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Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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man und fährt jemanden an«, sagte ich sehr überzeugt, denn ich hatte im theoretischen Unterricht immer aufgepaßt.
    »Aber Sie
haben
jemanden angefahren!« Der Prüfer machte bereits einen etwas entnervten Eindruck.
    »Ich bin aber nicht gerutscht!« trumpfte ich auf.
    »Sie haben zwar die Prüfung nicht bestanden«, beendete der väterliche Typ unsere Debatte, »aber dafür haben Sie Ihre Lebenserwartung beträchtlich erhöht!«
    »Können Sie denn nicht ein Auge zudrücken?« bettelte ich. »Eigentlich brauche ich doch gar nicht die ganze Prüfung – nur gerade so viel, daß ich nach Monlingen zum Einkaufen fahren kann und später vielleicht noch die Kinder zur Schule.« Ich setzte mein betörendstes Lächeln auf.
    Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, öffnete der Prüfer die Wagentür und stieg aus.
    Charme ist eben etwas, was man so lange hat, bis man sich darauf verläßt!
    Rolf grinste bloß, als ich nach Hause kam, und stellte den Sekt wieder in den Kühlschrank zurück. »Ich hab’ sowieso nicht damit gerechnet, daß du es schaffst. Wunder sind heutzutage selten geworden!«
    Dann bot er mir großzügig ein paar illegale Nachhilfestunden an. Zu diesem Zweck fuhr er mit mir auf einen Feldweg, wo außer einem verkrüppelten Mostapfelbaum weit und breit nichts stand, was höher als ein Grashalm war.
    Leider erschöpften sich seine Fähigkeiten im Brüllen, Stöhnen und Jammern, aber daß wir dann doch den Mostapfelbaum ein bißchen angekratzt haben, war schließlich seine Schuld gewesen. Warum mußte er auch im selben Moment, als ich aufs Gas trat, die Handbremse lösen?
    Etwas später verfolgte er händeringend meinen Versuch, den Wagen in die Garage zu fahren.
    »Eins verstehe ich nicht. Wie kannst du einen Faden in ein winziges Nadelöhr fädeln, wenn du das Auto nicht in diese große Garage bringst?«
    Herr Mundlos strahlte, als er mich wiedersah, denn ich garantierte ihm ein geregeltes Einkommen.
    Im April gab es eine Schönwetterperiode, für die nächsten Tage war mit Nässe in irgendeiner Form nicht zu rechnen, und so wurde ich zum zweitenmal zur Prüfung gemeldet. Mit wieviel Optimismus mein Lehrer diesem Ereignis entgegensah, wurde mir kurz vor der entscheidenden halben Stunde klar.
    »Wir haben noch ein paar Minuten Zeit. Soll ich Ihnen schnell zeigen, wie man eine Unfallanzeige ausfüllt?«
    Empört lehnte ich das freundliche Angebot ab, stieg ins Auto, fuhr los – und bekam den ersten Rüffel: »Keine Frau wird die Gelegenheit versäumen, in den Spiegel zu schauen, außer wenn sie aus der Parkreihe ausschert!« bemerkte der Prüfer, der jung, energisch und gar nicht väterlich war.
    Inzwischen kannte ich jedes Verkehrsschild im Umkreis von dreißig Kilometern, wußte, in welchen Intervallen die Ampeln umsprangen und wo die vorfahrtsberechtigten Straßen einmündeten. Ich fuhr traumhaft sicher, überholte sogar einen Trecker, was ich noch niemals vorher gewagt hatte, und nach zwanzig Minuten durfte ich aussteigen und den Führerschein in Empfang nehmen. Er hatte achthundertsiebenundachtzig Mark und sechzig Pfennig gekostet. Für den Rest kaufte ich mir ein Paar Schuhe mit flachen Absätzen und ein Buch, das ich eigentlich gar nicht mehr brauchte: ›Mit dem Auto auf du‹.
    Vor lauter Fahrstunden und Theorie-Pauken und Babysitter-Suchen waren die internen Siedlungsneuigkeiten nur an mir vorbeigeschwappt. Ich hatte andere Dinge im Kopf als Isabells neuen Neffen, der immer im Schlafanzug auf dem Balkon Zigarillos rauchte, oder Hermann Frieses neues Hobby, das rothaarig und wesentlich schlanker sein sollte als seine ihm angetraute künstliche Blondine. Obermüller hatte die beiden in einem Düsseldorfer Altstadtlokal gesichtet, wo er Zigarettenautomaten aufgefüllt hatte. Das Versicherungsgeschäft hatte er mittlerweile aufgegeben.
    Natürlich hatte ich inzwischen Heinzes Tochter kennengelernt, die ihren Englandbesuch beendet hatte und nun schon seit ein paar Wochen überlegte, was sie mit ihrem weiteren Leben anfangen könnte. Nach Ansicht ihrer Mutter sollte sie heiraten, aber »von mir aus kann sie auch erst mal studieren; dann hat sie später wenigstens an etwas Vernünftiges zu denken, während sie ihre Hausarbeit macht!«
    Patricia lehnte die Ehepläne strikt ab. Sie suchte noch nach dem idealen Mann und nicht nach einem zum Heiraten, was ihre Mutter aber nicht hinderte, ihren Bekanntenkreis nach möglichen Ehekandidaten zu durchforsten und die ihr geeignet Erscheinenden

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