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Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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er sich mit den anderen drei Türen wieder auf den Weg machte. Das fehlende Pendant brachte Obermüller zusammen mit dem Duschkopf. »Beinahe hätten wir ooch die Klotür in Nummer acht ausjehängt, aba mir is noch rechtzeitig einjefallen, det die ja wieda seitenverkehrt is. Nu woll’n wir et mal in Nummer elf probiern.«
    Kurz nach Mitternacht luden Rolf und Felix das letzte Stück ihrer Beute ab. Der Fensterflügel von Nr. 5 paßte zwar auch nicht ganz genau in den Rahmen, aber wenigstens ließ er sich schließen. Den ausrangierten brachten sie ins Nebenhaus und hängten ihn provisorisch ein, worauf er zwei Tage später prompt herausfiel. Wir hörten es sogar klirren.
    Während ich den neuen Duschkopf ausprobierte und bibbernd unter dem eiskalten Wasserstrahl stand (Rolf hatte sich vorher noch nie als Heizer betätigt und nach kurzer Besichtigung des Kellers erklärt, daß er zunächst einmal fachmännische Unterweisung brauche, um den Kessel in Gang zu bringen), begossen die drei Einbrecher ihren erfolgreichen Beutezug. Ich ging lieber schlafen. Weil die Beteiligten sich später nicht mehr erinnern konnten, wann und vor allem wie sie überhaupt in ihre Betten gekommen waren, blieb der Rest dieses ereignisreichen Tages für immer in gnädiges Dunkel gehüllt.
    Mit einem freiberuflichen Ehemann verheiratet zu sein hat Vor- und Nachteile. Die Vorteile bestehen darin, daß er sein eigener Herr ist und in Ausnahmesituationen immer zur Verfügung stehen kann. Der Nachteil ist, daß er es nicht tut, sondern einen wichtigen Termin vorschiebt, dessen Wichtigkeit sich selten nachprüfen läßt.
    So war es auch am nächsten Morgen kein Wunder, daß Rolf sich nach einem kurzen Inspektionsgang durch das häusliche Chaos daran erinnerte, um elf Uhr mit dem Leiter einer Kölner Werbeagentur verabredet zu sein.
    »Es tut mir leid, Schatz, daß ich dich in diesem Tohuwabohu allein lassen muß, aber es geht um einen großen Auftrag, und einer muß schließlich das Geld verdienen, das du immer so großzügig ausgibst!«
    »Wer? Ich? Seit wann trage
ich
Flanellanzüge für ich weiß nicht wieviel hundert Mark? Seit wann kaufe
ich
französischen Kognak? Seit wann muß
ich
für das Auto…«
    Der Gatte war ins Bad enteilt. Kurz darauf war er wieder da. »Hier ist ja gar keine Steckdose?!«
    »Mir egal. Ich brauche keine!« bemerkte ich schnippisch, trabte auf den Balkon und überlegte, ob ich nun zuerst die Wäsche auspacken, die Bücher einräumen, die Fenster putzen oder mich bei Frau Obermüller ausheulen sollte.
    Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Eine Tür quietschte, jemand stöhnte ganz entsetzlich, und während ich mich zu erinnern versuchte, in welcher Kiste die Hausapotheke verstaut war, rannte ich ins Bad zurück. Es war leer. Das Schlafzimmer ebenfalls. Ob Rolf in der Küche…? Was macht man überhaupt bei einem Herzinfarkt? Seit Jahren wollte ich schon einen Erste-Hilfe-Kurs… Telefon! Wo ist das nächste Telefon? Ich raste zur Haustür.
    Mein Gatte stand vor dem Küchenherd, in der linken Hand die verchromte Aufschnittplatte, und rasierte sich.
    »Gott sei Dank, dir ist nichts passiert! Aber warum hast du so entsetzlich gestöhnt?«
    »Ich stöhne nicht, ich fluche! Wo sind eigentlich unsere ganzen Spiegel?«
    »Noch nicht ausgepackt. Du kannst sie ja suchen. Im übrigen kann ich Stöhnen von Fluchen unterscheiden, ich bin ja nicht schwerhörig. Und irgend jemand hat gestöhnt!«
    »Vielleicht ist Felix aufgewacht!« Rolf hatte seine Rasur beendet, legte die Chromplatte auf den heißen Herd, den Rasierapparat in den Brotkorb, fuhr sich noch einmal mit dem Kamm durch die Haare und verschwand fröhlich pfeifend nach draußen.
    »Ich frühstücke lieber unterwegs, sonst hast du noch mehr Arbeit«, hörte ich, bevor die Haustür klappte.
    Es gibt doch wirklich rücksichtsvolle Ehemänner!
    Eine Jammergestalt taumelte die Treppe herunter. »Mensch, ist mir mies! Habt ihr mir gestern Brennspiritus eingeflößt?« Felix wankte zum Spülbecken und hielt den Kopf unter die Wasserleitung. »Mein Schädel brummt wie eine Dampframme!«
    »Wovon sollte dir denn der Kopf wehtun? Du hast ihn doch gestern abend gar nicht gebraucht.«
    »Angesichts eines todkranken Menschen ist dein Sarkasmus gänzlich unangebracht!« Er warf mir einen vernichtenden Blick zu und schlurfte zur Treppe.
    »Gehst du wieder schlafen?«
    »Quatsch! In zehn Minuten bin ich unten. Hast du irgend etwas Eßbares im Haus?«
    »Natürlich. Wie möchtest du

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