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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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wissen.
    »Na, der Mann aus dem Eis, der in den Ötztaler Alpen gefunden wurde. Er ist schon über fünftausend Jahre alt, war aber durch die Gefriertrocknung fast vollständig erhalten.«
    »Und der hatte flesh tunnels ?« Saskia sah Elfie ungläubig an.
    »So hieß das damals wahrscheinlich nicht.« Elfie schmunzelte. »Aber er hatte gedehnte Ohrlöcher. Wenn ich mich recht erinnere, war von sieben bis elf Millimetern die Rede. Außerdem hatte er noch über fünfzig verschiedene Tätowierungen.«
    »Klingt echt interessant, der Typ. Der war wohl ein Gesamtkunstwerk.« Saskia lachte, und zum ersten Mal meinte Elfie so etwas wie Begeisterung bei dem jungen Mädchen zu spüren.
    Sie wandte sich wieder ihren Unterlagen zu, konnte sich aber nicht so richtig konzentrieren. Zu viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf.
    Nach einer Weile hörte sie Saskia jammern: »Ich kann das einfach nicht, ich hab’s eben nicht mit Zahlen.«
    Das junge Mädchen brütete über den Hausaufgaben für die Berufsschule, ließ jetzt den Stift fallen und produzierte eine rosa Kaugummiblase nach der anderen.
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, schlug Elfie vor. »Mit Zahlen kenne ich mich aus. Was machen Sie denn gerade in Mathematik?«
    Sie stand auf und sah Saskia über die Schulter. »Hm, Gleichungen mit zwei Unbekannten. Solche Aufgaben habe ich schon lange nicht mehr lösen müssen. Obwohl ich es hier bei meiner Arbeit offenbar mit hunderten von Unbekannten zu tun habe.«
    »Nee, Zahlen sind einfach nicht meins. Das war ja auch der Grund, weshalb ich die Banklehre geschmissen habe. Meine Eltern waren ziemlich sauer, aber es ging einfach nicht.«
    »Und was hat bei der zweiten Lehrstelle nicht geklappt?«
    »Da hab ich’s mit Friseurin versucht. Das hat mir auch richtig Spaß gemacht.«
    »Aber?«
    Saskias Gesicht verdüsterte sich. »Beim Färben muss man doch die einzelnen Flüssigkeiten in der richtigen Zusammensetzung mischen. Und Prozentrechnung habe ich noch nie verstanden. Nachdem ich eine Kundin dunkelgrün und eine andere hellrosa gefärbt hatte, wollte der Meister mich nicht mehr behalten.«
    Elfie hatte Mühe, sich ein Lachen zu verkneifen.
    »Na, dann wollen wir mal sehen, ob wir das hier mit denbeiden Unbekannten hinkriegen.« Dabei stellte Elfie sich die beiden Unbekannten gerade dunkelgrün und hellrosa vor.
    Während sich Elfie und Saskia mit der Rechenaufgabe befassten, ging die Tür, und Trixi Liedke kam herein, an der Hand ein kleines Mädchen.
    Das musste Lena sein. Große blaue Augen, blonde Locken – ein kleiner Engel.
    »Die Kitagruppe hat heute geschlossen, weil zwei Erzieherinnen krank geworden sind«, erklärte Trixi. »Ich hoffe, Lena stört nicht allzu sehr. Aber Herr Knörringer hat erlaubt, dass ich sie mitbringe.«
    »So ein Schätzchen stört doch nicht«, beruhigte Elfie die junge Frau. »Komm, Lena, setz dich an Herrn Bornekamps Schreibtisch. Da kannst du malen. Hier hast du jede Menge bunte Stifte. Und schau mal, was da liegt! Eine Tüte mit Gummibärchen. Herr Bornekamp hat sicher nichts dagegen, wenn du ein paar davon isst. Nur nicht zu viele, sonst bekommst du Bauchschmerzen.«
    Zwar setzte sich Lena brav an den Schreibtisch, nahm einen Stift in die Hand, starrte Saskia jedoch dermaßen intensiv an, dass diese anfing zu lachen. »Magst du das mal anfassen?«
    Vorsichtig fuhr Lena mit einem Finger über die Piercings und kicherte, als Saskia ihr die Zunge herausstreckte.
    Dann malte sie. Ein Gesicht mit Ringen an der Stirn und einer großen roten Zunge mit einer runden Kugel mitten darauf. Auch die Ohren mit den Tunnel-Piercings vergaß sie nicht.
    »Schenkst du mir das?«, fragte Saskia. »Das hänge ich zu Hause an meine Pinnwand.«
    Lena nickte und begann gleich mit einem neuen Bild.
    Es klopfte an die Außentür. Nach einer kleinen Pause steckte Alex den Kopf durch den Spalt, schob sich dann ins Büro, Amadeus auf dem Arm.
    »Ich muss zu einer Dienstbesprechung zur Staatsanwaltschaft. Dahin kann ich Amadeus auf keinen Fall mitnehmen. Kann er vielleicht hierbleiben? Es dauert hoffentlich nicht lange.«
    »Nur herein mit ihm. Auf einen mehr oder weniger kommt es nun auch nicht an.«
    Als Alex sie schuldbewusst ansah, fügte Elfie schnell hinzu: »Das war nur Spaß. Amadeus kann sich im Garten hinten ein bisschen austoben. Gehen Sie nur.«
    Erleichtert atmete Alex auf und eilte davon.
    Lena war beim Anblick des Hundes gleich von ihrem Stuhl gehüpft und auf Amadeus zugegangen, um ihn zu

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