewesen.«
    Er fixierte mich mit eisigem Blick. »Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss. Wo du doch so viele Pluspunkte hättest sammeln können. Wie viele gibt es denn dafür, wenn man sich mit einem Krüppel einlässt? Zehntausend?«
    »Du verstehst das falsch.«
    »Liebes Tagebuch, heute war ein ganz besonderer Tag. Ich habe Jesse geholfen …«
    »Hör endlich auf.«
    Er zog

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