Rachsucht
Geldwäschekanal.«
»Warum?«
»Vielleicht, weil ihre bisherigen Kanäle auszufallen drohen.«
Sie sah mich an und wartete, dass ich meine eigenen Schlüsse zog. Ich fühlte mich hundeelend.
»Harley«, sagte ich.
23. Kapitel
Mit dem Handy am Ohr trat ich aus dem Aufzug. Jesse war immer noch nicht zu erreichen. Ich steuerte das Casino an. Es war Mittag, die Zeit, um welche die Casinos ihr trostlos leeres Herz zeigen. Die Seven-Eleven-Tische waren verlassen, Putzkommandos saugten den Teppich, und Kellnerinnen versorgten die Roulette spielenden Touristen mit Gratiscocktails. Die grellen Lichter und der Lärm verursachten mir Übelkeit.
Harley spielte an einem Tisch mit einem Mindesteinsatz von fünfzig Dollar Black Jack. Vor ihr stapelten sich die Chips.
»Du lebst also doch noch«, sagte sie, als sie mich erspähte. »Geht’s dir wieder besser?«
»Leg mal eine Pause ein.«
»Süße, ich hab gerade eine Glückssträhne.«
Die Croupière hatte sich überkauft, und Harley häufte mit glänzenden Augen noch mehr Chips auf ihren Stapel.
»Wir müssen reden«, sagte ich.
»Super.« Sie legte einen Fünfzig-Dollar-Chip vor dem unbesetzten Stuhl neben ihr auf den Tisch und nickte der Croupière zu. »Geben Sie ihr eine Karte.«
Mir dröhnte der Schädel. Die Croupière blickte mich an, und ich setzte mich.
»Der Ausflug tut mir richtig gut«, sagte Harley. »Und deine
Freundin Jax gefällt mir auch. Ich habe Karten für die Show im MGM Grand Hotel heute Abend.«
Die Croupière zog Karten aus dem Schuh. Für mich eine Neun und dann eine Acht.
»Du hast für Mickey Yago Geld verschoben«, sagte ich.
Die Croupière zog dreiundzwanzig Punkte, und ich war um fünfzig Dollar reicher. Harley sah mich nicht an.
»Jemand hat mich unter Drogen gesetzt. Warst du das?«, fragte ich.
Wir bekamen neue Karten. Ich hatte sechzehn, neunzehn und schließlich zwanzig. Als ich mich absichtlich überkaufte, erwachte Harley endlich zum Leben, sammelte ihre Chips ein und stand auf.
»Dir geht es offenbar nicht gut.« Sie verstaute die Chips in ihrer Handtasche und ging.
Ich folgte ihr an Springbrunnen und vergoldeten Säulen vorbei hinaus an den in der Sonne gleißenden Pool.
»Harley, hör auf, mich zu ignorieren.«
Ihre Augen wurden steinhart. »Du hast eine ganz schlechte Aura. Fast hättest du meine Glückssträhne zerstört.«
»Was ist los?«
»Hast du gerade behauptet, ich hätte dich unter Drogen gesetzt? Du tickst wohl nicht richtig.«
»Was ist bei Mako los, und wer ist in die Sache verwickelt?«
»Ich werde diese Szene ignorieren und dein Benehmen deinem Kater zuschreiben. Ich bin hier, um einen klaren Kopf zu kriegen, und du wirfst mit wilden Anschuldigungen um dich.«
»Aber …«
»Nichts aber. Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst dich
nicht mit Mako Technologies anlegen. Das gibt nur Ärger. Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest, ich habe soeben fünftausend Dollar gewonnen. Diese Croupière ist gut für mich, und das will ich ausnutzen, bevor die Schicht wechselt.«
Kochend vor Wut machte ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Jax hatte recht. Harley war in schmutzige Geschäfte verstrickt, und sie stand kurz davor, die Nerven zu verlieren.
Auf halbem Weg nach oben kam mir Cherry Lopez auf der Rolltreppe nach unten entgegen. Sie trug ihr Bandana und die goldenen Kreolen und fabrizierte gerade eine Kaugummiblase von der Größe einer Orange. Für einen Augenblick begegneten sich unsere Blicke, als wir aneinander vorbeifuhren. Sofort wirbelte sie herum und lief ihre Rolltreppe in der falschen Richtung hinauf.
Ich rannte auf meiner Seite ebenfalls los. Es war eine lange Rolltreppe, und ich schlängelte mich zwischen übergewichtigen alten Damen und Elvis-Verschnitten in Richtung Zwischengeschoss. Hinter mir hörte ich einen Schrei. Als ich mich umschaute, sprang Lopez gerade über die Abtrennung zwischen beiden Rolltreppen und setzte mir auf meiner Seite nach.
Im Zwischengeschoss entdeckte ich tatsächlich einen Wachmann.
Ich stürzte auf ihn zu. »Gleich kommt eine Frau die Treppe rauf, die versucht hat, mir im Casino das Geld aus der Tasche zu stehlen.«
Sein Kopf fuhr herum. »Wie sieht sie aus?«
»Schwarzes Haar, rotes Bandana und große Ohrringe.
Eine Tätowierung wie eine Schlange. Ich glaube, die ist noch minderjährig.«
»Warten Sie hier«, sagte er und steuerte auf die Rolltreppe zu.
Ich wartete, aber nur so lange, bis Lopez ihm direkt in die Arme gelaufen
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