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Radikal führen

Radikal führen

Titel: Radikal führen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard K. Sprenger
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unser Arbeitsleben, ist diese: Sie haben gewählt, Ihr Spiel nicht allein zu spielen. Auf dem Spielfeld, auf dem Sie spielen, spielen noch andere: Ihre Mitarbeiter, Ihre Kollegen, Ihr Chef. Und diese Wahl hat Konsequenzen. Sie sind auf die anderen angewiesen, wenn Sie erfolgreich sein wollen. Sie können nur gemeinsam mit ihnen gewinnen. Sie werden also in dem Spiel nur erfolgreich sein, wenn Ihre Mitspieler auch erfolgreich sind. Verlieren Ihre Mitspieler die Lust am Spiel, wird die Qualität des gemeinsamen Spiels sinken. Deshalb ist es in Ihrem eigenen Interesse, den anderen mitgewinnen zu lassen. Das bedeutet, einen Teil Ihrer Interessen zugunsten des gemeinsamen Spiels zu opfern. Weil Sie wissen, dass Sie Kompromisse machen müssen. Ja, natürlich, Sie können sich Ihre Berufssituation noch etwas idealer vorstellen. Aber Sie schauen nicht auf das, was fehlt, sondern auf das, was möglich ist. Es ist einfach unintelligent, über den Mangel zu klagen. Sie haben sich entschieden und können sich täglich neu entscheiden, dafür oder dagegen. Wenn Sie sich aber dafür entscheiden, müssen Sie Zusammenarbeit als Kern des Spiels anerkennen. Wie eine Spielregel. Und zu dieser Spielregel mit ganzem Herzen »Ja!« sagen.
    Entschiedenheit ist das Geheimnis. Entschiedenheit verändert die Situation vollständig. Plötzlich wirkt die Situation anders – obwohl die Faktenlage dieselbe ist. Weil Sie bewusst gewählt und anderes abgewählt haben. Ohne eine bewusste Entscheidung für ein Unternehmen als Kooperations-Arena, ohne einen klaren Blick auf den Preis, der dafür zu zahlen ist, also: ohne Commitment, gibt es keine belastbare Zusammenarbeit.
    Aus der Forschung wissen wir, dass Firmen, die länger als 200 Jahre existieren, sich in erster Linie als menschliche Gemeinschaft verstehen und erst in zweiter Linie als Geldmaschine. Voraussetzung für den Erfolg dieser Unternehmen scheint es zu sein, zu hundert Prozent loyal zueinanderzustehen und null Prozent für interne Gefechte zu verwenden. Wenn Sie also wirklich langfristig erfolgreich sein wollen, müssen Sie mehr als nur miteinander arbeiten, dann müssen Sie füreinander arbeiten.
    Damit zu beginnen, dafür gibt es keinen besseren Zeitpunkt als jetzt. Sie werden vielleicht an die Sonthofen-Strategie von Franz Josef Strauß denken, wonach die Verhältnisse sich erst verschlimmern müssen, bevor sinnvoll interveniert werden kann. Und Sie können zu keinem Zeitpunkt sicher sein, ob die Wende zu mehr Zusammenarbeit gelingt, selbst wenn Sie sie beherzt angehen. Aber sie ist auch niemals komplett unwahrscheinlich. Denn viel, nein: alles spricht dafür. Wenn Sie Zusammenarbeit mit dem Erwartungsnutzen – Sie werden schneller, effizienter, erfolgreicher – multiplizieren, ergibt sich daraus etwas wirklich Großes. Was aus dieser Wurzel wächst, hat Kraft. Alles andere bleibt schwach.
    [Bild vergrößern]

Zweite Kernaufgabe:
Transaktionskosten senken
Was sind Transaktionskosten?
Knappheit
    Wie heißt das Problem, auf das »Ökonomie« die Antwort ist? Mit dieser zunächst etwas seltsam anmutenden Frage wenden wir uns der zweiten Kernaufgabe von Führung zu. Es muss ja einen »radikalen« Grund (im Sinne von »tief liegend«) dafür geben, dass es so etwas wie die Wirtschaft gibt. In welchem menschlichen Bedürfnis gründet sie? Welche Nachfrage befriedigt sie?
    Knappheit. So heißt das Problem, für das Ökonomie die Antwort ist. So heißt das Radikal der Wirtschaft. Wir leben in einer Welt nach dem Sündenfall, wurden aus dem Paradies hinausgeworfen. Knapp waren die Dinge daher schon in der aristotelischen Polis, weshalb man einen Haushalt erstellte, den oikos. Und irgendetwas ist auch heute irgendwo für irgendjemanden knapp: Lebensmittel, Rohstoffe, Boden, Zeit, Geld, Arbeitskräfte,technische Lösungen. Also sucht dieser Jemand nach Orten, Möglichkeiten und Quellen, um diese Knappheit aufzufüllen. Diesen Suchprozess nennt man gemeinhin »Markt«. Der Markt ist ein »Signalapparat« (Alfred Müller-Armack), der Knappheitsverhältnisse anzeigt und Angebot und Nachfrage zusammenbringt. Unter optimalen Bedingungen (wenn zum Beispiel alle Marktteilnehmer über dieselben Informationen verfügen) gelingt es dem Markt, Knappheit in kurzer Zeit auszugleichen.
    Nun kann es aber sein, dass das Vertrauen in diesen Suchprozess geschwunden ist oder aber aus ideologischen Gründen nie vorhanden war. Zum Beispiel findet sich kein Angebot für eine Nachfrage – jedenfalls nicht zu

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