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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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Kränze aufgehängt. Was für ein wunderbares Ordnungssystem! Es wäre ja auch nicht auszudenken, wenn der Fahrer scharf bremsen musste undhinten alles durcheinanderfiel, sich gar eine Urne öffnete und …
    Elfie untersuchte den Sarg sorgfältig und atmete auf, dass auch dieser fest verstaut war.
    »Wo soll ich da noch hin?«, fragte Trixi ratlos.
    »Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, antwortete Elfie resolut. »Entweder Sie quetschen sich auf eine Seite unter die Halterungen, oder Sie legen sich oben auf den Sarg.«
    Als sie sah, dass Trixi erbleichte, fügte sie beruhigend hinzu: »Vielleicht liegt noch niemand drin. Und selbst wenn, stört es ihn auch nicht mehr.«
    Sie nahm Trixis Arm und schob sie in den Wagen.
    »Ich will nicht auf den Sarg«, wisperte Trixi und robbte sich auf der linken Seite unter den Haken entlang.
    »Na bitte, geht doch«, sagte Elfie zufrieden und schloss die Türen.
    Als sie das Auto langsam die Einfahrt entlangrollen ließ, machte sich ein Hochgefühl in ihr breit. Immer schon hatte sie davon geträumt, einmal einen Leichenwagen zu fahren. Sie kam sich vor wie der Kapitän eines großen Schiffes.
    Bevor sie auf die Straße hinausfuhr, warf sie einen kontrollierenden Blick in den Rückspiegel. Durch das Fenster der Trennscheibe war nur ein Teil vom Sarg zu sehen. Trixi war gut verborgen. Beruhigt fuhr Elfie weiter.
    Auf der Straße fiel ihr Blick als Erstes auf einen protzigen schwarzen Geländewagen mit dunkel getönten Scheiben. Daran lehnte in betont lässiger Pose ein Mann, der ebenfalls ganz in Schwarz gekleidet war und eine verspiegelte Sonnenbrille trug, obwohl der Himmel bedeckt war.
    Das musste Harry sein. Er telefonierte und gestikulierte wild dabei herum.
    Elfie gab Gas und behielt Harry im Rückspiegel im Auge.Zu ihrem Entsetzen stieg er in sein Auto, parkte aus und folgte ihr.
    Stocksauer auf Hubert, auf Amadeus und auf die Politesse, die ihr die Verwarnung verpasst hatte, hätte Alex beim Ausparken beinahe ein Taxi gerammt. Nachdem sich ihr Herzschlag wieder einigermaßen beruhigt hatte, fuhr sie schnurstracks zu der kleinen Boutique, in der sie gestern ein Kleid im Schaufenster gesehen hatte. Ein nachtblaues Etuikleid zu einem Preis, der ihr fast körperliche Schmerzen bereitete. Egal.
    Während Amadeus es sich sofort unter einem der herumstehenden Sesselchen bequem machte, holte die Verkäuferin ohne großes Lamento das Kleid von der Büste.
    »Ein Pariser Modell«, erläuterte sie mit einem Lächeln.
    Alex lächelte zurück. Pariser Modell, genau das Richtige für ihre Stimmung.
    »Wie für Sie gemacht! Es hat die gleiche Farbe wie der Saphir in Ihrem Ring!«, rief die junge Frau, als Alex aus der Umkleidekabine vor den Spiegel trat.
    »Aber ist der Ausschnitt nicht etwas gewagt?«, zweifelte Alex.
    »Nicht die Spur!«, kam es überzeugend zurück. »Außerdem können Sie ja immer noch ein Tuch umlegen. Das trägt man doch ohnehin gerade. Vielleicht in türkis oder pink? Da hätte ich etwas sehr Hübsches da.«
    »Nein, nein, einen pinkfarbenen Schal habe ich zu Hause«, versicherte Alex.
    Ehe sie sich versah, hatte sie das nachtblaue Kleid mit einer dazu passenden Clutch gekauft und trug die edle Tüte mit dem ebenso edlen Inhalt zum Kofferraum ihres Wagens.
    Zum Glück gab es im Büro nur Routinekram zu erledigen. Keine Anrufe. Wieso eigentlich keine Anrufe? Stirnrunzelnd sah sie auf das Display ihres Handys. Keine SMS von Hubert, kein Dankeschön, dass sie sich so abgehetzt hatte. Na, der saß vermutlich im Speisewagen des TGV und ließ es sich gutgehen. Mit Corinna Rieker!
    Alex ging ausnahmsweise pünktlich nach Hause, hätte beinahe vergessen, Amadeus mitzunehmen, der unter ihrem Schreibtisch schlief. In Gedanken war sie beim kommenden Abend mit Dr. Prinz im Königshof.
    Hatte sie überhaupt Schuhe zu dem neuen Kleid? Sie stellte ihren Schuhschrank auf den Kopf, und die silbernen Sandaletten, die Lydia ihr für angeblich teures Geld bei einem Versandhandel bestellt hatte, fielen ihr in die Hände. Ja, die würden auf jeden Fall passen. Sie könnte die silbernen Armreifen dazu tragen, Familienerbstücke. Und den mattsilbernen Halbmond anstecken, den ihr Großvater von einer Orientreise mitgebracht hatte. Der würde auch von dem großzügigen Ausschnitt des Kleides ablenken. Oder ihn betonen, stichelte eine vorwitzige Stimme in ihrem Hinterkopf.
    Nachdenklich sah sie auf den Verlobungsring an ihrem Finger. Sie drehte den Stein nach unten. O je, da sah sie gleich

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