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Rachsucht

Titel: Rachsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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übernehme die erste Wache.«
    Er griff nach meinen Händen. »Danke.« Seine Augen waren gerötet, das Gesicht wirkte eingefallen. »Danke!«
    Er war schon einen halben Block entfernt, als Jesse und Chris Ramseur aus dem Gebäude kamen. Ich erklärte ihnen, dass Adam zur Uni musste. Ramseur blickte nachdenklich drein.
    Jesse setzte seine Wrap-around-Sonnenbrille auf. »Ich hab
dem Detective gerade erzählt, dass Isaac wegen der fehlenden Zertifikate Ärger mit Mako hatte und dass mir jemand erpresserische Drohungen auf den Rechner schickt.«
    »Da wir gerade beim Thema sind: Könnte es sein, dass jemand verhindern will, dass du gegen Brand aussagst?«, fragte ich.
    Die beiden Männer starrten mich an. Jesse fluchte, während Ramseur mit dem Kopf auf das Polizeipräsidium deutete, das dem Gerichtsgebäude gegenüberlag. »Kommen Sie mit zu mir auf die Dienststelle.«
    »Geben Sie uns eine Minute«, sagte ich.
    »In Ordnung.« Er schlenderte mit gesenktem Kopf davon wie ein in Gedanken versunkener zerstreuter Professor.
    »Du willst dich an Brand hängen?«, fragte Jesse, als Ramseur außer Hörweite war.
    »Bis ich mir sicher bin, dass er sich nicht absetzt.«
    »Gute Idee. Ich komme nach, sobald ich kann.« Er nickte in Richtung Gerichtsgebäude. »Es wird wahrscheinlich Stunden dauern, bis die Kaution hinterlegt wird. Solange wird er wohl im Gefängnis hocken.«
    »Dann besorge ich mir einen Kaffee und behalte das Gebäude im Auge. Mal sehen, ob er bei dem Gefangenentransport dabei ist.«
    Jesse deutete mit dem Kopf auf den davonschlendernden Ramseur. »Denk dran, dass er von seinem Schreibtisch aus das Gerichtsgebäude im Blick hat. Bleib außer Sichtweite.«
    »Ich dachte, er ist auf unserer Seite.«
    »Evan, auf unserer Seite sind wir selbst und sonst niemand. Das kannst du mir glauben.«

7. Kapitel
    Der Kaffee war ein Fehler.
    Den Nachmittag verbrachte ich auf dem Rücksitz meines Explorers vor dem Gefängnis in Goleta und erledigte Büroarbeiten. Ich tätigte längst überfällige Telefonate, durchforstete das Handschuhfach nach Quittungen für das Finanzamt und verputzte eine Packung Erdnuss M & M zum Mittagessen. Dann skizzierte ich in groben Zügen das Seminar zum Thema Konflikt, das ich bei dem Schriftstellerkongress leiten sollte. Im Prinzip ganz einfach. Am besten ließ ich die Teilnehmer zur Veranschaulichung bei meinen Einsätzen zusehen, damit sie sich Notizen machen konnten. Schließlich schrieb ich an Chromium Rain weiter, an dem Kapitel, in dem die Heldin aus den Ruinen von Cheyenne Mountain, Colorado, entkommt. Dabei behielt ich stets das Gefängnis und das benachbarte Büro des County Sheriffs im Auge. Ich wollte nur ungern von einem neugierigen Deputy gefragt werden, ob ich wirklich das Nordamerikanische Luft- und Weltraumverteidigungskommando in die Luft jagen wollte.
    Leider war der Kaffee inzwischen durchgelaufen. Ich musste dringend zur Toilette. Immer wieder spähte ich zum Gefängnis hinüber. Hoffentlich kam Brand bald heraus.
    Plante er tatsächlich unterzutauchen? Ich hatte keine Ahnung. Trotz Adams Aufregung war es durchaus denkbar,
dass auch ein Millionär eine Viertelmillion nicht so einfach abschreiben wollte. Und der Gedanke, einen Kopfgeldjäger im Nacken zu haben, mochte ebenfalls abschreckend wirken. Außerdem war ich immer noch davon überzeugt, dass Brand in Santa Barbara eine Rechnung offen hatte.
    Um drei Uhr wäre ich am liebsten aus der Haut gefahren; und Adam hatte sich immer noch nicht gemeldet. Als mein Handy klingelte, griff ich hektisch danach.
    »Du warst auch schon mal freundlicher«, sagte mein Bruder. Offenbar hörte man mir die Anspannung deutlich an.
    »Brian.« Ich rutschte auf dem Sitz hin und her. »Wie geht’s in Washington?«
    »Das Wetter ist so feucht, dass man am Stuhl festklebt.«
    Brian saß im Pentagon. Das war eine der üblichen Stationen in der Karriere eines Marinefliegers, aber er hasste die Schreibtischarbeit. Ein Posten im Pentagon war in den heutigen Zeiten zwar kein sicherer und dafür langweiliger Bürojob mehr, trotzdem ließ er sich logischerweise nicht mit einer F/A-18 vergleichen.
    »Ev, ich wollte dir nur sagen, dass du Besuch kriegst.«
    »Wirklich? Das ist ja toll, Bri. Ich freu mich schon auf dich und Luke!«
    »Leider wirst du mit Cousine Taylor vorliebnehmen müssen.«
    Meine Hochstimmung verflog schlagartig. »Das ist doch nicht dein Ernst!«
    »Tut mir leid, Schwesterchen. Das größte Klatschmaul aller Zeiten ist im

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