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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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zulächelte,spürte sie, dass er nicht ihretwegen gekommen war. Schon zwängte er sich an ihr vorbei und trat zu Trixi.
    Diese war so vertieft in ihre Arbeit, dass sie Carlos nicht hatte kommen hören und zusammenzuckte. Beschwichtigend legte ihr Carlos eine Hand auf den Arm.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er. »Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    Seine Hand blieb auf ihrem Arm liegen. Trixi schien nichts dagegen zu haben.
    Elfie hielt den Zeitpunkt für gekommen, die beiden allein zu lassen. Sie murmelte etwas von »Kaffee«, ging in den Flur, schloss die Tür hinter sich und machte sich an der Maschine zu schaffen. Sie wollte sich nicht allzu weit entfernen, falls Juliane Knörringer aus dem Chefbüro auftauchen sollte. Derzeit telefonierte sie zwar lautstark, doch das konnte sich schnell ändern.
    In Zeitlupe füllte Elfie Kaffeebohnen in den Automaten, holte frisches Wasser und begann schließlich, jedes Einzelteil der Maschine feucht abzuwischen.
    Juliane hatte ihr Telefonat offenbar beendet. Elfie ließ ihre Tür nicht aus den Augen, während sie das Gerät auf Hochglanz polierte.
    Ein paar Minuten später öffnete sich die Tür des Chefbüros. Elfie sprang sofort zur Feuerschutztür, klopfte kurz an und riss die Tür auf.
    Carlos und Trixi saßen dicht nebeneinander und blickten auf den Computerbildschirm. Ihre Schultern berührten sich. Gleichzeitig drehten sie ihre Köpfe und sahen Elfie fragend an.
    Was für ein schönes Paar, dachte Elfie und zischte ihnen leise zu: »Achtung, die Chefin!« In normaler Lautstärke fügte sie dann hinzu: »Der Kaffee kommt gleich.«
    Die beiden rührten sich nicht. Elfie eilte in den Flur zurück und blieb in der Tür stehen, um Juliane den Weg und die Sicht zu versperren. Fieberhaft suchte Elfie ein Thema, mit dem sie Juliane aufhalten konnte.
    »Frau Knörringer«, setzte sie an. »Die Kaffeemaschine …«
    »Was ist mit der Kaffeemaschine?«, fragte Juliane und wandte sich dem Gerät zu. »Ist das etwa schon wieder eine neue? Die glänzt ja so. Haben wir jetzt zu viel Geld, oder was?«
    »Nein, nein. Das ist immer noch dieselbe.« Elfie konnte sich nur mühsam ein Grinsen verkneifen. »Ich habe sie gerade geputzt. Dabei ist mir aufgefallen, dass sie einmal entkalkt werden müsste.«
    »Ja und? Das ist doch nicht meine Aufgabe«, blaffte Juliane Knörringer. »Sagen Sie es Frau Weiss, wenn sie geruht, mal wieder zu erscheinen.«
    Der Drache, wie er leibte und lebte.
    »Frau Weiss ist diese Woche in der Berufsschule«, erklärte Elfie. »Aber ich werde Zitronensaft besorgen und ihn ein paar Mal durchlaufen lassen. Das ist schonender als die chemischen Kalklöser und außerdem billiger.«
    Juliane musterte Elfie mit neuem Interesse.
    »Endlich mal jemand mit Kostenbewusstsein«, sagte sie. »Aber lassen Sie sich eine Quittung für den Zitronensaft geben.«
    Bei diesen Worten schob sie sich an Elfie vorbei. »Carlos, wo steckst du denn? Ich muss unbedingt etwas mit dir besprechen.«
    Erleichtert stellte Elfie fest, dass Carlos inzwischen an Bornekamps Schreibtisch saß. »Trixi und ich sind aber noch nicht fertig mit …«, setzte Carlos an.
    »Was heißt hier Trixi ?«, fiel ihm Juliane mit schneidender Stimme ins Wort. »Wie intim bist du denn jetzt mit den Angestellten? Pass nur auf, dass dich Trixi «, sie spie den Namen förmlich aus, »nicht wegen sexueller Belästigung verklagt. Das ist heute der Renner, um seinen Chef fertigzumachen.«
    Trixi wandte sich ab und starrte auf ihren Bildschirm. Carlos stand auf und ging auf Juliane zu, die Hände beschwichtigend erhoben. »Aber Mutter, jetzt beruhige dich wieder. Denk an deinen Blutdruck.«
    »Du sollst mich nicht so nennen.« Julianes Stimme überschlug sich. »Und außerdem will ich mich nicht beruhigen. Du verstehst offenbar nicht, was du hier anrichtest.«
    Sie schob ihn energisch in Richtung Tür. »Wir haben Wichtigeres zu tun. Das Friedhofsamt hat gerade angerufen. Der Stadtrat erhöht die Grabgebühren. Da müssen wir unsere Preise anpassen.«
    Fassungslos sah Elfie den beiden hinterher. Als sie verschwunden waren, holte sie verstohlen ihr Notizbuch aus der Tasche und warf einen raschen Blick zu Trixi hinüber. Doch diese saß immer noch reglos da und starrte vor sich hin.
    Schnell fügte Elfie zwei rote Minusstriche zu Julianes Konto hinzu – einen für ihre Schikanen gegenüber Carlos und Trixi und einen für ihre »Anpassung« der Preise, womit sie sicherlich eine saftige Erhöhung meinte.

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