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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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Mann meiner lieben Tante Hilde war ein wenig cholerisch, er regte sich schnell auf.«
    »Um was ging es denn bei dieser kleinen Auseinandersetzung, wenn ich fragen darf?«
    Manfred Schuler druckste herum. »Tante Hilde hatte mir eine finanzielle Zuwendung versprochen …«
    »Ja?«
    »Josef wollte sie mir jetzt, nach ihrem Tod, nicht mehr zukommen lassen. Ich hatte den Betrag aber schon fest eingeplant und war entsprechend enttäuscht.«
    »Vielleicht auch etwas aufgebracht?«, fragte Alex und setzte gleich nach: »Um welchen Betrag handelte es sich denn?«
    »Was wird das denn jetzt, ein Verhör?«
    »Aber nein, ich stelle Ihnen nur ein paar Fragen, um deren Beantwortung ich Sie bitte. Also um welchen Betrag handelte es sich?«
    Manfred Schuler zögerte wiederum. »Um zwanzigtausend Euro.«
    »Ein hübsches Sümmchen«, stellte Alex fest und sah Manfred Schuler eindringlich an.
    Der hob nur die Schultern. Alex machte sich eine Notiz auf ihrem Schreibblock. Sie würde eine Schufa-Auskunfteinholen, um zu erfahren, ob und in welcher Höhe der Neffe der Wilferts Schulden hatte.
    »Haben die Wilferts außer Ihnen eigentlich noch andere Verwandte?« Alex gab ihrer Stimme einen harmlosen Unterton.
    »Soweit ich weiß, nicht. Aber weshalb fragen Sie mich das?«
    »Na, sind Sie somit nicht der Alleinerbe?«
    »Ach, der Gedanke ist mir noch gar nicht gekommen.«
    Alex hätte beinahe laut losgelacht. »Wirklich nicht?«
    Manni Schuler hatte immerhin den Anstand, rot zu werden. Verlegen blickte er auf seine Schreibtischunterlage.
    »Wenn man es recht betrachtet, wären Sie doch mit diesem Erbe alle Sorgen los«, fuhr Alex fort.
    »Wie meinen Sie das?« Jetzt klang Manfred Schuler gereizt.
    »Nun, wie ich es sage: Sie profitieren doch im wahrsten Sinne des Wortes vom Tod Josef Wilferts.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich meinen Onkel wegen des Erbes umgebracht habe? Was erlauben Sie sich?« Manfred Schuler sprang auf, ging wütend hin und her.
    »Eine andere Frage: Wo waren Sie am Abend nach der Auseinandersetzung mit Josef Wilfert?«
    »Jetzt brauche ich wohl schon ein Alibi.« Manfred Schuler war stehen geblieben, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand.
    »Und, haben Sie eines?«
    Der junge Mann kniff die Lippen zusammen. Auf seiner Stirn erschienen feine Schweißperlen.
    »Ich lebe allein. Da ich am nächsten Tag zu meiner Chinareise aufbrechen wollte, habe ich meinen Koffer gepackt und bin früh schlafen gegangen.«
    »Und dafür gibt es natürlich keine Zeugen«, stellte Alex fest.
    »Nein, wie denn auch? Ich habe Ihnen doch erklärt, dass ich allein lebe.«
    »Deshalb brauchen Sie nicht so zu schreien.«
    Einen Augenblick war es still im Raum.
    »Ich werde nur noch über meinen Anwalt mit Ihnen sprechen.« Manfred Schuler starrte sie aus schmalen Augen an.
    So, wie er da vor ihr stand, wirkte er ausgesprochen schuldbewusst. Oder doch nur in die Enge getrieben? Alex war sich nicht sicher. Doch eines war nun klar: Er hatte ein Motiv, ein starkes Motiv. Und kein Alibi.
    Sie stand auf und wandte sich zum Gehen.
    »Wir sehen uns wieder. Dann wohl auf dem Präsidium«, sagte sie zum Abschied.
    Manfred Schuler blieb an seinem Schreibtisch sitzen. Er war blass geworden und hatte von seinem Charme deutlich eingebüßt.
    Beim Hinausgehen warf Alex noch einmal einen Blick auf das Firmenschild. Vielleicht könnte er seine Firma ja bald umtaufen, dachte sie. Von Mannimedia in Moneymedia .

6.
    Am Samstag war richtiges Friedhofswetter, windstill und sonnig, aber nicht mehr so unnatürlich heiß wie die letzten Tage. Während Elfie ihren Picknickkorb befüllte, sang sie gut gelaunt vor sich hin: »Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste, was es gibt auf der Welt.«
    Das Lied der Comedian Harmonists ließ sie an Paul-Friedrich denken. Wie gut, dass es ihn gab. Noch auf dem Weg zur Haltestelle summte sie die wunderbare Melodie vor sich hin. Auch während der Busfahrt ging ihr der Ohrwurm nicht mehr aus dem Kopf, so dass sie sich nicht auf Gedichte konzentrieren konnte und ausnahmsweise ihren »Ewigen Quell« in der Tasche ließ. Stattdessen sah sie aus dem Fenster und erfreute sich an den spätsommerlichen Farben.
    Am Waldfriedhof ging sie nicht direkt zum Grab, sondern schlenderte zunächst ziellos umher. Sie war lange nicht hier gewesen – aus gutem Grund. Doch wie sollte sie das Ludwig erklären? Und wie viel sollte sie ihm von diesem schrecklichen Wilfert erzählen? Am besten gar nichts, dann gab es auch keine

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