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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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angezeigt.
    »Können wir reden?«, fragte er.
    Ich ging zum Gartentor. »Ich bin zu Hause.«
    »Ich bin in zehn Minuten da.«
    Als ich das Tor öffnete, stieg mir der Geruch von frischem Gras und Sternjasmin in die Nase. »Hast du meine Nachricht abgehört?«
    »Welche Nachricht?«
    Zweifel befielen mich. »Ich habe gestern Nacht spät noch bei dir angerufen.«
    »Ich hab das Telefon nicht klingeln hören. Ev?«
    Sie hockte mit angezogenen Knien in der Dämmerung vor meiner Tür.
    »Harley ist hier«, sagte ich. »Im Augenblick kommst du besser nicht.«
    »Ich bin schon unterwegs.«
    Ich legte auf. Harley erhob sich und bürstete sich den Staub von ihrer Caprihose.

    »Eins muss man dir lassen«, begrüßte ich sie. »Du traust dich ganz schön was, hier aufzutauchen.«
    »Wahrscheinlich bin ich einfach nur naiv. Wie konnte ich glauben, du würdest nichts davon erfahren?«
    »Und nach Jahren der Geheimnistuerei willst du mir plötzlich alles erzählen?«, fragte ich.
    »Nein, ich will nur sagen, wie blöd ich war.«
    Ich musterte sie. »Du erwartest hoffentlich keinen Widerspruch.«
    Ihre harten Augen starrten mich in der Dämmerung an. Und dann warf sie den Kopf zurück und lachte.
    »Du bist wirklich eine Marke. Und jetzt lass mich ins Haus. Ich muss Abbitte leisten.«
    »Fünf Minuten, Harley. Jesse ist auf dem Weg zu mir, und ich hab keine Lust auf ein Dreiergespräch.« Ich schloss die Tür auf und hielt sie für sie auf.
    »Mit den Fotos sollte eigentlich Cassie erpresst werden. Diese Leute dachten, sie würden uns in inniger Umarmung erwischen. Damit hätte sie ihre Werbeverträge verloren.«
    »Diese Leute – du meinst I-Heist. Genau darüber muss ich mit dir reden.«
    Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Jesse kommt mir vor wie ein geprügelter Hund.«
    Die beiden hatten sich getroffen. Das war ein Tiefschlag.
    »Er fühlt sich unglaublich elend. Seit der Rehaklinik hat er nicht mehr so schlecht ausgesehen.«
    Ich fand, das ging Harley gar nichts an, aber mein Problem lag ganz woanders. »Ich wusste nicht, dass ihr damals noch Kontakt hattet …«
    »Oh, hat er dir das nicht gesagt.« Sie schlug die Augen nieder. »Natürlich nicht. Wie dumm von mir.«

    Dazu fiel mir nichts mehr ein. Ich fühlte mich, als hätte jemand mein Herz mit Benzin übergossen und angezündet.
    »Mein Verhalten war ziemlich mies, ich weiß.«
    Sie hatte meine Reaktion missverstanden, aber die Eifersucht hatte mich so fest im Griff, dass ich kein Wort herausbrachte. Während Jesses Zeit in der Rehaklinik waren wir uns nähergekommen. Dass er damals noch mit Harley Kontakt gehabt hatte …
    »Die Sache neigte sich schon dem Ende zu, bevor er verletzt wurde«, sagte sie. »Außerdem hatte ich Cassie und … Könntest du vielleicht aufhören, mich anzusehen, als wäre ich der Teufel in Person? Er war gelähmt. Es war egoistisch von mir, aber ich konnte damit nicht umgehen.«
    Ich schloss die Augen.
    »Evan.« Sie nahm mich am Arm. »Du bist der bessere Mensch. Ich war nicht gut zu ihm, aber die Situation hatte sich völlig verändert, und ich konnte nicht so tun, als ob nichts wäre.«
    Ich öffnete die Augen. »Vielleicht redest du ein bisschen leiser. Er muss gleich hier sein.«
    »Er hat keine Angst vor diesem Gespräch. Wir beide haben Frieden geschlossen. Die emotionale Zeitbombe bist du.«
    Mein Kopf summte wie ein Trafo. Vergessen waren all die Fragen, die ich ihr zu I-Heist und Mako hatte stellen wollen.
    Sie legte mir die Hände auf die Schultern. »Wir hatten eine Affäre, das war alles. Es war ein Rausch, wie Fallschirmspringen oder Heroin.«
    »Und das nennst du Abbitte leisten?«
    »Ich will nur sagen, es war rein körperlich, keine Liebe.«
    Das beruhigte mich ungemein. Ich musste daran denken,
wie Harley am Schwimmbecken ihre Fingernägel in Jesses Rücken gekrallt hatte.
    Draußen auf der Straße wurde eine Autotür zugeschlagen.
    »Das ist er«, sagte ich.
    Sie hatte ihr Pokergesicht aufgesetzt und blickte mich prüfend an. »Ich dachte, du könntest mehr wegstecken.«
    »Ich bin hart im Nehmen, aber irgendwann wird es selbst mir zu viel.«
    Der Riegel am Tor wurde zurückgeschoben. Mir war beim besten Willen nicht danach, die beiden zusammen bei mir im Haus zu haben.
    »Gute Nacht, Harley.«
    Sie ließ die Schultern sinken, und der harte Glanz in ihren Augen erlosch.
    »Du weißt, wie wichtig du mir bist«, sagte sie.
    Als sie verschwand, ließ sie die Tür offen. Ich hörte ihre Sandalen auf den

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