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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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danach gegriffen. Dein Notizbuch hat mir schon immer gut gefallen. Nur habe ich ein kleineres Format gewählt, das ich besser verstauen kann. Und ein Exemplar mit einem schwarzen Kreuz vorn drauf gab es leider nicht.«
    Das war wohl auch besser so, dachte Elfie, die sich langsam von ihrem Schrecken erholte.
    Paul-Friedrich schlug das bordeauxfarbene Büchlein auf und las daraus vor: »Beim Tango gibt es keine festgelegte Choreographie, sondern verschiedene Schrittelemente,Drehungen und Techniken, die in beliebiger Weise kombiniert werden können.« Er sah auf. »Das hört sich doch gar nicht so schwierig an, oder?«
    Elfie wiegte den Kopf hin und her. Sie dachte an Carlos und Juliane Knörringer. Einfach hatte das nicht gerade ausgesehen.
    Paul-Friedrich blätterte schon weiter. »Die tangospezifische Begegnung zweier Menschen involviert Körperteile von Auge bis Zeh. Psychische Aspekte beinhalten Melancholie, Eifersucht, Erotik und Sex.« Er räusperte sich. »Hm, vielleicht nicht gleich alles auf einmal.«
    »Das wäre in der Tat ein bisschen viel auf unsere alten Tage.« Elfie amüsierte sich und trank noch einen Schluck Prosecco. Sie fühlte sich schon ganz entspannt.
    »Und jetzt kommt mein Lieblingszitat.« Paul-Friedrich hatte eine weitere Seite aufgeschlagen. »Tango ist weit mehr als ein Tanz. Er verkörpert Leidenschaft, Philosophie und Poesie.« Er ließ das Buch sinken. »Das klingt doch wunderschön.«
    »Aber ob das bei uns Späteinsteigern auch leidenschaftlich, philosophisch und poetisch aussieht, wage ich zu bezweifeln.« Elfie grinste und prostete Paul-Friedrich erneut zu. Dann sah sie auf die Uhr. »Wir sollten uns auf den Weg machen. Sonst verpassen wir noch die Einführung.«
    Schon im Treppenhaus hörten sie leise Tangomusik. Die Räumlichkeiten der Tanzschule gefielen Elfie auf Anhieb. Ein großer, langgestreckter Saal mit Spiegeln an einer Wand und kleinen Bistrotischen am Rand der Tanzfläche.
    Sie suchten sich einen freien Platz und sahen sich interessiert um. An den Wänden hingen große Fotos von Tangotänzern in Aktion sowie stimmungsvolle Bilder in verschnörkeltenRahmen. In einer Ecke stand ein alter Flügel und daneben ein ausladendes, mit Gold verziertes Sofa, dessen roter Plüsch schon leicht verschlissen war.
    Elfie fühlte sich hier wohl, auch Paul-Friedrich schien die Atmosphäre zu gefallen.
    »Es gibt sogar Kaffee und Kuchen«, stellte er erfreut fest.
    »Das hatte ich mir bei einem Tangocafé auch so vorgestellt«, sagte Elfie schmunzelnd. »Aber zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen.«
    Die Musik verstummte. Ein Mann und eine Frau mittleren Alters – offenbar die Besitzer der Tanzschule – baten um Aufmerksamkeit.
    »Herzlich willkommen zu unserer kostenlosen Schnupperstunde, die jeden Samstag vor dem Tangocafé stattfindet«, sagte der Mann. »Alle, die mitmachen möchten, bitte auf die Tanzfläche.«
    Paul-Friedrich sprang auf und sah Elfie auffordernd an.
    »Sollen wir nicht lieber erst einmal zusehen?«, flüsterte Elfie.
    »Ach was«, sagte Paul-Friedrich. »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das macht bestimmt Spaß.«
    Er zog Elfie von ihrem Stuhl hoch und führte sie auf die Tanzfläche. Dort hatten sich mittlerweile sechs Paare ganz unterschiedlichen Alters eingefunden.
    »Das wichtigste Grundelement beim Tango ist einfaches Gehen«, erklärte der Lehrer. »Jeder, der gehen kann, kann auch Tango tanzen. Wir bewegen uns jetzt im Rhythmus der Musik durch den Raum, jeder für sich.«
    Widerstrebend ließ Paul-Friedrich Elfies Hand los, wich ihr jedoch nicht von der Seite. Die Musik erklang, und Elfie setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Der Tangolehrer klatschte den Takt dazu.
    »Das ist ja ganz einfach«, raunte Paul-Friedrich ihr zu.
    Und schon war er aus dem Takt und blieb hinter Elfie zurück. Sie ging einfach weiter, fühlte sich von der Musik wie getragen.
    Nach dem ersten Stück ergriff die Tanzlehrerin das Wort. »Natürlich tanzen wir nicht allein, sondern als Paar. Da kommt el abrazo ins Spiel, die Umarmung.«
    Sie stellte sich ihrem Mann gegenüber auf, die beiden erhoben langsam die Arme, bewegten die Oberkörper aufeinander zu und verschmolzen allmählich zu einer Figur.
    »Wie schön«, wisperte Paul-Friedrich, postierte sich sofort Elfie gegenüber und hob die Arme.
    »So soll es jedenfalls einmal aussehen«, fuhr die Tangolehrerin fort. »Für den Anfang ist es jedoch mit einer offenen Tanzhaltung einfacher.«
    Sie löste sich ein wenig von

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