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Radegunde von Thueringen

Radegunde von Thueringen

Titel: Radegunde von Thueringen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Knodel
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Wasserläufe der Saale überqueren, zahlreiche Sümpfe überwinden und zuletzt würde ihnen der unberechenbare Albus die Stirn bieten.
    „Hast du ihn gefunden?“ Die Neugier ließ sie ungeduldig werden. Draußen vor dem Stall hörten sie Agnes auf Bertafrid einreden.
    „Ich kam nicht einmal bis zu den Saaleflüssen. An einer der letzten Wachstationen ging ich den Franken ins Netz. Ich war seit Stunden durch einen dichten Wald geirrt und erschöpft. Unaufmerksam stolperte ich aus dem Gebüsch heraus auf einen kleinen Bach zu. Dort lagerten einige Soldaten.“ Er schwieg einen Moment und kratzte sich am Kinn.
    „Ein sehr unrühmliches Kapitel in meiner Geschichte. Ich lief ihnen direkt in die Arme. Sie hielten mich für das, was ich irgendwie auch war, für einen Spion.“
    „Ich will auch ein Sp-Spion sein!“ Bertafrid rannte auf Giso zu und klammerte sich vertraulich an ihn.
    Agnes trat schulterzuckend nach ihm in den Verschlag. „Ich konnte ihn nicht mehr halten. Der junge Mann scheint interessanter zu sein als das Fohlen.“
    Radegunde blickte stirnrunzelnd auf ihren Bruder herab.
    „Ich werde schweigen wie ein G-Grab, e-ehrlich!“ Seine grauen Augen bettelten.
    „Jesus! Ja, das wirst du müssen, Bertafrid! Du bringst uns sonst alle in große Schwierigkeiten!“
    Bertafrid nickte eifrig. Dann setzte er sich neben Agnes auf einen der Haferkörbe.
    „Jesus?“, fragte Giso mit hochgezogenen Augenbrauen.
    „Das ist eine längere Geschichte, die bereits mit Amalaberga beginnt. Doch erzähl du! Wie bist du entkommen?“
    „Die Leute aus dem benachbarten Dorf haben mir geholfen. Sie mussten auf dem Wirtschaftshof der Wachstation Frondienste leisten. Nachts banden sie mich los und trugen mich in den Wald. Dort kümmerte sich ein altes Weib um meine Wunden. Sie pflegte mich gesund und …“
    Er unterbrach sich verwirrt, als sie seine Hand nahm. „Was haben sie mit dir gemacht?“
    Giso schüttelte den Kopf und warf einen bedeutsamen Blick auf Bertafrid. „Das würde jetzt zu weit führen. Ich kann nicht lange bleiben. Die Gefahr, dass ich erneut entdeckt werde, wird größer, je länger ich hier bin.“
    Ihr fiel etwas ein. „Agnes, sei so gut und hole Besa her. Sie wird mir nie verzeihen, wenn ich ihr Giso vorenthalte. Und bring ein paar einfache Kleidungsstücke mit für unseren Gast.“
    Giso blickte an sich herunter. „Das ist wohl wieder mal nötig.“ Dann fuhr er fort: „Auf dem Weg nach Osten kam ich dann doch noch an die Saale. In den weitläufigen Auwäldern stieß ich auf freie Thüringer, die noch nie einen Franken zu Gesicht bekommen hatten! Wie glücklich sie lebten! Fast wäre ich in Versuchung geraten, mich bei ihnen als Schweinehirt zu verdingen.“ Sein Grinsen strafte ihn Lügen.
    „Sie zeigten mir den Weg zu einem Lager der königlichen Leibwache.“ Er rieb sich die Nasenwurzel, als fürchte er sich vor dem, was jetzt kam. „Ich wurde direkt zu Iring gebracht.“
    „Iring lebt!“, rief Radegunde überrascht aus.
    „Ja, er ist gesund und munter.“ Er lachte bitter. „Er packte mich am Gewand und schüttelte mich wie einen Baum, der die Früchte abwerfen soll. Er hielt mich für einen fränkischen Spion. Deine Fibel hat mir wohl das Leben gerettet.“
    Ein erfreutes Quietschen ließ sie zusammenfahren. Besa kam in einem erstaunlichen Tempo um die Ecke gewackelt und schoss auf Giso zu. Sie zeigte keine Scheu, ungehemmt fiel sie ihm um den Hals, was nur möglich war, weil Giso auf dem Boden saß. Agnes folgte mit einem Gewand, einem Unterhemd und Wollstrümpfen über dem Arm. In der Hand trug sie ein Paar lederner Schuhe.
    „Ich wollte Agnes nicht glauben, doch jetzt …“, japste Besa.
    „Gi-Giso ist ein Spion!“, flüsterte Bertafrid.
    „Das dachte ich mir“, entgegnete Besa mit großen Augen, „er ist nun mal nicht für ein einfaches Leben geboren.“
    „Lasst ihn weiterreden, wir haben nicht mehr viel Zeit!“ Radegunde fragte sich, wann sie wohl im Haus vermisst werden würden.
    „Ich erzählte Iring von Eurer Gefangenschaft und dass Ihr wahrscheinlich in Athies seid, ich zeigte ihm die Briefe für Amalafrid. Er sagte, zum König würde niemand vorgelassen, es sei denn Herminafrid wünschte das ausdrücklich. Das waren seine Worte.“
    Er schnaufte verächtlich. „Ich bin eben nur ein Schweinehirt, das hat er mich spüren lassen, da nützte auch die Fibel nicht.“ Sein Gesicht hellte sich wieder auf, als er weitersprach. „Immerhin habe ich herausgefunden, dass

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