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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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finden sein konnte: dem Spielcasino der Chumash-Indianer. Sie hockte mit einem Popcornbecher voller Silberdollars auf dem Schoß vor einem Videopoker-Automaten und fütterte das Gerät mit Münzen. Als ich mich vor ihr aufbaute, spiegelte sich das Display in ihren Augen. Zwei Dreien. Damit war nichts zu gewinnen. Sie sah mich an.
    »Komm mit nach draußen«, sagte ich.
    »Beim nächsten Mal verliert die Maschine.« Sie warf noch mehr Silberdollars ein. »Ich geh doch nicht weg, damit wer anders abkassiert.« Mit finsterer Miene versetzte
sie dem Automaten einen Klaps. »Her mit den Mäusen, du Mistvieh.«
    Aber der Automat ließ sich nicht beeindrucken. Sie fütterte ihn erneut.
    Ich nahm ihr den Becher vom Schoß. »Los jetzt.«
    »He, was soll das?« Sie sprang vom Hocker und folgte mir nach draußen. »Verdammt noch mal, gib das her.«
    Es war ein heißer, wolkenloser Tag. Ideal für einen Ausflug. Der Parkplatz war überfüllt mit Reisebussen. Unter dem blauen Himmel schimmerte Harleys Mähne geradezu weiß.
    »Seit wann wäschst du für I-Heist Geld?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Wie ist das gelaufen? Haben sie spitzgekriegt, dass du bei den Buchmachern in der Kreide stehst, und angeboten, deine Schulden zu bezahlen, bevor sich die Polizei oder Geldeintreiber für dich interessieren?«
    Sie starrte auf den Becher mit den im Sonnenlicht glitzernden Silberdollars.
    »So, so.« Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Jesse Blackburn kann den Mund nicht halten.«
    »Jesse Blackburn ist nicht das Problem.«
    »Es gibt kein Problem. Mit mir ist alles in Ordnung. Ich lasse nur ein bisschen Dampf ab.«
    »Empfehlen die Anonymen Spieler, zum Relaxen ins Casino zu gehen?«
    »Du hast doch keine Ahnung.«
    »Dann erklär’s mir.«
    »Mein Leben ist die Hölle. Ich brauche einfach einen Tag, um wieder zu mir zu kommen.«
    Ich schüttelte den Becher mit den Münzen. »Dafür hast du dich ja gründlich eingedeckt.«

    Sie schnaubte. »Das ist doch kein Spielen. Das ist wie eine Schachtel Pralinen oder ein Glas Wein am Feierabend. Unterhaltung. Entspannung.«
    »Ziemlich teure Pralinen.«
    »Du verstehst das nicht. Du hältst ja schon die Kirchenlotterie für Glücksspiel. Bei mir läuft das richtig professionell, analytisch. Ich hatte fünftausend auf War Emblem gesetzt, als er das Kentucky Derby gewann. Zwanzig zu eins, ein totaler Außenseiter. Als Goran Ivanisevic Wimbledon gewann, standen die Wetten hundertfünfundzwanzig zu eins. Ich hab eine Viertelmillion damit verdient.«
    »Großer Gott, Harley.«
    Sie hielt mein Entsetzen für Bewunderung. »Nicht schlecht, was?«
    Wenn sie solche Beträge gewann, wie viel hatte sie dann verloren?
    »Wie hoch sind deine Schulden?«, fragte ich.
    Im grellen Licht wirkte ihre sommersprossige Haut wie fleckiges Pergament.
    »Alles unter Kontrolle.«
    »Nein, Harley, das ist es nicht. Weißt du, wie viel du I-Heist schuldest?«
    »Das hol ich schon wieder rein. Einmal richtig gewinnen, und die Sache ist gegessen. Mein alter Herr mag ja nicht viel getaugt haben, aber das hab ich von ihm gelernt. Das nächste Spiel kann die Wende bedeuten.«
    »Eine Million?«, fragte ich. »Zwei?«
    Sie öffnete den Mund, klappte ihn aber gleich wieder zu. Dann starrte sie den Becher mit den Silberdollars an, als wären es Amphetamine.
    »Harley, unterschlägst du I-Heist-Gelder?«

    Sie antwortete nicht.
    »Hast du dich bei Segue bedient?«
    »Woher weißt du das?« Sie packte mich am Arm. »Wie viel weißt du?«
    »Ich weiß von Mako.«
    »Großer Gott, das darfst du niemandem sagen. Mako – die bringen dich um. Oder mich. Verdammte Scheiße!«
    »Wer ist der I-Heist-Mann bei Mako? Kenny Rudenski?«
    »Wer denn sonst? Der war doch von Anfang an dabei. Er hat meiner Kanzlei Mako-Sicherheitssoftware verkauft. Seine Komplizen haben sich dann in unser System gehackt und alles über die Finanzen der Kanzlei und meine eigene Situation in Erfahrung gebracht. Damit hatten sie mich am Wickel.«
    »Du musst zur Polizei gehen.«
    Sie lachte. »Damit sie mich vor Gericht stellen? Dann bin ich meine Zulassung als Anwältin los und lande im Gefängnis. Lieber sterbe ich.« Sie presste die Faust an die Lippen und lachte bitter. »Vielleicht gar keine so schlechte Idee.«
    »Was?«
    »Die werden versuchen, mich zu erledigen. Dich und Jesse übrigens auch. Wir haben keine Chance. Vielleicht sollte ich ihnen die Arbeit abnehmen.«
    »Wovon redest du?«
    »Schluss machen. Auf der Cold Spring Bridge durch

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