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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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Tränen aus den Augen liefen. Amadeus legte sich unter den Gartentisch, schnarchte einfach weiter.
    Und Elfie, ja, Elfie wusste, dass sie heute Abend ihr bordeauxrotes Notizbuch aus dem hintersten Winkel des Kleiderschranks endlich wieder hervorholen würde.

9.
    Alex wollte gerade aus dem Haus, da öffnete sich die Tür, und Thea stand vor ihr.
    »Ist jemand gestorben?«, fragte Thea erschrocken und sah an Alex hinunter.
    Alex folgte ihrem Blick. »Nein, nein! Das heißt ja doch – ich muss dienstlich auf eine Beerdigung.«
    Thea atmete auf.
    »Aber gut, dass Sie das sagen«, fuhr Alex fort und huschte schnell noch einmal ins Schlafzimmer, um ihren pinkfarbenen Seidenschal zu holen.
    Rasch steckte sie ihn in die Tasche. Schließlich wollte sie nach der Beerdigung ins Büro und musste dann nicht unbedingt aussehen wie eine trauernde Hinterbliebene.
    »Mit Amadeus war ich schon Gassi. Jetzt ist er fix und fertig und schläft auf seinem Hundesofa.« Alex hatte die Klinke der Haustür in der Hand, während Thea die Straßenschuhe gegen Hausschuhe wechselte.
    »Na, spätestens, wenn ich ihn gar nicht gebrauchen kann, dann wird mir Fettgesicht wieder vor den Füßen rumlaufen. Aber ich werde schon mit ihm fertig, gehen Sie nur. Lassen Sie die Mörder nicht warten!«
    Mit einem Lachen schloss Alex die Tür hinter sich und ging in die Garage.
    Als sie am Südfriedhof ankam, stieg Manni Schuler geradeaus einem funkelnden roten Sportwagen. Er ging einmal um das Auto herum und strich beinahe zärtlich über einen der Kotflügel. Als er Alex entdeckte, zog er hastig seine Hand zurück, hoffte wohl, dass sie seine Geste nicht mitbekommen hatte. Offenbar war der Wagen ganz neu. Ob er sich den schon mal von seinem zu erwartenden Erbe geleistet hatte?
    Der Jungunternehmer grüßte Alex mit einem knappen Kopfnicken und machte sich dann eilig auf den Weg zur Aussegnungshalle. Alex ließ sich etwas mehr Zeit.
    »Ist das nicht schrecklich? Jetzt ist der arme Jo tot. Ermordet!«
    Alex drehte sich um, als sie die Stimme hinter sich hörte, und erkannte Anneliese Neumann, die sich schwer atmend bemühte, zu Alex aufzuschließen.
    »Und haben Sie Manni gesehen mit diesem nagelneuen roten Flitzer? Gestern fuhr er noch einen uralten Kombi, mit dem er übrigens jede Menge Sachen aus Wilferts Haus abtransportiert hat. Diese wunderschöne alte Standuhr und all die anderen wertvollen Dinge, die Hilde und Jo im Laufe ihres Lebens angesammelt haben – er hat sie sich schon mal unter den Nagel gerissen.«
    Alex hörte aufmerksam zu, als Josef Wilferts Nachbarin fortfuhr: »Und dann habe ich mindestens drei Leute gesehen, denen er das Haus gezeigt hat. Darunter war auch eine Maklerfirma. Das ist doch wirklich pietätlos. Darf der das überhaupt?«
    Anneliese Neumann machte ihrer Empörung lautstark Luft, so dass Alex den Finger an die Lippen legte, weil sie nur noch wenige Meter von der Trauerhalle entfernt waren. Anneliese Neumann zog ein beleidigtes Gesicht, ging aber dann schweigend an Alex’ Seite hinein in die Halle.
    In der letzten Reihe sah Alex zu ihrer Überraschung Elfie stehen. Vielleicht war sie in irgendeiner Funktion für Pietas hier, aber ein bisschen merkwürdig war es schon.
    Auch Elfie wirkte erstaunt, als Alex neben sie trat und ihr die Hand drückte, wobei sie beinahe in die Dornen einer schwarzen Rose gegriffen hätte.
    »Irgendwie seltsam«, wisperte Elfie, »bei Frau Wilferts Beerdigung waren insgesamt acht Kerzenleuchter neben dem Sarg aufgestellt, sehr schön symmetrisch. Jetzt sind es nur sieben. Vielleicht ist die Dekoration davon abhängig, wer die Zeremonie leitet. Letztens war es Frau Knörringer, heute hat Carlos Knörringer alles arrangiert.«
    Jetzt bemerkte Alex den Bestatter, der etwas abseits stand und mit einer sparsamen Handbewegung den Einsatz für die Musik gab. Das »Ave Maria« erklang aus dem Hintergrund von einer CD.
    »Nicht schon wieder«, hörte sie Elfie murmeln und wunderte sich. Die Wiedergabe von Schuberts Lied war ausgesprochen einfühlsam und wohlklingend.
    Ein älterer Mann, offensichtlich der Trauerredner von Pietas, hielt eine kurze Ansprache. Er bemühte sich um ein paar persönliche Worte, erwähnte die besondere Tragik dieses Sterbefalls, vermied jedoch offen zu sagen, dass Josef Wilfert ermordet worden war.
    Nach ein paar Klängen zum Abschluss war die Zeremonie vorbei. Carlos Knörringer forderte mit einem Kopfnicken die Sargträger auf, den Sarg auf den mit schwarzem Tuch bedeckten

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