Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
Vom Netzwerk:
natürlich. Das ist eine meiner leichtesten Übungen. Sie werden sich bald vor Aufträgen kaum noch retten können. Dann geht es finanziell wieder bergauf. Und was Ihre anderen Probleme betrifft …«, Elfie suchte nach den richtigen Worten, »… auch hier wird sich letztlich alles fügen – so oder so.«
    Sie lächelte Trixi aufmunternd zu und erhob sich voller Elan. »Kommen Sie, jetzt gehen wir wieder an die Arbeit. Es gibt viel zu tun.«

11.
    Alex parkte den Wagen in einer Seitenstraße und ging den restlichen Weg zum Pressehaus zu Fuß. Vielleicht bekam sie dadurch den Kopf wieder frei, in dem alle Gedanken um Hubert kreisten.
    Seit ihrem Streit hatten sie kein Wort mehr gewechselt. Gestern Abend war Hubert erst sehr spät nach Hause gekommen, da hatte sie schon geschlafen. Heute Morgen war sie bereits um sechs Uhr aufgewacht und hatte sich leise aus dem Haus geschlichen. Warum eigentlich?
    Es wäre noch Zeit für ein gemeinsames Frühstück gewesen. Aber sie wollte, dass Hubert den ersten Schritt zur Versöhnung tat. Immerhin hatte er einen Fehler begangen.
    Wie konnte er nur mit dieser blöden Corinna über etwas so Intimes sprechen? Ob und wann sie Kinder planten, ging nun wirklich niemanden etwas an – schon gar nicht diese neugierige Ziege, die unter Garantie selbst ein Auge auf Hubert geworfen hatte.
    Aber war das wirklich der einzige Grund für ihren Zorn? War ihre Reaktion nicht ein bisschen übertrieben? War sie einfach eifersüchtig? Hatte sie vielleicht Angst davor, sich mit dem Thema Kinder auseinanderzusetzen?
    Sie fand keine Antwort auf diese Fragen, verspürte jedoch ein zunehmend flaues Gefühl im Magen. Energisch schob Alex jeden Gedanken an Hubert beiseite.
    Sie war beim Pressehaus angekommen und öffnete die Tür zum Café »Extrablatt«. Mehrere Tische waren besetzt, doch nur ganz rechts am Fenster saß ein Mann allein.
    Das musste der Journalist sein, der sie um ein persönliches Treffen gebeten hatte. Aufgrund seiner lebhaften Stimme am Telefon hatte Alex ihn sich jünger vorgestellt. Jetzt schätzte sie ihn – nicht zuletzt wegen seiner graumelierten Haare – auf mindestens fünfzig Jahre. Er hatte einen Stapel Zeitungen vor sich und las konzentriert in einer davon.
    »Julian Jacobs?«, fragte Alex.
    Der Angesprochene schreckte aus seiner Lektüre hoch und sah Alex über seine Lesebrille hinweg an. »Ja, das bin ich. Schön, dass Sie kommen konnten, Frau von Lichtenstein.«
    Mit einem entschuldigenden Lächeln legte er die Zeitung beiseite. »Man muss immer auf dem Laufenden sein über das, was die Konkurrenz so schreibt.«
    Alex setzte sich und bestellte einen Tee. »Also, Herr Jacobs, Sie haben Informationen über Josef Wilfert, die Sie mir am Telefon nicht mitteilen konnten. Worum genau geht es?«
    »Ich habe den Zeugenaufruf gesehen und dachte, ich sollte mich bei der Polizei melden.«
    »Kennen Sie Herrn Wilfert? Haben Sie ihn zur fraglichen Zeit gesehen?« Alex beugte sich gespannt vor.
    »Nein, weder noch. Aber wir haben telefoniert. Er hat mir eine interessante Story über kriminelle Bestatter angekündigt.«
    Alex brauchte einen Moment, um das Gehörte zu verarbeiten. Kriminelle Bestatter – automatisch hatte sie das Bild von Elfie Ruhland bei Pietas vor Augen. Nein, bitte nicht, dachte sie.
    »Warum hat Herr Wilfert sich ausgerechnet an Sie gewandt?«, fragte Alex und schluckte den Rest des Satzes herunter.
    Warum kamen die Menschen nicht zur Polizei?
    Jacobs schien sie trotzdem verstanden zu haben. »Wenn Sie damit meinen, warum der Mann sich nicht bei der Polizei gemeldet hat, darüber kann ich nur spekulieren.«
    Seine Mundwinkel verschoben sich leicht nach oben – zu einem sparsamen Lächeln, das sehr herablassend wirkte.
    »Aber es ist ja kein Geheimnis, dass viele Bürger das Vertrauen in die Fähigkeiten der Justiz verloren haben. Die Presse wird nicht umsonst als vierte Gewalt im Staat bezeichnet. Manche Straftat wird nur durch investigativen Journalismus aufgedeckt.«
    Alex atmete tief durch und versuchte, sich ihren Ärger nicht anmerken zu lassen. Das war doch dummes Geschwätz.
    Betont ruhig sagte sie: »Da haben Sie vielleicht recht. Aber es gibt auch unzählige Beispiele, wo die Presse die Arbeit der Justiz behindert oder durch einseitige Berichterstattung erschwert.«
    Jacobs zog die Augenbrauen hoch und setzte zu einer Erwiderung an.
    Doch Alex kam ihm zuvor. »Herr Jacobs, ich bin nicht hier, um mit Ihnen über die Verdienste oder die Vergehen der

Weitere Kostenlose Bücher