Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
Vom Netzwerk:
Schultern, als er mir die Bluse auszog und seine Lippen über meine Haut wandern ließ. Mit bebenden Fingern knöpfte ich seine Jeans auf, während er mich gegen die Ladeklappe drängte.
    »Das war wirklich ein denkwürdiges Erlebnis«, sagte ich. »Danach hatte sich mir der Firmenname Ford dauerhaft eingeprägt, und zwar in meinen Rücken.«
    »Damals hast du dich nicht beschwert. Ganz im Gegenteil, du hast mir Komplimente über meinen Po gemacht.«
    »Tatsächlich?«
    »Der Hintern des Jahrzehnts«, erwiderte er. »Worte, die mir lieb und teuer sind.«
    Ich lächelte ihn an. Seine Haut roch nach Meer, und ich fühlte seinen Herzschlag. Der Ausflug war ein einmaliges Ereignis geblieben. Kurz darauf war er verunglückt.
    »Vermisst du es?«
    Verdammt! Seine Hände hielten mich, und er sah mich an. Ich spürte, wie seine Hüften, die sich gegen die meinen pressten, zu zittern begannen. Sein Körper ließ ihn im Stich. Ich wollte ihn auf keinen Fall anlügen, denn er hörte jede Unaufrichtigkeit sofort heraus. Aber ich hasste die Wahrheit.

    »Natürlich vermisse ich es.« Ich fuhr mit dem Handrücken über seine Wange. »Aber ich habe ja dich.«
    Ich sagte nicht, wie sehr ich ihn begehrte, so wie er war. Und wie heftig ich gleichzeitig den Wunsch verdrängen musste, er möge nur noch ein einziges Mal gesund sein, so wie damals. Es war furchtbar.
    »Leg dich zu mir«, sagte er.
    Wir schmiegten uns auf dem Bett aneinander, und ich ließ meinen Mund über seine Brust wandern, verwöhnte seine Haut mit Lippen, Zähnen und Zunge, überschüttete ihn mit Empfindungen, dort, wo er sie spüren konnte. Ich hob seinen Arm und küsste die Innenseite seines Handgelenks. Dann bewegte ich mich weiter zu seinem Hals und Gesicht, zu seinem Mund.
    »Ich liebe dich, Evan«, sagte er.
    »Red nicht so viel. Küss mich lieber.«
     
    Zuerst dachte ich, der Wind hätte mich geweckt, denn die Monterey-Kiefern rauschten über dem Dach. Die Uhr zeigte 2.15.
    Aber es war Jesse gewesen, der fest schlafend neben mir lag. Sein Atem ging keuchend, und seine Hand hatte sich in die Decke gekrallt.
    Er redete im Schlaf. »Nein. Helfen Sie ihm! Nicht …«
    Ich rüttelte ihn an der Schulter. Seine Haut fühlte sich heiß an, und seine Stirn war nass von Schweiß.
    »Jesse, wach auf.«
    Er riss die Augen auf und packte mich am Arm. »Gehen Sie nicht weg …«
    »Jesse!« Ich presste die Hand gegen seine Schulter. »Ich bin’s.«

    In seine Augen trat ein Funken des Erkennens, und er ließ meinen Arm los. Dennoch: Obwohl er mich unverwandt fixierte, war mir selbst im schwachen Licht des Mondes klar, dass er mich gar nicht sah.
    »Mein Gott, war das furchtbar.« Seine Brust hob und senkte sich mühsam, und er schlug die Hände vor das Gesicht. »Es war der Unfall. Der Lärm wollte einfach nicht aufhören, das Licht drehte und drehte sich immer weiter. Und ein großer Mann ohne Gesicht stand über mir und starrte mich an. Brand. Er wollte wissen, ob ich tot war.«
    Ich schlang meine Arme um ihn und strich ihm über das Haar.
    »Dann ist er zu Isaac, aber er hat ihm nicht geholfen, er ging einfach weg.«
    »Es ist vorbei«, sagte ich.
    Aber mit der Dunkelheit der Nacht würde auch der Traum zurückkehren.
     
    Jesse schlief lange vor mir wieder ein. Gegen drei Uhr morgens erhob ich mich, um mir ein Glas Wasser zu holen.
    Das Haus besaß kaum Trennwände. Wohnzimmer, Essbereich und Küche bildeten einen einzigen Raum mit offener Decke. Von der Spüle aus bemerkte ich auf dem Esstisch Jesses Laptop. Er war früher am Abend im Internet gewesen, und die Verbindung stand offenbar noch. Ich zuckte zusammen.
    Der Bildschirm zeigte ein Farbfoto. Ich lief zum Tisch. Es war ein Archivfoto von News-Press, das Jesse bei einem Schwimmwettkampf auf dem Startblock zeigte. Er strotzte geradezu vor Selbstvertrauen. Die Jugend hält sich eben für unsterblich. »Eine neue Nachricht« blinkte in grellen Lettern unter dem Foto.

    Da stimmte etwas nicht.
    Ich warf einen Blick in Richtung Schlafzimmertür. Jesse war erschöpft, und wenn ich ihn noch einmal weckte, würde er die ganze Nacht nicht schlafen. Ich starrte auf den Monitor. Ich konnte das Ganze auf sich beruhen lassen. Ich konnte den Computer herunterfahren. Aber ich ertrug es nicht.
    Ich klickte auf die Meldung.
    Jesse Matthew Blackburn,
    Sie hatten ein tolles Leben. Finden Sie nicht, die Öffentlichkeit sollte davon erfahren? Würde es Ihnen nicht gefallen, alles über sich in der Presse lesen zu

Weitere Kostenlose Bücher