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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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fixierte ihn wortlos. Schließlich schien er meinen Blick zu spüren und sah auf. Der Schmerz in seinen Augen war unerträglich.
    »Ich weiß, dass es unlogisch ist. Wieso gebe ich Jesse die Schuld?«, sagte er. »Aber ich kann nicht anders. Ständig höre ich diese giftige Stimme in meinem Kopf. Soll ich beten, schreien, ihn verprügeln? Wie komme ich aus diesem Chaos heraus und werde wieder ein vernünftiger Mensch?«
    Im Fernsehen ertönte das Startsignal. Die Schwimmer stürzten sich ins Wasser. Ich drehte mich um, um das Gerät auszuschalten.
    Adam hob die Hand. »Nicht!«

    Die ersten Schwimmer pflügten durch die Bahnen. Als sie nach der vierten Bahn auf die Wand zuschossen, flogen die zweiten Schwimmer über sie hinweg. Einer von ihnen war Isaac. Er lag zurück, kämpfte aber hart. Seine Arme wirbelten wie Windmühlenflügel, und das Wasser schäumte unter seinen Beinen.
    Der Abstand zu den Besten war unverändert, als Adam im Bild erschien. Er stieg auf den Block, wärmte sich auf, wartete. Isaac raste auf ihn zu und schlug an. Adam sprang. Er lag eine Körperlänge hinter den Ersten. Der Lärm der Menge war ohrenbetäubend. Mit jedem Zug verringerte er den Rückstand ein wenig und holte auf der letzten Bahn noch einmal auf.
    Die Kommentatoren warteten gespannt. Nun musste die Entscheidung fallen. Jesse ragte wie eine Statue auf dem Block auf. Seine Schwimmbrille reflektierte das Licht, die Arme hingen entspannt herab, aber seine Ruhe war voller Energie. Unwillkürlich trat ich näher an den Fernseher, um besser sehen zu können.
    Beim Anschlag lag Adam eine halbe Länge zurück. Jesse beugte sich vor und sprang wie ein Leopard, der seine Beute schlägt. Die Menge tobte, und die Reporter brüllten, um den Lärm zu übertönen. Texas, Stanford, UCSB. Jesse tauchte nur einen halben Meter hinter den Führenden ins Wasser ein.
    Adam schaukelte auf seinem Hocker im Rhythmus von Jesses Zügen, wie um ihn anzufeuern. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie wichtig Jesse ihm war.
    Und dann kam die letzte Bahn. Die Schwimmer wendeten am anderen Ende des Beckens, und die Unterwasserkamera fing das Bild ein. Jesses Timing war perfekt. Er schlug mit
den Füßen gegen die Wand, stieß sich ab und hatte noch einmal dreißig Zentimeter aufgeholt.
    »Los, Mann!«, flüsterte Adam.
    Mein Herz raste. Die Kommentatoren brüllten außer Atem in die Mikrofone. Stanford und Texas liegen in Führung, aber UCSB schlägt sich großartig. Jesse Blackburn ist ein erfahrener Mann, Mitglied der US-Nationalmannschaft, der ist immer für eine Überraschung gut. Ich spürte einen Kloß im Hals.
    Das Stadion tobte, während Jesse hundertprozentig konzentriert mit wirbelnden Armen durchs Wasser schnitt. So war er. Mein Gott, wie war ich stolz auf ihn. Während Texas und Stanford miteinander rangen, holte Jesse Zentimeter um Zentimeter auf. Die Wand rückte näher.
    Alle drei Schwimmer lagen gleichauf, ein letzter Stoß, die Menge war außer sich, und da war die Wand. Das Wasser spritzte über den Rand. Der Abstand war zu gering, um den Sieger mit bloßem Auge zu ermitteln.
    Der Kommentator tippte auf Blackburn.
    Eine Großaufnahme von Jesse, der schwer atmend die Schwimmbrille abstreifte und erwartungsvoll die Anzeigetafel fixierte. Ja! Ein strahlendes Grinsen, er schüttelte triumphierend die Faust.
    Adam ließ Jesses Gesicht auf dem Bildschirm nicht aus den Augen. Die Aufregung sprang auf mich über. Auf dem Video hievte sich Jesse aus dem Becken. Seine Mannschaftskameraden stürzten sich auf ihn. Adam packte ihn an den Schultern und redete außer sich vor Freude auf ihn ein. Isaac sprang ihm lachend und schreiend auf den Rücken.
    Als ich den Blick abwandte, bemerkte ich, dass Adams Schultern zuckten. Schluchzend stützte er den Kopf in die
Hände. Ich sank auf die Knie und nahm ihn in die Arme. Er brach völlig zusammen.
    »Alles verloren«, sagte er.
    Meine Kehle war wie zugeschnürt, in meinen Augen brannten Tränen.
    »Warum hat er sterben müssen?«
    Dann weinte er hemmungslos, und ich wiegte ihn wortlos in meinen Armen. Was hätte ich auch sagen können?

26. Kapitel
    Im Radio spielten sie Bluegrass, als ich vor meinem Haus vorfuhr. Ich konnte mich kaum überwinden auszusteigen. Das Entsetzen hüllte mich ein wie ein kaltes, totes Vakuum. Ich schaute mich in alle Richtungen nach Brands goldenem Mietwagen um, fand aber nur dunkle Schatten.
    Als ich den Explorer absperrte, klingelte mein Handy. »Jesse« wurde auf dem Display

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