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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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zögerlich: »Sie fragen sich bestimmt, wo der Pelzmantel und der Schmuck der Verstorbenen geblieben sind.«
    Elfie nickte gehorsam, obwohl ihr völlig klar war, dass Juliane die Sachen beiseitegeschafft und wahrscheinlich verkauft hatte.
    »Die ganze Angelegenheit ist für unser Unternehmen furchtbar peinlich.« Carlos fuhr mit einem Finger unter seinem Hemdkragen entlang und holte dann tief Luft. »Es muss sich um ein Missverständnis handeln, dem ich allerdings noch nicht auf den Grund gekommen bin.«
    »So, so, ein Missverständnis.« Elfie musste sich beherrschen, um nicht mit ihrem Wissen herauszuplatzen. »Was sagt denn Ihre Mutter dazu?«, fragte sie vorsichtig.
    Carlos sank ein wenig in sich zusammen. »Juliane benimmt sich in letzter Zeit sonderbar. Ich glaube, sie ist in den Wechseljahren, obwohl sie es vehement abstreitet. Und ihr hoher Blutdruck macht ihr wohl auch zunehmend Probleme, zumal sie sich weigert, regelmäßig ihre Medikamente zu nehmen. Sie hat es rundheraus abgelehnt, mit mir über den Vorfall zu sprechen. Das ginge mich nichts an, sondern sei eine Sache zwischen Martin Ritter und ihr.«
    Carlos schluckte und betrachtete Elfie prüfend, bevor erfortfuhr. »Und dann hat sie behauptet, bei Martin sei schon einmal Schmuck verschwunden. Aber das kann ich nicht glauben. Martin ist ein so geradliniger Mensch. Wir arbeiten seit Jahren zusammen. Nie hat es den leisesten Verdacht gegeben, dass er etwas mitgehen lässt.«
    »Martin Ritter war es bestimmt nicht.« Elfie konnte ihre Empörung kaum im Zaum halten.
    Jetzt versuchte Juliane auch noch, den Verdacht auf den armen Martin zu lenken. Das setzte dem Ganzen die Krone auf. Wieder sah Elfie die steile Kellertreppe vor sich. Hoffentlich kam der Drache nicht gar so spät nach Hause. Sie wollte sich heute noch mit Paul-Friedrich treffen.
    »Aber irgendwo müssen der Pelzmantel und der Schmuck von Frau Gebhard geblieben sein.« Carlos zuckte ratlos mit den Schultern. »Was soll ich nur tun? Die Familie hat mit einer Strafanzeige gedroht, wenn sie die Sachen nicht zurückbekommt. Sobald das publik wird, ist der Ruf von Pietas dahin, und wir können das Geschäft gleich schließen. Dabei haben wir gerade erst den Rolls Royce angeschafft und lassen ihn für teures Geld zum Luxus-Bestattungswagen umbauen. Auf dieses Sahnehäubchen unserer Flotte hatte ich mich schon so gefreut.«
    Elfie erhob sich, ging um den Schreibtisch herum und strich Carlos aufmunternd über den Rücken. Natürlich hatte er recht. In dem Fall wäre Pietas innerhalb kürzester Zeit ruiniert. So weit durfte es nicht kommen, denn dann stünde Carlos vor dem Aus.
    »Herr Knörringer«, sagte sie so sanft wie möglich. »Nun lassen Sie den Kopf nicht hängen. Es gibt für alle Probleme eine Lösung. Sie konzentrieren sich jetzt auf das Wichtigste. Sie müssen den Pelzmantel und den Schmuck wiederfinden. Stellen Sie Ihre Mutter zur Rede. Sie muss doch etwas darüberwissen. Lassen Sie nicht locker, bis Sie eine Antwort bekommen.«
    Carlos nickte und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf.
    »Sie haben einen Blick für das Wesentliche, Frau Ruhland. Ich werde Ihren Rat beherzigen und einen Schritt nach dem anderen tun.«
    »Das ist der richtige Ansatz.« Elfie lächelte erfreut. »Jetzt muss ich wieder an die Arbeit. Wenn Ihre Mutter zurückkommt und Sie mit ihr gesprochen haben, richten Sie ihr doch bitte aus, dass ich sie heute noch dringend brauche.«
    »Natürlich.« Carlos wandte sich wieder seinen Beerdigungsfotos zu.
    Als Elfie den Flur hinunterging, sah sie Trixi in der offenen Feuerschutztür zum Büro stehen. Sie trug bereits ihre Jacke und hatte ihre Tasche umgehängt.
    »Sie sind schon auf dem Sprung«, sagte Elfie. »Dann einen schönen Feierabend. Und grüßen Sie Lena von mir.«
    Erst als sie näher kam, bemerkte Elfie, dass Trixi unnatürlich blass war und ihre Hände zitterten.
    »Was ist denn los?«, fragte sie erschrocken, zog Trixi ins Büro und setzte sie auf einen Stuhl. »Ist etwas mit Lena?«
    Trixi schüttelte den Kopf.
    »Ich wollte eben schon gehen«, sagte sie so leise, dass Elfie sie kaum verstehen konnte. »Aber als ich aus der Einfahrt kam, stand Harry plötzlich dort. Er fing sofort an, mich zu beschimpfen. Ich würde mich mit anderen Männern herumtreiben. Das würde er nicht dulden. Ich sei immer noch seine Frau, und er wolle mich jetzt wiederhaben.«
    Trixi stockte und kämpfte mit den Tränen.
    Elfie drückte ihr ein Taschentuch in die Hand.

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