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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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färbten sich rosa. »Sparen Sie sich Ihre Sprüche für Ihre Kumpel.«
    Das Grinsen wurde breiter. »Ganz ruhig bleiben. Ich kann schließlich nichts dafür, wenn Ihnen was fehlt.«
    Ich starrte ihn verwirrt an und fragte mich, ob er etwas gegen Harleys sexuelle Präferenzen hatte oder nur generell keine Anwälte mochte. Wollte er mich beeindrucken oder gehörte er zu den Typen, die sich ihre Männlichkeit ständig beweisen mussten?
    »Wenn sie Journalistin ist, bietet das Blackburn ein Forum, um seine Seite der Geschichte zu erzählen«, sagte er und stand auf. »Da kann es doch nur günstig sein, für Ausgewogenheit zu sorgen.« Er zwinkerte mir zu. »Wirklich keine Lust auf eine Spazierfahrt?«
    »Nein, danke.«
    »Selbst schuld. Bis irgendwann, Gidget.«
    Er griff nach dem Helm und stolzierte durch die Bar zum Restaurant.

    Mir hatte es gründlich die Stimmung verdorben. »Harley, was sollte das? Hast du das Treffen arrangiert?«
    Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, die Wogen etwas zu glätten. Kenny vergreift sich manchmal im Ton.«
    »Ich finde seine Andeutungen schlichtweg beleidigend.«
    »Damit kann ich umgehen. Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest, im Leben läuft nie was nach Plan. Deswegen verdienen Anwälte auch so gut.« Sie streckte mir ihr Glas entgegen. »Schenk mir Champagner nach.«
     
    Von Paradise aus machte ich mich zu Jesse auf. Über dem in der Sonne golden glühenden Sandstein der Berge ballten sich Gewitterwolken zusammen. In den Tälern im Landesinneren zuckten bereits Blitze.
    Eine gewundene Auffahrt führte zwischen Monterey-Kiefern hindurch zu Jesses Haus, das sich direkt am Strand erhob. Es bestand praktisch nur aus hellem Holz und Glas, hatte eine offene Decke und eine Glaswand, die den Blick auf die Brandung freigab. Als ich eintraf, entdeckte ich Adam Sandovals Toyota Pick-up in der Einfahrt. Ich fand Jesse und Adam auf dem Sonnendeck. Sie saßen in Surfer-Badehosen auf der Kante und wärmten sich die Füße im Sand. Brecher rollten schäumend über den Strand.
    Aus der Ferne und von hinten wirkten Adam und Jesse einander sehr ähnlich. Schwimmerschultern, lange Gliedmaßen, kalifornische Bräune. Erst aus der Nähe war der Unterschied zu erkennen: Jesses Narben und die auffällig stillen Beine. Durch den Unfall hatte er rechts praktisch seine gesamte Bewegungs- und Empfindungsfähigkeit eingebüßt, links etwa fünfzig Prozent. Mit einem Stützapparat und Krücken
konnte er einigermaßen laufen, wenn auch nur mühsam. Wenn er ins Wasser wollte, rutschte er rückwärts auf dem Hintern hinein.
    Ich ging hinter ihm in die Hocke und schlang ihm die Arme um die Brust. Seine Haut war warm von der Sonne. Er legte den Kopf zurück, und ich küsste ihn.
    »Adam hat mir seine neue Taucherausrüstung gezeigt«, sagte er.
    Er deutete mit dem Kopf auf eine Taucherbrille, Flossen und eine Harpune. Adam war ein Meister im Speerfischen und Freitauchen. Außerdem verstand er sich sehr gut auf die Zubereitung seines Fangs.
    Jesse lächelte. »Vor Kauai lässt es sich wunderbar tauchen. Du hast immer noch Zeit, deinen Sporttaucherschein zu machen.«
    Ich küsste ihn erneut. »Netter Versuch.«
    »Würde dir bestimmt gefallen, ehrlich.«
    »Nein, dir würde das gefallen. Ich habe nicht die Absicht, meine Flitterwochen in Taucherflossen zu verbringen, und damit basta.«
    »Aber Taucherflossen sind so sexy.«
    Adam erhob sich. »Kindsköpfe!«
    »Adam glaubt auch, dass die Pornoattacke auf meinen Bürocomputer von einem Wurm verursacht wurde.«
    »Immer wieder schön«, bemerkte Adam.
    »Erklär mir doch bitte mal, was ein Wurm ist«, sagte ich.
    »Ein bösartiger Computercode, so ähnlich wie ein Virus, der sich von selbst vervielfacht und unkontrolliert ausbreitet. Manche Würmer löschen Dateien oder versenden Dokumente von der Festplatte an Adressen, die sie selbst nach dem Zufallsprinzip generieren.«

    »Also war das Ganze vielleicht nur so ein unglücklicher Zufall?«
    Er griff nach seinem Kruzifix und hängte es sich um den Hals. »Kann schon sein.«
    »Dann können wir nur hoffen, dass die Sache damit vorbei ist.«
    »Tja«, meinte Jesse. »Nur dass unser Computerfachmann keinen Wurm auf meinem Rechner aufspüren konnte.«
    Die Wellen brachen sich am Strand und rollten zischend auf uns zu.
    Adam griff nach einem Umschlag mit Schnappschüssen. »Schaut mal, was ich gefunden habe. Die Fotos hat Isaac gemacht. Ich kannte die Bilder noch

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