Radieschen von unten
streicheln.
»Vorsicht, Liebes, lass ihn erst einmal an deiner Hand schnuppern!«, meinte Trixi.
Lena streckte ihre Händchen aus, Amadeus schnüffelte und ließ sich dann mit stoischer Ruhe Lenas Zuwendung gefallen.
»Meinen Sie, die beiden könnten zusammen in den Garten?«, fragte Trixi.
»Ach, sicher, ich setz mich dazu und bewache Ihren kleinen Schatz.« Elfie schnappte sich einen Aktenordner und ging mit Kind und Hund in die kleine Grünanlage hinter dem Haus.
Lena war ganz begeistert, als Amadeus ein Stöckchen zurückbrachte, das Elfie geworfen hatte. Öfter als dreimal allerdings ließ sich der Spaß nicht wiederholen, dann war Amadeus erschöpft. Bettelnd setzte er sich vor Elfie.
»Oh, ich weiß schon, du möchtest sicher eine Praline,aber die habe ich nicht. Beim nächsten Mal gibt es einen Hundekuchen, versprochen.«
Amadeus trollte sich zu einem Schläfchen in eine Ecke. Elfie sah zum Himmel. Es sah nach Regen aus, lange würden sie nicht hierbleiben können, ohne nass zu werden. Sie hatte sich kaum auf die Bank gesetzt und ihren Ordner aufgeschlagen, da begann es auch schon zu tröpfeln.
»Schade, Lena, aber wir müssen wieder rein. Komm! Du auch, Amadeus!«
Lena war sichtlich enttäuscht, ließ sich aber brav an die Hand nehmen, während Amadeus langsam hinter ihnen her trottete.
»Ui, du stinkst«, stellte Elfie fest, als sie wieder drinnen waren. »Du stinkst nach nassem Hund.«
Sie überlegte kurz, öffnete dann die beiden Türen zur Halle und schob Amadeus hinein. Natürlich lief Lena hinterher. Zweifelnd sah Trixi Elfie an.
»Ach, eigentlich kann da nichts passieren«, meinte Elfie.
Alle versuchten, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, und eine Zeitlang hörte man nur Tastengeklapper, Papiergeraschel und ab und zu ein »Plopp« von Saskias Kaugummiblasen. Im Hintergrund redete Lena auf Amadeus ein.
Dann war es still.
»Ich weiß nicht, wenn Lena so ruhig ist, dann stimmt etwas nicht«, sagte Trixi nach einer Weile und stand auf.
In diesem Moment erscholl ein hoher spitzer Schrei.
»Juliane Knörringer«, rief Elfie mit unterdrückter Stimme und sprang ebenfalls auf.
Die beiden Frauen stürzten in die Empfangshalle, Saskia hinter ihnen her.
Juliane stand neben einem der Särge und starrte hinein. Elfie, Trixi und Saskia taten es ihr nach.
In seliger Umarmung lagen Lena und Amadeus in den blütenweißen Kissen des Sarges und schliefen, wobei Amadeus laut schnarchte.
»Was ist das für ein Kind?«, fragte Juliane Knörringer, rot vor Zorn.
»Das ist Lena, meine Tochter.« Trixi versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
»Unglaublich! Was hat Ihre Tochter hier zu suchen? Noch dazu in einem unserer teuersten Särge!«
»Frau Knörringer, bitte entschuldigen Sie. Aber ich wusste nicht, was ich machen sollte. Die Kita ist heute geschlossen, und Ihr Sohn …«, begann Trixi zu erklären.
»Sparen Sie sich Ihre Worte! Das wird Konsequenzen haben. Am liebsten würde ich Ihnen den Auftrag sofort entziehen.« Julianes Augen sprühten Funken. Mit fahrigen Bewegungen holte sie eine Pillendose aus der Jackentasche, öffnete sie und warf sich eine Tablette in den Mund. »Ganz zu schweigen davon, dass Sie meinen Blutdruck in gefährliche Höhen treiben.«
»Aber Ihr Sohn hat …«
»Lassen Sie sich das gesagt sein, ein für alle Mal: Finger weg von meinem Sohn!«
»Aber ich will nichts von …«
»Schluss jetzt mit diesem Aber! Gehen Sie an Ihre Arbeit und nehmen Sie das Kind mit. Wahrscheinlich gehört der Hund auch Ihnen!«
»Nein, der Hund gehört einer Bekannten von mir.« Elfie sah Juliane Knörringer fest in die Augen. »Ich habe ihn nur für ein paar Stunden in Obhut genommen. Sehen Sie doch mal, was für ein entzückendes Bild die zwei abgeben. Einfach herzig.«
Elfie lächelte auf das ungleiche Paar herab.
»Entzückend, herzig«, schnaubte Juliane Knörringer, »Das ist ja wohl die Höhe!«
Sie griff nach Amadeus’ Halsband und zerrte daran. Der Mops, unsanft aus dem Schlaf gerissen, schnappte nach ihr. Sie konnte ihre Hand gerade noch wegziehen.
»Raus! Raus hier aus meiner Empfangshalle!« Julianes Stimme überschlug sich. »Und schließen Sie die Türen hinter sich!«
Elfie nickte Trixi zu, griff sich Amadeus, während die junge Frau ihre Tochter auf den Arm nahm. Als sie im Büro waren, sagte niemand ein Wort.
Saskia, kreidebleich, nahm mit zitternden Fingern ihre Piercings heraus. Trixi wiegte die immer noch schlafende Lena, während ihr
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